KK: Wie entwickelt sich Ihrer Meinung nach der Markt für Absorptionskältemaschinen in Deutschland generell?
Ivo Eiermann: Seit einigen Jahren verzeichnet der Markt für Absorptionskältemaschinen ein jährliches stabiles Wachstum von etwa drei bis fünf Prozent. Auch die Wirtschaftskrise konnte dieser Marktnische nichts anhaben. Sicher muss man den Absorbermarkt nach Leistungsklassen unterteilen. Mehr betroffen von der Krise war die Leistungsklasse ab 200 kW Kälteleistung. Hier haben wir es mit größeren Projekten, also auch mit größeren Investitionen zu tun. Diese wurden erst einmal zeitlich nach hinten geschoben. Dieser Markt zieht jetzt wieder an. Im unteren Leistungsbereich bis 200 kW war der Markt dagegen weitgehend stabil.
KK: Wo sehen Sie die aktuellen Triebkräfte für den Absorber?
Ivo Eiermann: Für kleinere Absorber sind die diversen Förderprogramme mit Sicherheit ein wichtiger Faktor. Die gestiegene Anzahl der Klein-BHKW zeigt deutlich spürbare Impulse für die AKM (Abkürzung für Absorptionskältemaschine). Ebenso spielt die Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie eine wichtige Rolle. Möglicherweise wirkt sich die Energiegesetzgebung zukünftig auch stärker auf den Industriebau aus und damit auf die größeren Leistungsbereiche der AKM.
KK: Absolut gesehen spielt der Absorber am Markt für Kaltwassersätze eine geringe Rolle. Der Marktanteil liegt nach Stückzahlen unter drei Prozent. Wo liegen die Markthemmnisse?
Ivo Eiermann: Den Markt für Absorptionskältemaschinen werden wir nie mit dem für Kompressionskältemaschinen vergleichen können. Aus diesem Grund haben wir in Europa auch kein so großes Angebot an AKM-Fabrikaten. Die wenigen Anbieter müssen erheblich mehr an Aufklärungsarbeit leisten als für Kompressionskältemaschinen. Das gilt insbesondere für Absorber kleinerer Leistung. Im großen Leistungsbereich wurde über Jahre hinweg sehr gut gearbeitet. Die Industrie als AKM-Anwender und die TGA-Fachplaner kennen das System und die Vorzüge solcher Anlagen recht gut. Mit der Einführung diverser Förderprogramme, zum Beispiel durch das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (Gesetz für die Erhaltung, die Modernisierung und den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung) interessiert sich eine völlig neue Klientel für den Absorber. Jetzt liegt es an uns, diese Technik weiterzuentwickeln und wirtschaftlich sinn-volle Lösungen anzubieten.
KK: Oft ist unklar, welches Gewerk für die AKM zuständig ist. Die Maschine wird ja in der Regel vom Heizungsbauer installiert.
Ivo Eiermann: Eine größere Marktabdeckung bietet in Zukunft mit Sicherheit die Heizungsbranche, insbesondere bei kleineren Leistungen. Bei entsprechender Planung wird die Installation der AKM heute schon von diesen Firmen übernommen. Der Service der Maschinen sollte jedoch von Kältefachfirmen oder Absorberspezialisten ausgeführt werden. AKM sind im Grunde genommen einfach zu bedienen und zu warten, aber es gibt Bereiche, da braucht es einen Spezialisten, zum Beispiel, um die Arbeitsstoffe zu prüfen. Auch die hydraulische und regelungstechnische Einbindung einer AKM ist anspruchsvoll. Hier setzt unsere Beratung an.
KK: Inzwischen gibt es die vielfältigsten Anwendungen für Absorber: Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, solare Kühlung, Fernwärme- und Biomasse angetriebene Absorber, Kopplungen mit Brennstoffzellen. Welche AKM-Konzepte haben Zukunft?
Ivo Eiermann: Jedes dieser Konzepte hat eine Geschichte und wird auch in Zukunft präsent sein. Brennstoffzellen betrachte ich momentan eher als Nische. Solares Kühlen ist eine fantastische Anwendung für die AKM und eine sehr gute Kombination mit solarem Heizen und Brauchwassererwärmung. In Zukunft wird man über verbesserte Speichermedien auch sonnenarme Zeiten oder die Nachtstunden überbrücken können; das wäre eine deutliche Verbesserung des momentanen Nutzungsgrades und der Verfügbarkeit. Die Kälteerzeugung durch Fernwärme ist in den vergangenen Jahren leider zu stiefmütterlich behandelt worden. Gerade im Sommer stehen in Fernwärmenetzen große Wärmeleistungen zur Verfügung, die oft ungenutzt verpuffen. Die von Fernwärmeversorgern gewünschte hohe Auskühlung ist von den AKM-Herstellern inzwischen aufgenommen und umgesetzt worden. Was fehlt sind attraktive Sommertarife, um zu wirtschaftlichen Lösungen zu kommen. Die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung ist im Moment mit Sicherheit das größte Marktsegment für die AKM, insbesondere im kleinen Leistungsbereich. Bei richtiger Auslegung rechnen sich viele Projekte auch ohne staatliche Förderung. Allgemein begünstigt die aktuelle Energiediskussion in Deutschland die Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung und damit auch die Absorptionskälte. Auch virtuelle Kraftwerke aus vielen Klein-BHKW mit Smart-Grid-Funktionen werden den Markt für Kraft-Wärme-Kälte-Kopplungen voranbringen.
KK: Wo müssten Ihrer Ansicht nach die Marktakteure ansetzen, um AKM-Konzepte stärker am Markt zu positionieren?
Ivo Eiermann: Wie schon bei den Markthemmnissen erwähnt, haben wir es bei der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung mit einem neuen Kundenkreis zu tun. Diese Zielgruppe muss verstärkt auf die energetischen Vorteile und zusätzlichen Geschäftsmöglichkeiten aufmerksam gemacht werden. Wir müssen zum Beispiel auch mehr regionale Messe-präsenz zeigen, die TGA-Fachplaner verstärkt schulen und den qualifizierten Heizungsfachbetrieb mit ins Boot nehmen.
KK: Welche Innovationen sind bei den AKM in naher Zukunft zu erwarten? In welchen Bereichen wird der Markt wachsen?
Ivo Eiermann: Im kleinen Leistungsbereich der AKM ist der COP, das heißt die Leistungszahl, bereits hervorragend. Durch noch effektivere und besser genutzte Wärmeübertrager können die Anwendungsfelder Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung und Fernwärme künftig noch besser bedient werden.
KK: Die von Johnson Controls übernommene Firma York war einer der ersten Anbieter in Europa, der die kompakten Yazaki-Absorptionskältemaschinen in seinen Vertrieb aufgenommen hat. Was zeichnet die Yazaki-Maschine aus?
Ivo Eiermann: Die Maschinen sind sehr kompakt, leicht zu installieren und einfach zu warten. Durch ihre interne Regelung sind sie problemlos zu bedienen. Weltweit anerkannt ist die hohe Fertigungsqualität von Yazaki durch den Einsatz hochwertiger Materialien. Dies gilt besonders für die ak-tuelle Serie, die seit 2005 auf dem Markt ist.
KK: Vielen Dank für das Gespräch! -