Sicherheit ist im Luftverkehr das Maß aller Dinge, was die Wahrscheinlichkeit, bei einem Flugzeugabsturz zu Tode zu kommen, mittlerweile auf rund 1 zu 2,2 Mio. gedrückt hat. Da ist die Gefahr größer, bei einem Sturz aus dem Bett tödlich zu verunglücken Hinter so viel Sicherheit steht unter anderem ein perfekt durchdachtes System von Technik und Logistik für die Aufrechterhaltung des Flugbetriebs.
Für die Lufthansa, die mit einem Passagieraufkommen von knapp 57 Mio. Fluggästen im Jahr 2010 zu den weltweit zehn größten Luftfahrtgesellschaften gehört, übernehmen diese Aufgabe die Tochtergesellschaften Lufthansa Technik Logistik GmbH und Lufthansa Technik Logistik Services GmbH. Weltweit sorgen mehr als 850 Mitarbeiter dafür, dass für das Fluggerät durchgängig ein 24-Stunden AOG Service (Aircraft on Ground) verfügbar ist. Dieser beinhaltet unter anderem für Werkzeuge und Ersatzteile die schnellstmögliche und zuverlässige Transportabwicklung, eine sofortige Materialbeschaffung, die Organisation und Optimierung von Reparaturkreisläufen sowie die sachgemäße Lagerung und Distribution.
Ersatzteillagerung nur bei definierten Klimaparametern
Auf dem Düsseldorfer Flughafen ist dafür das gut 40 Mitarbeiter umfassende Team der Lufthansa Technik Logistik Services GmbH zuständig, das besonders auf die fachgerechte Lagerung der Ersatzteile achtet. Dafür haben bereits vor rund zehn Jahren das Luftfahrtbundesamt und die Hersteller von Ersatz- und anderen Flugzeugbauteilen klare Richtlinien festgelegt, die auch Parameter wie die Luftfeuchtigkeit und die Raumtemperatur beinhalten. Außerdem wurden entsprechende Instrumente für die Überwachung der Einhaltung entwickelt.
So ist für die Lagerung aller Ersatz- und Bauteile in den Lagern der Lufthansa, angefangen von O-Ringen, Unterlegscheiben oder Schrauben bis hin zu ganzen Triebwerken, eine Raumtemperatur von 25 °C und eine Luftfeuchtigkeit von 75 Prozent vorgeschrieben. Diese Parameter werden kontinuierlich überwacht und aufgezeichnet, um die uneingeschränkte Einsatzfähigkeit der eingelagerten Materialien garantieren zu können. Denn ein Unter- oder Überschreiten dieser Werte könnte einen dann notwendigen vollständigen Austausch des Lagerbestands nach sich ziehen. Daraus resultierende Folgen wie nicht ausführbare Reparaturen und ausgefallene Flugstunden würden die ohnehin schon hohen Kosten eines solchen Vorfalls noch weiter in die Höhe treiben.
Hohe Anforderungen an die Wartung
Die mit dem Einbau, der Wartung und Reparatur der raumklimatechnischen Anlagen beauftragten Fachfirmen müssen folgerichtig hohen Anforderungen gerecht werden, die die Lufthansa definiert hat. Hierzu gehört unter anderem eine 24-stündige Erreichbarkeit, ohne Rücksicht auf Sonn- oder Feiertage. Ein Servicetechniker muss innerhalb von 4 Stunden nach Eingang einer Störungsmeldung vor Ort sein, um eine unter Umständen notwendige Reparatur ausführen zu können.
Bereits seit 2004 werden die rund 40 Klimaanlagen der Lufthansa Technik Lo-gistik Services GmbH in Düsseldorf von der CliTech Service GmbH installiert, gewartet und repariert, einem in Köln und Rommerskirchen (Kreis Neuss) ansässigen Kältefachbetrieb. Um das Risiko eines Ausfalls möglichst gering zu halten, erläutert Dieter Wündsch-Wagner, technischer Berater von CliTech, hat sich die Lufthansa klar gegen eine Verbundanlagenlösung entschieden und für alle Räume eine Ausstattung mit jeweils mindestens zwei unabhängig voneinander arbeitenden Anlagen gefordert.
Energiesparend und redundant
Hierbei handelt es sich um Split-Klimaanlagen, die zum überwiegenden Teil mit einer Invertertechnik ausgestattet sind, die durch den möglichen Teillastbetrieb selbst bei einem 24-stündigen Dauerbetrieb noch energiesparend arbeitet. Die auf dieser Basis von CliTech realisierte Lösung sieht vor, dass alle in einem Raum befindlichen Klimageräte einzeln thermostatisch geregelt werden. Rein theoretisch könnte nur ein Gerät im Notfall den gesamten Kältebedarf sowie die Einhaltung der vorgegebenen Luftfeuchtigkeit kurzzeitig abdecken, bis zum Eintreffen eines unserer Servicemitarbeiter, betont Wündsch-Wagner. Eine weitere Auflage von Lufthansa war, dass ausschließlich Klimaanlagen mit den Kältemitteln R 407 C und R 410 A verbaut werden durften.
Nicht zuletzt im Eigeninteresse hat CliTech darauf geachtet, ausschließlich Geräte solcher Hersteller zu installieren, die sich erfahrungsgemäß im Dauereinsatz als besonders robust erwiesen hatten. Zudem wurden nur Lieferanten ausgewählt, bei denen man zukünftig und dauerhaft mit einer zügigen und problemlosen Lieferung von Ersatzteilen rechnen durfte.
Da die Einhaltung der festgeschriebenen Luftfeuchtigkeit mindestens ebenso wichtig wie die konstante Einhaltung der Raumtemperatur ist, hat CliTech auch bei der Auswahl der Kondensatwasserpumpen fürdie Abführung des Kondensats in das Abwassersystem auf eine robuste Bauweise sowie die Einhaltung der genannten Kriterien hohen Wert gelegt.
Brandschutz und Sicherheit haben höchste Priorität
Eine zusätzliche Erschwernis bei der Planung und Installation der Klimageräte stellten die hohen Brandschutzauflagen dar, die seit der Brandkatastrophe von 1996 für alle Gebäude des Düsseldorfer Flughafens gelten und seitdem kontinuierlich weiter verschärft wurden. So müssen alle Bauteile, Leitungen sowie das gesamte Isolationsmaterial der Brandschutzklasse B1 entsprechen und zertifiziert sein. Für die elektrische Montage dürfen nur halogenfreie Leitungen verwendet werden. Alle Wanddurchführungen müssen vorab von der Flughafenfeuerwehr genehmigt werden. Nach der Montage sind sie mit entsprechenden brandschutztechnischen Bauteilen und Materialien zu verschließen und zu kennzeichnen.
Doch nicht nur die Anforderungen an Materialien und Installation sind hoch. Auch die Mitarbeiter der Fachfirmen werden vor dem Betreten des Flughafengeländes strengen Sicherheitskontrollen unterzogen. Bereits im Vorfeld werden sie auf eventuelle Sicherheitsrisiken hin überprüft und erst nach erwiesener Zuverlässigkeit für Arbeitseinsätze auf dem Flughafengelände zugelassen. Ebenso werden vor jeder Einfahrt die Fahrzeuge und deren Inhalt überprüft. Das Befahren des Flughafenvorfeldes ist nur mit Begleitung durch einen Lotsen möglich.
Regelmäßige Wartung Schlüssel zu Sicherheit und Hygiene
Um nicht nur die Betriebssicherheit der Anlagen, sondern auch den Gesundheitsschutz ihrer Mitarbeiter zu gewährleisten, lässt die Lufthansa Technik Logistik Services GmbH ihre Geräte regelmäßig warten. Dabei werden die üblichen Sichtkontrollen vorgenommen, besonderer Wert auf die Dichtigkeitsprüfung der gesamten Anlagen gelegt und Verschleißteile turnusmäßig ausgetauscht. Zudem werden bei jeder Wartung alle Innen- sowie Außengeräte gründlich mit den in den Hygienevorschriften festgelegten Reinigungsmaterialien gereinigt. Damit verhindert man eine mögliche Bakterienbildung in den Verdampfern und gesundheitliche Gefährdungen. Ebenso wie die Einhaltung der Raumtemperaturen und der Luftfeuchtigkeit über einen Zeitraum von jeweils vier Jahren hinweg aufgezeichnet und archiviert wird, müssen auch die Wartungen nach den Richtlinien des VDMA und der BGV D4 protokolliert und aufbewahrt werden. -
Nicola Wagner
Agentur Jenseits des Mainstreams, Köln-Pulheim