Um es gleich vorwegzusagen, die Premiere des Internationalen Wärmepumpen-Symposiums hat selbst die Erwartungen der Veranstalter übertroffen und kann allein schon von der Teilnehmerzahl her durchaus als Erfolgt gesehen werden darin waren sich nicht nur Veranstalter und Träger, sondern gleichermaßen auch die Teilnehmer aus Industrie, Wirtschaft, Verbänden und Forschungsinstituten einig. Darüber hinaus lieferte das CongressCenter Nürnberg ein entsprechend angenehmes Ambiente.
An dieser Stelle sei jedoch auch ein konstruktiver Hinweis gestattet: 24 Vorträge in eineinhalb Tagen fordern nicht nur die Organisatoren, sondern auch die Zuhörer. Ferner steigt mit der Anzahl der Vorträge die Wahrscheinlichkeit von Wiederholungen, insbesondere dann, wenn auch die Referenten von eher technisch orientierten Vorträgen zu Beginn, quasi als Motivation für ihr Tun, ebenfalls über die zurzeit sehr erfreuliche Marktentwicklung berichten und mit entsprechenden Zahlen untermauern, die allerdings in den Übersichtsvorträgen bereits ausführlich dargestellt wurden. Hier gilt wie so oft: Weniger ist manchmal mehr.
Insgesamt boten die 24 internationalen Referenten jedoch einen eindrucksvollen Überblick und Ausblick zu Märkten, Techniken und Potenzialen von Wärmepumpen zur Verringerung des Primärenergiebedarfs bei Heizungsanlagen.
Marktentwicklung
Die Übersichtsvorträge am ersten Tag des Symposiums lieferten zahlreiche Informationen zu den Wärmepumpenmärkten und -entwicklungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Schweden, Frankreich und China. In diesen Staaten schießen die Wärmepumpen-Verkaufszahlen teilweise regelrecht in die Höhe.
Wenn nicht alles täuscht, wird den Wärmepumpen auch in Mitteleuropa in naher Zukunft eine größere Bedeutung zukommen. Dem Beispiel der Schweiz werden andere Länder folgen. Der Kälteindustrie wird dabei ein großes und interessantes Arbeitsfeld erwachsen.*
Gerade im Hinblick auf die Nutzung der Wärmequellen Luft, Erdreich oder Wasser und auf deren Einbau in Neu- und Bestandsbauten gibt es jedoch beim Einsatz von Wärmepumpen deutliche nationale Unterschiede. Bemerkenswert ist an dieser Stelle, dass, wie Prof. Dr. Gerhard Faninger von der Alpen-Adria Universität Klagenfurt berichtete, in Österreich Umweltwärme explizit als erneuerbare Energie ausgewiesen ist.
Ferner werden in einzelnen Ländern durch Förderprogramme zusätzliche Anreize geschaffen. Eine wesentliche Rolle spielen jedoch ebenfalls ergänzende Informations- und Aufklärungskampagnen für Architekten, Planer, Installationsbetriebe und Endkunden. In diesem Kontext berichtete Friedrich P. Busch, Director General EPEE (European Partnership for Energy and the Environment), auch über das neue europäische Ecolabel für Wärmepumpen, das im Herbst 2007 eingeführt wird.
In Deutschland
ist der Wärmepumpenmarkt im Jahr 2006 fast explodiert (s. Bild 5 auf Seite 28). Nach dieser Statistik des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) liegen Wärmepumpen mit der Wärmequelle Erdreich und einem Marktanteil von 52% klar vorn, gefolgt von Luft-Wasser-Wärmepumpen (31%) und Wärmepumpen, die Grundwasser als Wärmequelle nutzen (10%).
Bei der Zahl von rund 51000 verkauften Heiz- und Brauchwasserwärmepumpen sind die Split- und Multisplit-Raumklimageräte mit Wärmepumpenschaltung aber noch gar nicht mitgerechnet. (Allerdings ist nicht bekannt, inwieweit solche Klimageräte tatsächlich auch zur Raumerwärmung genutzt werden.) Der Gesamtmarkt für Wärmepumpen in Deutschland belief sich somit 2006 auf ca. 100000 Geräte!
Potenziale
Am zweiten Tag hatten die Vorträge eine klare technische Ausrichtung mit zahlreichen praktischen Anwendungsbeispielen und Erfahrungsberichten über ausgeführte Wärmepumpenanlagen in neuen und bestehenden Wohnungen, Wohnblöcken, Gewerbe- und Industrieprojekten. Die Referenten präsentierten neue energieeffiziente Komponenten, Produkte und Systeme der Firmen AL-KO Therm, Alpha-InnoTec, Copeland, Daikin, Danfoss, Johnson Controls, Kaut, Ochsner, Stiebel-Eltron und Viessmann.
Diskutiert wurde auch über Kältemittel für Wärmepumpen. Werner Rolles, Chairman von Daikin Germany, brachte die aktuelle politische Diskussion folgendermaßen auf den Punkt: CO2 wird von der Politik idealisiert, weil man nur das Kältemittel betrachtet und nicht die Umstände. Eine Wärmepumpenheizungsanlage besteht aus
- Wärmequellanlage,
- Wärmepumpe und
- Wärmenutzungsanlage,
die als Gesamtsystem abgestimmt sein muss!
Was die Energieeinsparpotenziale betrifft waren sich Prof. Faninger und Dr. Rainer Jakobs vom IZW (Informationszentrum Wärmepumpen und Kältetechnik) und als Vorstandsmitglied des DKV treibende Kraft bei der Organisation der Tagung einig: Die größten Potenziale liegen im Gebäudebestand! Vgl. dazu auch Bild 4 auf dieser Seite.
Allein in Deutschland gibt es mehr als 17,5 Millionen Wohngebäude, von denen etwa 14,5 Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser sind. Über 30% davon werden bislang mit Öl beheizt und circa 60% wurden vor 1980 erstellt. Man kann davon ausgehen, dass in Deutschland pro Jahr etwa 650000 Heizungsanlagen erneuert werden müssen.
In der EU existieren mehr als 150 Millionen Wohnungen, die etwa zu 30% bis Ende der 40er Jahre, zu 45% zwischen 1950 und 1980, zu 5% bis etwa 2000 gebaut worden sind.
Das nach Ansicht zahlreicher Referenten größte Problem bei der Sanierung ist neben der Anbindung der Wärmequelle die Tatsache, dass nach wie vor viele Eigentümer erst dann reagieren, wenn die alte Heizungsanlage ausgefallen ist, d.h. der Austausch muss tunlichst schnell vonstattengehen. Die Hersteller sind daher bestrebt, möglichst einfache und dennoch kostengünstige Lösungen zu entwickeln.
Bezüglich der in Altanlagen oft noch üblichen hohen Vorlauftemperaturen werden zwar ebenfalls Anstrengungen unternommen, um Wärmepumpen für Vorlauftemperaturen deutlich über 55 °C anbieten zu können, aber auch hier gilt der Hinweis auf die Betrachtung des Gesamtsystems (z.B. gleichzeitige Sanierung der Heizflächen), um die immensen Einsparpotenziale im Gebäudebestand künftig noch besser ausschöpfen zu können.
Sonderformen
Eine interessante Alternative zu den konventionellen, elektrisch angetriebenen Systemen sind gasmotorisch betriebene VRF-Multisplit-Wärmepumpensysteme, die Dr. Ulrich Arndt von der Alfred Kaut GmbH + Co. vorstellte. Alles, was elektrisch geht, geht inzwischen auch mit Gas, begann Arndt seinen Vortrag über gasmotorisch betriebene Klimaanlagen für eine ganzjährige Gebäudeversorgung. Im Unterschied zu der in Deutschland bekannten klassischen Gas-Wärmepumpe, die ausschließlich Heizung und Warmwasserbereitung abdeckt, umfasst dieses Konzept als wesentlichen Bestandteil auch die Kühlung und Entfeuchtung der Raumluft. Weitere Besonderheit ist die Einkopplung von Energie direkt aus dem Motorkühlkreislauf in den Kältekreislauf. Dies führt dazu, dass im Gegensatz zu elektrisch betriebenen Anlagen die Leistung auch bei sinkenden Außentemperaturen aufrecht erhalten werden kann.
In der KK wird es zu dieser interessanten Technik noch einen ausführlichen Fachartikel von Dr. Arndt geben.
Den technischen Überblick dieser Tagung rundete Hermann Grad, EKS Lindau, mit seinem Vortrag über die NH/Wasser-Absorptionswärmepumpe zum Heizen und/oder Kühlen ab. Bei Absorptionssystemen findet keine mechanische Verdichtung statt, sondern quasi eine thermische über einen Absorptionsprozess.
Vergleicht man solche Anlagen mit elektrisch betriebenen muss man berücksichtigen, dass der durchschnittliche Wirkungsgrad, bis der Strom beim Verbraucher ankommt, bei etwa 33% liegt, d.h. man muss immer auf den Primärenergieeinsatz als Vergleichsbasis zurückrechnen. Während also eine Elektrowärmepumpe etwa 1 Teil Strom (entsprechend 3 Teilen Gas) und 2 Teile Umweltwärme benötigt, braucht eine Gasabsorptionswärmepumpe 2 Teile Gas und 1 Teil Umweltwärme für die gleiche Leistung und erreicht damit einen COP von 4,2 mit dem Vorteil, dass der Aufwand für die Wärmequelle (z.B. für Sonden) geringer ist.
Fortsetzung 2008
In Anbetracht der rasanten Marktentwicklung gibt es zurzeit zahlreiche Veranstaltungen zu Wärmepumpen, die sich an unterschiedliche Zielgruppen wenden. Der DKV als technisch-wissenschaftlicher Verein für die Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik wandte sich mit diesem Symposium gezielt an technisch interessierte Experten, um gerade in dieser extremen Wachstumsphase eine neutrale Plattform für eine sachliche, fachlich fundierte Diskussion und Information zu bieten.
Die Veranstaltung wurde unter anderem unterstützt vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, dem Projektträger des Forschungszentrums Jülich, dem IEA Heat Pump Centre, der EPEE, dem Bundesverband der Wärmepumpen (BWP), dem Fachverband für Energie-Marketing und Anwendung (HEA) beim VDEW, der Energieagentur NRW, Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks, der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie, dem FKW Hannover, dem Forum Wohnenergie, kekk, der Solarpraxis, Die KÄLTE & Klimatechnik, TGA Fachplaner, Strompraxis, CCI-Promotor, Viessmann, Danfoss, Daikin; Hauptsponsor ist die Chillventa, als neue Plattform der Branchen Kälte Klima Wärmepumpen.
Im Rahmen der Chillventa in Nürnberg wird es daher im Oktober 2008 eine Fortsetzung dieser Veranstaltung geben: Das nächste Wärmepumpen-Symposium des DKV findet am 14. Oktober 2008, einen Tag vor Eröffnung der Messe statt und wird durch mehrere Foren und Sonderveranstaltungen während der Chillventa vom 15. bis 17. Oktober fortgeführt und ergänzt. 2009 wird dann aller Voraussicht nach wieder eine große Tagung stattfinden. M.S.
Links
WärmepumpenMarktentwicklungEinsparpotenziale
* Prof. Dr. Rudolf Plank im August 1958
Wärmepumpe gefragt wie noch nie
In Deutschland haben sich die Absatzzahlen für Wärmepumpen zur Raumheizung von 2005 auf 2006 mehr als verdoppelt, Frankreich verzeichnete einen Zuwachs von 50%, Österreich von 45%, die Schweiz von rund 30% und Schweden von 20%, wobei in den zuletzt genannten Ländern der Wärmepumpenmarkt schon sehr viel weiter entwickelt ist als in Deutschland.
Vor dem Hintergrund steigender Ölpreise, zunehmender Rohstoffknappheit, der sich zuspitzenden Klimaproblematik bieten Wärmepumpen erhebliche Potenziale. Die Vielfalt der Anforderungen und die technischen Möglichkeiten sind so groß, dass der DKV als technisch-wissenschaftlicher Verein es als Notwendigkeit angesehen hat, hier mit einem Symposium den intensiven Informationsaustausch auf einer neutralen Plattform zu ermöglichen.
Die Vorträge
Alle 24 Präsentationen des Wärmepumpen-Symposiums sind mit zahlreichen weiteren Informationen auf einem USB-Stick gespeichert, der per E-Mail (info@dkv.org) oder per Fax +49 (0)7 11. 68 56-32 42) bei der DKV-Geschäftsstelle bestellt werden kann.