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Frank Heuberger: 100 Tage Bundesinnungsmeister

Mehr Kooperation in der Verbandslandschaft

KK-Redaktion: Herr Heuberger, Sie sind nun seit Ende Juni mehr als 100 Tage als Bundesinnungsmeister im Amt. Zuvor haben Sie als erster Stellvertreter bereits einige Zeit de facto das Amt ausgeübt. Gibt es einen Unterschied?

Heuberger: Mit der Wahl zum Bundesinnungsmeister wurde es von der Verantwortung her trotzdem nochmals eine Stufe höher gegenüber der Zeit, in der noch der stellvertretende Bundesinnungsmeister auf der Visitenkarte stand da konnte man sich eher noch ein bisschen zurücklehnen. Nun liegt die Verantwortung auf meinen Schultern, und ich wurde in den ersten 100 Tagen natürlich von vielen Leuten angesprochen, was sie sich vom BIV wünschen und welche Vorstellungen sie haben; allein daran merkt man natürlich schon, dass man erst jetzt offiziell Bundesinnungsmeister ist.

KK-Redaktion: Können Sie bereits ein erstes Resümee ziehen?

Heuberger: Wir und ich sage ganz bewusst wir, denn ich sehe uns auch als Team haben jetzt einen relativ schlagkräftigen, engagierten und insbesondere jungen Vorstand. Ich bin selbst noch relativ jung für dieses Amt und ich will natürlich einen etwas moderneren Stil in die Arbeit des Bundesinnungsverbands bringen. Das ist auch gleichzeitig eines meiner größten Ziele: Ich will weg von einem reinen Abgrenzungsdenken hin zu einem wirklich leistungsorientierten, flexiblen und vor allem kooperativen Denken.

Dies muss zum einen intern stattfinden, also im Bundesinnungsverband, angefangen beim Vorstand und der Geschäftsstelle bis hin zu den Innungen und dann natürlich nach außen mit anderen Verbänden. Auch hier in der Innung Oberfranken leben wir einen sehr integrativen Gedanken. Wir kämpfen nicht gegeneinander, sondern schauen, was wir zusammen erreichen können, ohne dabei im einzelnen Gewerk die eigene Identität zu verlieren. Scheuklappen und Einzelkämpferdasein bringen nichts.

KK-Redaktion: ZDH-Präsident Otto Kentzler hatte ja im Frühjahr bei der BIV-Mitgliederversammlung in Dortmund seine Unterstützung angeboten, auch bei Belangen unserer Branche.

Heuberger: Richtig, und am aktuellen Beispiel Impulsprogramm Kälte-Klimatechnik, das auch in der letzten KK vorgestellt wurde, habe ich ihn mal gefordert. Die Einschränkungen in Richtung natürlicher Kältemittel sind im Prinzip eine Katastrophe. Zum einen ist es inhaltlich-fachlich nicht sinnvoll Dr. Bolz hatte sich in seinem Editorial in eine ähnliche Richtung geäußert und zum anderen ist es absolut kontraproduktiv für das Handwerk und begünstigt nur die Industrie.

Das habe ich auch Bundesumweltminister Sigmar Gabriel geschrieben und gleich eine Kopie an den ZDH geschickt, mit der Bitte an den Herrn Kentzler, sich dort persönlich einzuschalten. Es wird sich zeigen, wie sich der ZDH dazu äußert. Wenn eine Reaktion von Herrn Gabriel vorliegt, werden wir das Thema nochmals aufgreifen.

KK-Redaktion: Ist Herr Kentzler nach den Vorwürfen von der Mitgliederversammlung dem BIV gegenüber nicht etwas verschnupft?

Heuberger: Nein, das glaube ich nicht. Wir, BIV-Geschäftsführer Klaus Arns und ich, waren mittlerweile nochmals in Berlin und haben uns mit Herrn Kentzler getroffen. Natürlich haben wir lange über die Vorwürfe diskutiert, wir haben aber auch sehr konstruktiv das mittel- bis langfristige Vorgehen zum Thema Kälte-Klima-Technik besprochen.

Wir Gebäudetechniker alle miteinander brauchen eine klare Linie sowohl innerhalb Deutschlands als natürlich auch auf europäischer Ebene; dazu sind mittlerweile die Techniken viel zu vernetzt, als dass man sagen könnte, es interessiert mich nicht, was der andere da macht. Wir müssen uns heute einfach fachübergreifend mit der ganzen Thematik Gebäudetechnik auseinandersetzen.

Das waren neben vielen anderen die brisantesten Themen der ersten 100 Tage. Eines möchte ich aber noch zu unserem neuen Vorstand ergänzen: Die bisherigen Vorstandstreffen verliefen sehr konstruktiv und es kommen sehr viele gute Ideen. Wir werden versuchen, diese auch alle umzusetzen. Dann wird das mit Sicherheit in dieser Amtsperiode der aktivste Bundesinnungsverband sein, den es je gab.

KK-Redaktion: Damit haben wir schon einen kleinen Ausblick: Hin zu einem moderneren Stil und weg vom Abgrenzungsdenken. Welche Vorstellungen, Ziele haben Sie noch für die Zukunft?

Heuberger: Ein weiteres konkretes Ziel in dieser Richtung ist, dass wir auf der Chillventa den Startschuss für einen Koopera­tionskreis in der deutschen Kälte-Klima-Verbandslandschaft geben wollen. Wenn wir das hinbekommen, könnte unsere kleine Kältebranche nach außen hin, gerade gegenüber der Politik, aber auch in der Öffentlichkeit, mehr mit einer Zunge sprechen.

KK-Redaktion: In der Richtung, wie es jetzt das FGK und der BHKS machen?

Heuberger: Wir wollen das nicht über irgendwelche Personalunionen machen, sondern einfach ein ganz schlankes Instrument schaffen. Gerade wenn es um Geschichten wie die Chemikalien-Klimaschutzverordnung geht, sollten sich die Verbände, die Schulen usw. einfach kennen, Informationen austauschen und die Meinung, die letztlich nach außen getragen wird, möglichst abstimmen. Lauter kleine Einzelstimmen werden kaum gehört, und wenn sie sich noch gegenseitig widersprechen, schadet das letztlich nur der ganzen Branche.

Wir haben schon eine Liste mit etwa 20 Institutionen und Verbänden; ich denke, wir starten auf der Chillventa.

KK-Redaktion: Stand der Kooperationsgedanke auch Pate bei Ihrer Entscheidung, das Amt des Schatzmeisters im Vorstand der AREA anzunehmen? Heuberger: Bei der AREA wurde auch ein neuer Vorstand gewählt und dort ist man ähnlichen Gedankengutes. Es sind annähernd die gleichen Vorschläge gekommen und wir wollen die Chillventa auch als Plattform nutzen, um auf europäischer Ebene die Verbände zusammenzubringen.

Ich habe die Herausforderung bei der AREA aber auch angenommen, weil es gut für den Bundesinnungsverband ist, wenn dessen Vorsitzender bei der AREA ebenfalls eine führende Position innehat.

Viele Verordnungen entstehen auf europäischer Ebene; da kann man nicht erst mitwirken, wenn die Dinge ins Deutsche umgesetzt werden. Da wir jetzt aber versuchen, den Informationsfluss mit der AREA durchgängiger zu machen, bekommen wir als Bundesinnungsverband die Informationen immer frühzeitig. Das ist es, was das Amt für mich sinnvoll macht.

KK-Redaktion: Sie sind noch relativ jung, zu jung, um sich zurückzulehnen und Ihren Betrieb anderen zu überlassen. Und jetzt Bundesinnungsmeister und AREA-Schatzmeister? Wie schaffen Sie diese Dreifachbelastung auf Dauer?

Heuberger: Das ist natürlich ein kleines Problem. Bundesinnungsmeister zu sein, ist mehr Arbeit, als ich mir vorgestellt habe. Die 20 Arbeitstage im Jahr, die einmal angedacht waren, die sind jetzt schon um. Unseren Betrieb mit 125 Mitarbeitern werde ich aber mit Sicherheit nicht schleifen lassen, und da bitte ich natürlich um Verständnis, dass ich nur so viel machen kann, wie eben geht. Ich bin nebenberuflich auch noch selbstständig.

Bei AREA versuchen wir uns hauptsächlich über Telefonkonferenzen abzustimmen; Zeit braucht man natürlich trotzdem, aber es bringt nichts nur den Beitrag bei der AREA zu zahlen und zuzuschauen, wie dieser Verband vor sich hin dümpelt. Ich denke, mit Gerhard Neuhauser als neuem Präsidenten, tut sich jetzt aber wirklich etwas. Und da nach dem Ausscheiden von Christian Scholz kein Deutscher mehr im Vorstand vertreten war, habe ich diese Entscheidung relativ spontan getroffen. Damit haben wir eben mehr Einflussmöglichkeiten und bekommen wesentlich mehr mit.

Was jedoch den Mehraufwand an Zeit betrifft, ist es natürlich so, dass es viele Themenbereiche gibt, mit denen man sich eh beschäftigt. Wenn ich mich mit der Chillventa beschäftige oder wenn ich mich mit Kältemittelverordnungen oder mit Normung im Handwerkswesen und so weiter beschäftige, dann ist es egal, ob ich das gedanklich als Bundesinnungsmeister mache oder als AREA-Vorstandsmitglied, dann mache ich das eben komplett durchgängig als Frank Heuberger.

Übrigens, der BIV nimmt auch an den Euroskills teil. Vom Vorstand aus vertritt Heribert Baumeister den BIV, wobei ich dann auch mal hinfahren werde, da wir bei den Euroskills gleichzeitig ein Board-Meeting von der AREA haben damit schließt sich dann der Kreis.

KK-Redaktion: Haben Sie nach dem kurzen Intermezzo von Herrn Scholz jetzt nicht auch an mehr gedacht?

Heuberger: Nein, mit Sicherheit nicht. Dazu bin ich auch noch viel zu kurz in der AREA.

KK-Redaktion: Das Stichwort Chillventa ist nun schon öfter gefallen. Das war doch sicher auch ein großes Thema in den ersten 100 Tagen?

Heuberger: Natürlich, mit der NürnbergMesse hatte ich selbstverständlich auch schon öfters Treffen, unter anderem zur Vorbereitung des erstmalig auf einer Messe stattfindenden Bundesleistungswettbewerbs. Und über die Schirmherrschaft bei der Chillventa freue ich mich natürlich sehr.

Aber zum Zeitpunkt meiner Wahl war ja noch nichts klar, am Tag danach oder ein paar Tage danach fiel dann die Entscheidung. Im Nachhinein, so wie es jetzt gelaufen ist, muss ich sagen, war die Entscheidung des Bundesinnungsverbands genau die richtige. Wir sehen es jetzt, die IKK hat es nicht geschafft, sie hätte es auch mit BIV nicht geschafft. Hätte sich aber der Bundesinnungsverband nicht so frühzeitig entschieden bei der Chillventa als ideeller Träger mit an Bord zu sein, dann hätten wir jetzt eine Messe ohne das deutsche Handwerk.

KK-Redaktion: Und das war ja damals genau die Argumentation von Walter Specht.

Heuberger: Richtig, und statt eines 5 auf 5m-Standes haben wir jetzt für den Bundesleistungswettbewerb einen 270m2-Stand und noch mal einen eigenen Stand mit knapp 50m2. Unsere Fachschulen bekommen natürlich auch wieder ihre Stände. Übrigens, der AREA­-Stand ist genau hinter dem BIV-Stand, also auch da hab ich es nicht ganz so weit.

Ferner haben wir in Dortmund wurde bereits darüber berichtet zusätzlich eine Abendveranstaltung ins Leben gerufen, als Nachfolger für den Klönschnack, den es früher gab, und, und, und. Es sind schon einige Dinge, die wir mit der Messe zusammen geplant haben, da steckt viel Arbeit im Detail.

Natürlich habe ich auch einen kleinen Standortvorteil durch die geographische Nähe. Ich habe ein paar Baustellen in Nürnberg, da werde ich nächste Woche auch mal wieder schnell einige Kleinigkeiten mit der NürnbergMesse besprechen, das kann ich gut verbinden.

KK-Redaktion: In Dortmund kamen auch die finanziellen Schwierigkeiten der Innung Nord­rhein im Zusammenhang mit der IKKE zur Sprache. Was ist eigentlich daraus geworden?

Heuberger: Auch das sind wir angegangen. Wir werden eine gute Lösung für alle Beteiligten finden; mehr kann ich dazu momentan aus Gründen der Vertraulichkeit noch nicht sagen.

Damit sind wir aber gleich bei der nächsten Baustelle: Wir hatten uns in Dortmund ebenfalls vorgenommen, für Gespräche mit dem VDKF offen zu sein. Ich habe inzwischen sehr viele Gespräche mit Herrn Häcker geführt und ich kann sagen, dass ich nicht ganz unbeteiligt an dem Vergleich bin, den die NürnbergMesse mit dem VDKF geschlossen hat.

Die Tür ist also offen, und ich stehe in regelmäßigem Kontakt mit Herrn Häcker; er ist auch der richtige Ansprechpartner mit anderen Personen beim VDKF habe ich allerdings so meine Schwierigkeiten.

KK-Redaktion: Der VDKF hat hier sicher noch einige Hausaufgaben zu erledigen. Aber zurück zur Arbeit des BIV. Was tut sich auf politischer Ebene?

Heuberger: Die ganzen Dinge, die jetzt auch laufen, Chemikalien-Klimaschutzverordnung, Impulsprogramm etc., da sind wir dran. Wir führen permanent Gespräche mit den Ministerien. Im Umweltbundesamt, im Wirtschaftsministerium usw. sind wir mittlerweile als der Vertreter für das Handwerk anerkannt auch das haben wir geschafft.

Wir sind eigentlich momentan bei allen Themen, die unsere Branche betreffen hart am Wind, an uns geht momentan kein Thema vorbei. Das zeigt sich daran, dass wir, begünstigt durch ein offeneres Denken und Handeln, jetzt relativ früh und recht­zeitig Informationen von allen Seiten bekommen.

Ich will als Bundesinnungsmeister nach vorne durchstarten, ich hab mir da viel vorgenommen: Der BIV soll zur Leitfigur der Kälte-Klima-Technik werden. Wir haben jetzt die einmalige Chance, dass wir wirklich auf der Chillventa einen richtig großen Auftritt haben da bin ich ganz besonders stolz drauf und das mache ich auch im Gedenken an Walter Specht. Eine bessere Öffentlichkeitsarbeit als sich auf der neuen Leitmesse der Kälte-Klima-Technik präsentieren zu können, gibt es kaum.

KK-Redaktion: Davon einmal abgesehen, läuft beim BIV zwar viel Hintergrundarbeit, aber die Öffentlichkeit bzw. die Branche erfährt nach wie vor recht wenig davon.Heuberger: Im Bereich Öffentlichkeitsarbeit sind wir auch dran, aber es geht nicht alles von heute auf morgen. Da wird sich in jedem Fall in Zukunft auch einiges tun.

Ansonsten müssen wir uns noch stärker auf die Basisarbeit konzentrieren, das ist mir sehr wichtig. Dieses Hickhack-Spiel innerhalb der Branche will ich eigentlich beenden und ich will, dass wir zu einer sachlichen, grundsoliden, guten Arbeitebene zurückkommen, weil unsere Zeit im Ehrenamt eben begrenzt ist, und da kümmere ich mich lieber um Sachthemen.

KK-Redaktion: Das ist ein gutes Schlusswort. Ich bedanke mich für das Gespräch und wünsche viel Erfolg bei der Umsetzung der anstehenden Aufgaben.

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* Das Interview mit Frank Heuberger führte Chefredakteur Dr. Matthias Schmitt am 16.7.2008 in Bayreuth.

M.S.

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