Ihnen wurde auch auferlegt, mindestens eine jährliche Dichtheitskontrolle von stationären Anlagen mit einem Kältemittelfüllgewicht von 3 kg oder mehr durchzuführen. Nur extra dafür zertifiziertes Personal darf diese Dichtheitsprüfungen ausführen und muss dies entsprechend dokumentieren. Diese Aufzeichnungen hat der Betreiber aufzubewahren und bei Überprüfungen unverzüglich vorzulegen.
In der Durchführungsverordnung EG 303/2008 sind die Mindestanforderungen für die Zertifizierung von Unternehmen und Personal festgelegt. Je nach den erforderlichen Tätigkeiten sind dazu Personalkatego-rien definiert, für die sich das Wartungs- und Servicepersonal zu zertifizieren hat. Die hierzu notwendigen Kenntnisse und Fertig-keiten müssen von einer Prüfstelle in einem Theorie- und Praxis-Test abgeprüft werden.
In dem europäischen Leonardo-Projekt REAL Skills Europe (Refrigerant Emissions and Leakage Skills for Europe) wurden vor diesem Hintergrund hilfreiche Anleitungen und Werkzeuge (Tools) erarbeitet, um zumindest für Europa Betreibern, Planern und Fachpersonal wichtige Informationen zu diesem Thema zur Verfügung zu stellen.
Das Projekt-Ziel
Mit dem REAL Skills Europe-Projekt soll eine deutliche Bewusstseinserweiterung und ein besseres Verständnis über Kältemittelemissionen und Leckagen erzielt werden. Insbesondere sind die Auswirkungen auf Umwelt, Anlagenverhalten und Energieeffizienz zu verstehen. Interessierte und Betroffene können an wichtigen Informationen teilhaben und die Gute Praxis kennenlernen.
Als Ergebnis des Projektes stehen praktische Informationen, Anleitungen und hilfreiche Werkzeuge (Tools) zur Verfügung:
- Anleitungen für Techniker, Manager und Besitzer
- F-Gas-Logbuch und Emissions- / Kostenkalkulator
- Spezielles Training zum Thema Leckagereduzierung (e-learning)
- Untersuchungs- und Inspektionsmethoden
Alle Arbeitsmaterialien liegen in sieben verschiedenen Sprachen vor. Eine umfassende Internetseite informiert über das Projekt und stellt Downloads zur Verfügung.
Das Projekt-Team
Das Projekt-Konsortium besteht aus europäischen Bildungs-, Lehr- und Forschungseinrichtungen und Verbänden, die eine führende Rolle in ihren eigenen Ländern auf dem Gebiet der Ausbildung im Bereich Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik einnehmen. Sie unterstützen die Branche mit Forschung & Entwicklung und Innovationen. Sie sind alle gut vernetzt mit den Akteuren aus den jeweiligen Branchen der Kälte-, Klima- und Wärmepumpentechnik einschließlich der aktuellen Anbieter von Berufsausbildung sowie Fort- und Weiterbildung. Zum Projekt-Team gehören:
- Institute of Refrigeration (IOR), Carshalton, Großbritannien
- Limburg Catholic University College (KHLim), Limburg, Belgien
- London South Bank University (LSBU), London, Großbritannien
- Ethniko Metsovio Polytechnio Athina (Wärmetechnik Abschnitt, Labor für Angewandte Thermodynamik, Nationale Technische Universität Athen (NTUA), Griechenland
- Informationszentrum für Kälte-, Klima- und Energietechnik gGmbH (IKKE), Duisburg-Rheinhausen, Deutschland
- Krajowe Forum Chlodnictwa National Refrigeration Forum (NRF), Verband der Arbeitgeber, Warschau, Polen
- Estnisch Environmental Research Centre (EERC) Ozon Einheit, Tallinn, Estland
- Centre technique des industries mécaniques (CETIM), Technologies de lEtanchéité (Sealing Technology Department), Nantes, France
Als Ergebnis stehen alle Arbeitsunterlagen und Werkzeuge (Tools) in den Sprachen, Englisch, Französisch, Deutsch, Niederländisch, Polnisch, Estnisch und Griechisch zur Verfügung.
Gute Praxis bei der Kältemittelfüllung von Kälteanlagen
Gute Praxis hinsichtlich einer optimierten Kältemittelfüllung fängt bei der Planung und Auslegung an und geht über die Installation durch qualifiziertes, zertifiziertes Personal zur umfassenden Dichtheitsprüfung bis zur effektiven und vorbeugenden Wartung.
Zwischen dem Anlagenbetreiber und dem betreuenden Kälte-Klima-Fachbetrieb muss eine funktionierende Wechselbeziehung hinsichtlich des Verständnisses bei der strategischen Leckagereduzierungspolitik entstehen. Das technische Fachpersonal sollte über eine fundierte Ausbildung und Erfahrung verfügen. Es ist sicherlich hilfreich, wenn man nicht nur die Mindestanforderungen erfüllt. Der Umweltschutz hat schon einen höheren Standard verdient. Kälteanlagen sind mit Sachverstand zu untersuchen, um das Potenzial zur geeigneten Leckagereduzierung zu identifizieren. Eine frühzeitige Lecksuche und regelmäßigere Dichtheitskontrollen sollten angestrebt werden. Aufzeichnungen mit aussagefähigen Informationen zum Anlagenzustand sind zu empfehlen, um konkrete Verbesserungen erzielen zu können.
E-Learning-Trainingsmodule
Im REAL Skills Europe (RSE)-Projekt sind vier E-Learning-Trainingsmodule erarbeitet worden, um Wartungs- und Service-Techniker bei der Erweiterung ihres Fachwissens zu unterstützen und die viele praktische und hilfreiche Tipps zum Handling beinhalten. Anlagenbesitzer (Endverbraucher) erfahren damit ein besseres Verständnis zur Einschätzung der Auswirkungen einer Kältemittelleckage. Es soll auch das Bewusstsein über die rechtlichen Pflichten des Betreibers erweitern und den Umweltschutzgedanken fördern. Für Fachfirmen, Anlagenplaner und Berater bieten diese Module wichtige Hilfen für Kundengespräche, die auch der Entwicklung effektiver Strategien zur Leckagereduzierung dienen können.
Drei E-Learning-Module können mit Online-Prüfungen abgeschlossen werden,die bei erfolgreichem Abschluss zu einem anerkannten europäischen Zertifikat führen. Das vierte E-Learning-Modul beschreibt die Untersuchung einer Kälteanlage vor Ort mit den Inspektionsmethoden und dem Untersuchungsbericht mit Empfehlungen zur effektiven Strategie, um zukünftige Leckagepotenziale zu minimieren.
In den Tabellen 1 bis 4 sind die Inhalte der vier E-Learning-Module dargestellt:
- Modul 1:Umweltrelevante, Kosten- und rechtliche Aspekte einer Kältemittelleckage
- Modul 2:Reduzierung von Leckagen durch geeignete Wartung und Service
- Modul 3:Minimierung von Leckagen Gute Praxis für Auslegung, Installation und Betrieb
- Modul 4:Reduzierung von Leckagen durch spezielle Untersuchung vor Ort und Beratung
Ein Beispiel einer E-Learning-Seite ist in Bild 1 RSE module 1 dargestellt. In den E-Learning-Modulen sind Animationen und einige Anschauungsfilme zum besseren Verständnis eingearbeitet. Zur Erläuterung der Funktionsweise der E-Learning-Module wurde eine Trainings-Anleitung (TMG) erstellt, die als Download verfügbar ist. Bild 2 zeigt die Titelseite der Trainings-Anleitung.
Anleitungshilfen (Guidance Notes)
Ergänzend zu den Lernmaterialien (E-Learning-Module) wurden weitere ausführliche Anleitungshilfen [Guidance Notes (GN)] erarbeitet, die zusätzliche Informationen zu diesem Themengebiet liefern. Im Einzelnen sind dies nachfolgende Anleitungen:
- GN 1:Anleitung für richtige Lecksuche
- GN 2:Darstellung von 13 üblichen Leckagen
- GN 3:Konstruktion ohne Leckagen: Auslegungsstandard und Praxis
- GN 4:Leckagen vermeiden: Verantwortlichkeit des Anlagenbauers bei Service/Wartung
- GN 5:Leckagen vermeiden: Verantwortlichkeit des Anlagenbetreibers im Betrieb
- GN 6:F-Gas-Logbuch / Emissions-Kalkulator
Diese Anleitungen (GN 1 bis GN 6) sind als Downloads verfügbar.
F-Gas-Logbuch / Emissions-Kalkulator
Die F-Gase-Verordnung fordert die kontinuierliche Aufzeichnung der Kältemittelmengen, die an einem Kältemittelkreislauf verändert werden. Nachfüllmengen sowie Kältemittelentnahmen zur Rückgewinnung sind genauestens schriftlich festzuhalten, um nachvollziehen zu können, welche jährlichen Leckageraten vorliegen. Für Überprüfungszwecke sind diese Aufzeichnungen aufzubewahren. Es ist hier sehr zu empfehlen, dass der Anlagenbauer (Wartungsfirma) auch über die gleichen Unterlagen verfügt, die auch beim Anlagenbetreiber aufbewahrt werden. Es genügt eigentlich ein Stück Papier und ein dokumentensicherer Stift! Zur Vereinfachung sind auf dem Markt auch entsprechende Formblätter (Anlagen-Logbuch) existent. Darüber hinaus gibt es auch Programme zur elektronischen Aufzeichnung. Das VDKF-LEC ist hier als Beispiel zu benennen.
Im Rahmen dieses RSE-Projektes wurde ein umfangreiches elektronisches F-Gas-Logbuch entwickelt, das mit entsprechenden Zusatzfunktionen ausgestattet ist. Die Leckage wird automatisch in äquivalente CO2-Emissionen umgerechnet und es werden Angaben zu ausgelösten Kosten gemacht.
In Bild 3 F-Gas-Logbuch ist eine entsprechende Programmseite abgebildet. Im Programm können zehn unterschiedliche Kälteanlagen (Systeme) mit allen Anlagendaten und Informationen zu Wartungen / Reparaturen / Kältemittelergänzungen oder Kältemittelentnahmen erfasst werden. Über die Funktionen einer Tabellenkalkulation werden die Leckageraten für ein System und für die Gesamtheit aller Systeme errechnet und ein Trend angegeben.
Bild 4 Berechnung äquivalente CO2-Emissionen zeigt die Programmseite mit den Angaben zu den äquivalenten CO2-Emissionen und der Trendlinie unterschiedlicher Wartungsaktivitäten.
Die durch die Reparatur / Kältemittelergänzung ausgelösten Kosten werden mithilfe zuvor festgelegter Kostenfaktoren dargestellt. In Bild 5 Berechnung Kosten ist die dazugehörige Programmseite abgebildet.
Es ist für den Anlagenbetreiber möglicherweise sehr einprägsam, welche Kosten die erforderliche Reparatur / Wartung aufgrund einer Kältemittelleckage verursacht hat und ob sie durch geeignete Maßnahmen hätte verhindert werden können. Er sollte zunehmend freiwillig bereit sein, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen, die das Entstehen von Leckagen minimieren.
Gemäß der deutschen ChemikalienKlimaschutzVerordnung sind zukünftig jährliche Leckageraten (spezifischer Kältemittelverlust) von 1 3 Prozent als maximaler Grenzwert zulässig. Die Praxis sagt uns aktuell, dass wir dies in Deutschland in der Gesamtheit nicht überall erfüllen und noch ein großer Handlungsbedarf existiert.
Aktuell werden die Ergebnisse ausgewertet, die seit der Einführung der F-Gase-Verordnung EG 842/2006 vorliegen. Es liegt im Bereich des Möglichen, dass ab 2015 weitere Verschärfungen zu erwarten sind. Die Limitierung der äquivalenten CO2-Emissionen wird dabei wohl eine wichtige Rolle spielen.
Register von aufgelisteten Fachleuten
Die Ausbildung im Bereich Kälte- und Klimatechnik ist innerhalb von Europa sehr unterschiedlich ausgeprägt, wobei Deutschland sicherlich hier eine führende Rolle einnimmt. Auch die Vernetzung von Handwerk, Ausbildung mit Industrie, Handel und Wissenschaft ist in Deutschland wesentlich intensiver als in vielen anderen europäi-schen Ländern.
Aus diesem Grund ist es für viele sehr nützlich, wenn sie auf ein Register mit der Auflistung von geeigneten Fachleuten zurückgreifen können, die bei der Bewältigung dieser Thematik behilflich sind.
Dieses Register soll Einzelpersonen auflisten, die in der Lage sind, anderen Ratschläge und Anleitungen zur Leckagereduzierung zu geben. Diese sachkundigen Ein-zelpersonen müssen zur Aufnahme in dieses Register folgende Anforderungen erfüllen:
1.Erfahrener Kältetechniker (EN 13313:2011 oder ähnlich)
2.Im Besitz des Zertifikates der Kategorie I (EG 303/2008)
3.Alle 4 RSE-E-Learning-Module erfolgreich unter Prüfungsaufsicht absolviert (Gold CPD-Zertifikat)
Die aufgelisteten Einzelpersonen haben das Recht auf Nutzung des RSE-Logos und der entsprechenden Formulare. Damit verbunden sind die Anerkennung und das Bewusstsein zur qualitativ hochwertigen Ausbildung und des Schutzes der Umwelt.
Im Rahmen des REAL Skills Europe-Projektes wurde eine umfangreiche Internetseite http://www.realskillseurope.eu erarbeitet. Hier sind alle wichtigen Informationen verfügbar, um sich für die E-Learning-Module anzumelden und registrieren zu lassen, wobei die Sprache und die Registrierungsseite auszuwählen sind.
Für deutsche Bewerber ist das Informationszentrum für Kälte-, Klima- und Energietechnik (IKKE) in Duisburg-Rheinhausen zuständig. Interessierte Personen können sich auch unter https://www.i-k-k-e.com/ ausführlich informieren.
Das REAL Skills Europe-Projekt wurde mit Mitteln der Europäischen Union (Lifelong Learning Programme) gefördert.
Dipl.-Ing. Karsten Beermann
Geschäftsführer IKKE gGmbH, Duisburg, und Projektpartner im REAL Skills Europe-Projekt