Der 4. FGK Klima-Tag widmete sich wichtigen EU-Verordnungen (EPBD, EuP, RES, REACH) * bzw. deren nationalen Umsetzung. Dabei zeigten die Referenten, welchen Einfluss diese europäischen Gesetzes- und Verordnungsvorhaben nicht nur auf die Raumlufttechnik, sondern auch auf die gesamte Technische Gebäudeausrüstung haben. Mit dem Ziel, CO2-Emissionen zu reduzieren und die Energieeffizienz zu steigern, werden auch die aus diesen Vorgaben resultierenden Normen aktuelle und künftige Produktentwicklungen und -gestaltungen stark beeinflussen.
Bedenklich ist jedoch die Komplexität all dieser Normen, Gesetze und Verordnungen. Allein die REACH-Richtlinie ist kaum zu überblicken, aber auch die Zahl der in der Gebäudetechnik relevanten Normen ist schier unüberschaubar. Dies ist gerade von kleineren Betrieben nicht mehr zu bewältigen, so dass sie vielfach auf externe Hilfe angewiesen sind.
Ferner werden von der Politik vielfach Begrifflichkeiten verwendet und darauf aufbauend wiederum Regelungen getroffen, die offensichtlich bar jeglicher technischer bzw. thermodynamischer Minimalkenntnisse sind. Erneuerbare Kälte ist in diesem Zusammenhang sicher ein Highlight (s. Folie zur Erneuerbare-Energien-Richtlinie).
40 Jahre FGK
In einer Jubiläumsveranstaltung am 17. Juni mit anschließendem Festabend feierte das FGK sein 40-jähriges Bestehen. Nach einem kurzen politischen Vortrag von MR Peter Rathert zur EPBD, der die wesentlichen Inhalte seines Vortrags vom Vormittag zusammenfasste, ließ der Ehrenvorsitzende des FGK, Professor Dr. Fritz Steimle noch einmal wichtige Stationen des FGK von der Fördergemeinschaft zum Branchenverband Revue passieren.
Das FGK wurde nämlich am 18.3.1970 ursprünglich als Fördergemeinschaft gegründet. Hintergrund war der relativ schlechte Ruf der Klimatechnik in der öffentlichen Meinung. Die pauschale Aussage Klimaanlagen machen krank! ging damals durch die Medien. Wichtig sei es also damals gewesen, so Steimle, der Bevölkerung eine Gesamtsicht dieser Technik näher zu bringen. Die Öffentlichkeits- und Pressearbeit war somit die ursprünglichste Aufgabe des FGK und ist auch heute noch eine der Hauptaufgaben.
Von 1980 an wollte man auch die Forschung auf dem Gebiet der Klima- und Lüftungstechnik voranbringen. Die Fördergemeinschaft wurde in Fachinstitut umbenannt und nach und nach wurden die Arbeitsgruppen des FGK gegründet.
Als Beispiel für die unbürokratische und schnelle Reaktionsfähigkeit des FGK nannte Steimle die Katastrophe von Tschernobyl. Viele seien damals der Meinung gewesen, Klimaanlagen sollten abgeschaltet werden, damit der Staub nicht eingesaugt wird. Eine schnelle Klärung war also dringend erforderlich. Eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe des FGK traf sich an einem Nachmittag und konnte bis 12 Uhr ein Ergebnis liefern. Die Empfehlung lautete damals, die Anlagen laufen zu lassen und Filter dann entsprechend zu entsorgen. Ebenfalls befragte Institute hatten Wochen für eine wissenschaftliche Prüfung veranschlagt.
Steimle beendete seine Rückschau mit einem Blick in die Zukunft. Die Entwicklung gehe mit dem Übergang vom Fachinstitut zum Fachverband weiter, lediglich der Artikel habe sich geändert (Die Das Der), aber FGK bleibt.
Nach anschließenden Grußworten von Vertretern der Messegesellschaften Frankfurt und Nürnberg sowie der Branchenverbände BHKS, Herstellerverband RLT-Geräte, VDI-TGA, VDKF, ZVSHK und BDH stellte Bernd Hanke, Fraport, in einem sehr interessanten Fachvortrag die energetische Sanierung der Technikzentralen im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens im laufenden Betrieb vor.
Um einmal die Dimensionen zu verdeutlichen: Allein im Terminal 1 befinden sich 50 Lüftungszentralen und 900 Lüftungsanlagen mit 16000 Brandschutzklappen, die allesamt zu warten sind! Zudem ist die gesamte Anlagentechnik historisch gewachsen, d.h. die Pläne sind nicht unbedingt auf dem aktuellen Stand und es gibt unzählige tote oder unbekannte Leitungen etc. All dies soll bis 2018 stufenweise ertüchtigt werden, ohne Beeinträchtigung des Flughafenbetriebs.
Zunächst habe man, so Hanke, den Ist-Stand komplett neu erfasst und ausgehend davon über Simulationsrechnungen die maximale Energieeinsparung ermittelt. Unter optimalen Bedingungen was jedoch nicht umsetzbar ist ergebe sich eine mögliche Einsparung von 60 %. Selbst wenn nur die Technikzentralen umgerüstet werden (Minimallösung) können 72000 MWh eingespart werden, was ca. 17500 t CO2 entspricht. Ziel sei es, den CO2-Ausstoß um 30 % pro Passagier zu verringern.
Die Jubiläumsveranstaltung fand schließlich bei einem Galadiner Smoking und Abendkleid waren erwünscht einen angemessenen Ausklang.
Mitgliederversammlung
Nach der Begrüßung und Eröffnung der Mitgliederversammlung durch den Vorsitzenden des FGK, Professor Ulrich Pfeiffenberger, stellte Geschäftsführer Günther Mertz seinen Geschäftsbericht für den Zeitraum Mai 2009 bis April 2010 vor.
Dieser war hauptsächlich den Randbedingungen gewidmet, die in politischer, marktwirtschaftlicher und ökonomischer Sicht die Arbeit des FGK im Berichtszeitraum beeinflusst oder geprägt hatten. So wies Mertz auf einen Trend hin, der sich bereits vor zwei Jahren angedeutet hatte: Der Anteil der Gebäudetechnik liegt insgesamt im Bauwesen weiterhin über dem des Hochbaus. Dieser Trend gehe nun weiter und unterstreiche die Bedeutung der Branche im Baubereich. Dies habe selbstverständlich auch Einfluss auf die Lobbyarbeit.
Bei den Punkten, zu denen man über Informationsarbeit Einfluss nehmen müsse, zählte Mertz auch die Situation im Gebäudebestand auf. Wir wissen, der Gebäudebestand ist überaltert und auf energetisch schlechtem Niveau. Über 80 % der 17 Millionen Gebäude in Deutschland erfüllen nicht die EnEV 2009-Standards. Ohne eine massive Verbesserung der Gebäudeenergieeffizienz sind die Klimaschutzziele der Bundesregierung nicht zu erreichen, weder auf nationaler noch auf europäischer Ebene. Wenn jedoch die energetische Bestandssanierung in dem Tempo weitergehe wie jetzt, dauere es noch 68 Jahre und dann könne man bei der Hälfte der Gebäude wieder von vorne anfangen.
Auf politischer Ebene gebe es einfach zu viele Baustellen: EnEV, EEWärmeG, Mietrecht und die Förderpolitik. Ferner sei nach wie vor die Investitionsbereitschaft der Entscheider zu gering obwohl sich Zweidrittel der Investitionsmaßnahmen für den Investor rechnen.
Ein weiteres wichtiges Instrument der Lobbyarbeit stelle die aktive Mitwirkung in der Kampagne Wirtschaft für Klimaschutz des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) dar. Die dort erstellte Studie der Unternehmensberatung McKinsey mit dem Titel Kosten und Potenziale der Vermeidung von Treibhausgasemissionen in Deutschland sowie das BDI-Positionspapier, an dem das FGK aktiv mitwirkte, stellten wichtige Argumentationssäulen in der FGK-Lobbyarbeit dar.
ISH-Trägerschaft
Im Rahmen seines Berichts zu den Messeaktivitäten des FGK ließ Mertz auch verlauten, dass das FGK 2010 in den Kreis der ideellen Träger der ISH aufgenommen worden sei. Seit 50 Jahren kämpfe die Klima- und Lüftungswirtschaft nun darum, in die Trägerschaft der ISH zu kommen, und nun wurde das FGK von der Messe Frankfurt dazu eingeladen. Weitere Träger der ISH sind der ZVSHK, die Vereinigung der deutschen Sanitärwirtschaft (VdS), die Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft (VdZ) und der Bundesindustrieverband Deutschland Haus-, Energie- und Umwelttechnik e.V. (BDH).
Das FGK werde sich in noch stärkerem Maße in die Weiterentwicklung der ISH in Frankfurt und der internationalen ISH-Präsentationen einbringen. Durch die Mitträgerschaft ergeben sich für die Klima- und Lüftungswirtschaft weitere Gestaltungsmöglichkeiten zur Weiterentwicklung der Aircontec.
Fachinstitut wird Fachverband
Zur Positionierung des FGK führte Mertz aus: Von den rund 300 Mitgliedern des Fachinstitutes Gebäude-Klima e. V. beschäftigen sich etwa 75 % mit Herstellung und Vertrieb sowie Planung, Installation und Services von lüftungs-, kälte- und klimatechnischen Komponenten, Anlagen und Systemen. Diese Unternehmen erzielen im deutschen Markt für Gebäudetechnik einen Umsatz von mehr als 6 Milliarden Euro und beschäftigen über 40000 Mitarbeiter.
Diese von einem externen Berater durchgeführte Analyse sei sehr konservativ gerechnet, verdeutliche jedoch eindrucksvoll die Position des FGK im Branchenspektrum der TGA-Verbände. Hieraus resultierend müssten Vorstand und Geschäftsführung ständig neue Instrumentarien der Interessenwahrnehmung und -Vertretung entwickeln, um der zunehmenden Verantwortung Rechnung zu tragen. Die Entwicklung hin zu einem Branchenwirtschaftsverband, die sich künftig auch in der Satzung sowie in einem Leitbild manifestieren solle, würde von der Branche eingefordert und müsse nun vom FGK gelebt werden.
Nach dem anschließenden Bericht des Vorsitzenden der Fachkommission, Professor Dirk Müller, und den Berichten der Arbeitsgruppenvorsitzenden wurde dann auch in einem eigenen Tagesordnungspunkt über eine Namensänderung des FGK abgestimmt. Auf Antrag des Vorstandes wurde die Satzungsänderung einstimmig (bei einer Enthaltung) angenommen, das FGK künftig in Fachverband Gebäude-Klima e.V. umzubenennen. Dies sei im Hinblick auf andere Verbände nur sinnvoll. Vorerst handelt es sich nur um eine formale Namensänderung. Weitere Satzungsänderungen zur Umstrukturierung müssten noch erarbeitet werden.
Neue Verbände
Ferner diskutierte die Mitgliederversammlung in einem weiteren Tagesordnungspunkt über die Gründung des Bundesverbandes Technische Gebäudeausrüstung. Dies sei heute noch als Vision zu sehen, aber die Branche müsse mit einer Stimme sprechen. Um die Lobbyaktivitäten in der TGA zu bündeln, müsse man deutlich mehr Kräfte ins Boot holen (siehe Editorial auf Seite 3). Vorerst werde gemeinsam mit dem BHKS erst einmal eine Arbeitsgemeinschaft TGA ins Leben gerufen, um Zielsetzungen und mögliche Aufgaben festzulegen. Dies solle dann die Keimzelle für weitere Aktivitäten sein.
Schließlich berichtete Professor Pfeiffenberger noch über die bevorstehende Gründung der European Ventilation Industry Association, kurz EVIA. Im Geschäftsbericht des FGK ist dazu zu lesen: Unter maßgeblicher Mitwirkung des FGK haben zahlreiche Verbände und europaweit tätige Industrieunternehmen vorrangig aus dem Bereich der Gerätehersteller die Initiative ergriffen, eine gemeinsame Interessenvertretung in Form eines europäischen Dachverbandes zu gründen. Die Initiatoren, die bereits im Umfeld des europäischen Verordnungs- und Normungswesens häufig in Kontakt waren, erkannten, dass sie eine industrieorientierte europäische Vertretung für die Lobby- und Normungsarbeit benötigen. Diese europäische Organisation mit dem Namen EVIA soll noch im Jahr 2010 gegründet werden.
Da das FGK also künftig größere Aktivitäten in Europa entwickeln will, wurde dem Vorstand eine Stabsstelle für Europafragen zugeordnet. Dr. Jürgen Röben, Menerga, wird künftig diese Aufgabe übernehmen.
Neuwahlen
Für die ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Dr. Helmut Franzen, Trox, und Rolf Richter, ZVSHK, wurden Lutz Reiter, Trox, und Ulrich Kössel, ZVSHK, neu in den Vorstand gewählt. Turnusmäßig stand im Vorstand Friedhelm Körner, Johnson Controls, zur Wiederwahl auch er wurde einstimmig wiedergewählt. Als neuer Rechnungsprüfer wurde Bernd Schweitzer, Schweitzer-Chemie, als Nachfolger von Andreas Will berufen.
Fazit
Weiterentwicklung ist sicher keine schlechte Sache, doch wenn man dabei ins Revier von anderen Verbänden gerät, könnte das Ärger nach sich ziehen, in jedem Fall jedoch eine gewisse Unruhe. Der noch junge und kleine ZVKKW mag vielleicht kein ernstzunehmender Gegner für das bzw. den FGK sein, beim ZVSHK könnte das jedoch ganz anders ausgehen und Letzterer hat schon kritische Fragen zum neuen Bundesverband und den ISH-Aktivitäten gestellt. Wie es weitergeht und was es dazu in einem Jahr zu berichten gibt, erfahren wir vielleicht bei der nächsten Mitgliederversammlung in Bonn. M. S. -
* EPBD 2002/91/EG Energy Performance Directive for Buildings
EuP 2005/32/EG Energy using Products
RES 2009/28/EG Renewable Energy Sources
REACH 2006/1907/EG Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals
Programminhalte 4. Klima-Tag
- CEN und ISO Normung zur Umsetzung von EU-Richtlinien, Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, ITG Institut für TGA Dresden Forschung und Anwendung GmbH
- REACH-Richtlinie, Frank O. Baumeister, UEAPME Union Européenne de l’Artisanat et des Petites et Moyennes Entreprises
- EPBD-Richtlinie und EnEV, MR Peter Rathert, Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
- Ökodesignrichtlinie, Dr. Floris Akkerman, BAM Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
- RES-Richtlinie und EEWärmeG, Dipl.-Ing. Jan Fischer, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
- Gastvortrag „Die neue VOB“, RA Joachim Garbe-Emden, SNP Schlawien Naab Partnerschaft