Ungefähr 3,8 Millionen Verpflegungsautomaten (englisch: Vending Machines) gibt es derzeit in Europa, die von rund 10000 Unternehmen betrieben werden, die meisten davon Familienbetriebe. Gut 60 % der Automaten liefern heiße Getränke, 40 % verkaufen Produkte, für die Kühlung benötigt wird, von Sandwichs über kalte Getränke und warme Mahlzeiten bis hin zu Snacks. Hinzu kommen rund 3,1 Millionen Wasserspender, für die ebenfalls Kühlung benötigt wird.
Mädchen für alles: der Operator
Im Mittelpunkt der gesamten Kette steht der sogenannte Operator. Das kann beispielsweise ein eigens für diesen Bereich ausgebildeter Automatenfachbetrieb sein oder aber auch ein Kältefachbetrieb. Der Operator tritt in Kontakt mit zahlreichen Segmenten aus Handel und Industrie. Da wäre zunächst einmal der Hersteller des Automaten, der sein Gerät an den Operator verkauft. Dann natürlich der Nahrungsmittel- oder Getränkelieferant, zumeist der Lebensmittelgroßhandel, mit dessen Produkten der Automat bestückt werden soll. Und dann natürlich der Lieferant der Becher oder Tassen bei Getränkeautomaten.
Eine zunehmend wichtige Rolle spielen auch die bargeldlose Zahlung und die dafür erforderlichen elektronischen Systeme. Ein umfangreiches Aufgabengebiet also, das vom Operator entsprechende Kompetenz und Flexibilität fordert. Frank Heuberger, Bundesinnungsmeister und Geschäftsführer der Heuberger Kälte-Klima GmbH dazu: Unser Betrieb ist seit den fünfziger Jahren im Bereich der Verpflegungsautomaten tätig. Ein spannendes, aber auch sehr arbeitsintensives Aufgabenfeld, schon allein was die regelmäßige Bestückung der Automaten anbelangt. Manche müssen bis zu zwei Mal am Tag angefahren und nachgefüllt werden! Außerdem sollte man sich mit Lebensmitteln auskennen. So ist z.B. für viele Produkte ein Kühlraum für die temperaturgerechte Lagerung erforderlich, es gilt das first in first out Prinzip etc. Ganz zu schweigen von der kompletten Technik inklusive Kälte, denn als Operator ist man natürlich auch für Wartung und Service verantwortlich. Trotzdem: der Aufwand lohnt sich!
Andere Geschäftsmodelle
Als Operator bedarf es allerdings einer gewissen Finanzkraft, da der Betrieb in diesem Fall die Investition für die Automaten selbst übernimmt und so in Vorleistung tritt, bis sich das Gerät rentiert. Für Kältefachbetriebe, die sich für die Anwendung Verpflegungsautomaten interessieren, aus diesem Grund aber nicht (gleich) den Schritt zum Operator machen wollen, gibt es auch andere Geschäftsmodelle.
Eine Möglichkeit besteht darin, Service und Wartung der Kälteaggregate für einen Operator zu übernehmen, der nicht aus dem Bereich der Kältetechnik kommt. Die Heuberger GmbH geht sogar noch weiter und bietet eigens auf die Anforderungen von Verpflegungsautomaten abgestimmte Schulungen für Industriemechaniker und Automatenfachbetriebe an. Meistens beschränkt sich die Kältetechnik in einem Verpflegungsautomaten auf eine kleine kapillare Kälteanlage. Auf diese Technik sind unsere Schulungen abgestimmt, erklärt Heuberger. Manche Automaten sind auch mit Einschubkältesätzen ausgestattet, die vor Ort einfach ausgetauscht werden können, ohne dass der Installateur in den Kältekreislauf eingreifen muss. Bei einer solchen Lösung arbeitet der Kältefachbetrieb mit dem Automatenhersteller zusammen, um entsprechende Lösungen zu entwickeln bzw. zu bauen.
Ein weiterer Einstieg bietet sich über die Schanktechnik an. Für Kältefachbetriebe, die bereits in diesem Bereich tätig sind, stellen an das Festwassernetz angeschlossene Wasserspender eine gute Verbindung dar. Auch hier wird Kältetechnik benötigt, Vorschriften und Vorgehensweisen sind in weiten Teilen identisch und der Schritt zum Verpflegungsautomaten ist schnell gemacht. Zudem erfahren diese Anlagen eine echte Renaissance, seitdem das Flaschen- und Dosenpfand eingeführt wurde.
Die Kältemitteldebatte
Die Kältemitteldebatte geht auch an den Verpflegungsautomaten nicht spurlos vorüber. Kein Wunder, denn rund 4,6 Millionen Automaten (inklusive Wasserspender) in Europa benötigen derzeit Kühlung, das heißt die Gesamtmenge an Kältemittel in dieser Art Anwendung erreicht europaweit mindestens 700 bis 800 Tonnen, wenn nicht mehr. Als Kältemittel wird ausschließlich R134a verwendet.
Laut des europäischen Verbands EVA (European Vending Association) läuft kein einziger Automat in Europa mit CO2 oder einem anderen alternativen Kältemittel. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Rozenn Maréchal, verantwortlich für Marketing und Strategie bei EVA erklärt: Das Haupthindernis für den Einsatz von Kohlenwasserstoffen in Verpflegungsautomaten ist ihre Brennbarkeit. Tatsächlich sind Vending Machines keine einfachen Kühler, sondern recht komplizierte Geräte mit einer Menge Elektronik und kleinen Motoren für den Ausgabemechanismus der Produkte an den Kunden. All diese Komponenten befinden sich im Inneren der Maschine. Bei einer Gasleckage kann es daher leicht zu Funkenbildung, Entzündung und Explosion kommen. Natürlich könnte man ATEX-geprüfte Komponenten einsetzen, aber einerseits sind nicht alle Komponenten in dieser Ausführung erhältlich und andererseits sind sie wesentlich teurer. Hinzu kommt die derzeitige gesetzlich geforderte Begrenzung der Kohlenwasserstoffmenge auf 150 g, was in den meisten Fällen nicht ausreicht.
Auch CO2 wird oft als Lösung erwähnt, allerdings ist auch das in unserer Branche nicht so einfach. Bei dem Einsatz von CO2 als Kältemittel benötigen wir nicht nur ein System, um Kälte zu erzeugen, sondern zusätzlich noch ein zweites, um den Verdichter des ersten zu kühlen. Das hat gleich mehrere Folgen, darunter den Anstieg des Energieverbrauchs durch den Betrieb eines doppelten Systems und der Kosten. Selbst in Japan laufen derzeit weniger als 10 % der Automaten mit natürlichen Kältemitteln, darunter CO2. Dabei muss hervorgehoben werden, dass dort die Automaten wesentlich größer als in Europa sind und ein völlig anderes Design aufweisen.
EVA ruft daher die Politiker im Namen seiner Mitglieder, die für über 80 % aller Hersteller von Verpflegungsautomaten in Europa stehen, dazu auf, die Entscheidung im Hinblick auf das einzusetzende Kältemittel nicht zu überstürzen. Wir forschen an alternativen Lösungen und sind auch bereit diese sofort einzusetzen, vorausgesetzt es handelt sich um sichere, wirtschaftlich vertretbare und umweltverträgliche Lösungen. Im Moment brauchen wir allerdings R134a, da dies die einzige Lösung ist, die unsere Anforderungen erfüllt. A.V. -
*) KK 3/09: Milchwirtschaft; KK 6/09: Getränkeschankanlagen; KK 10/09: Lebensmittelverarbeitung
Quellen:
Frank Heuberger, BIV-Innungsmeister, http://www.biv-kaelte.de
Messen
- Trend-Treffen 4.2.2010 in Mainz
- BDV-Jahreshauptversammlung 15.16.4.2010 in Erfurt
- Venditalia 18.4.1.5.2010 in Mailand
- Brau Beviale 10.12.11.2010 in Nürnberg
- EuVend 8.10.9.2011 in Köln
- Anuga FoodTec 27.30.3.2012 in Köln
Verbände und Interessengemeinschaften
European Vending Association: http://www.vending-europe.eu
Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft e.V.: http://www.bdv-online.de
Vereinigung der deutschen Ernährungsindustrie: https://www.bve-online.de/
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde: https://www.lebensmittelverband.de/