EPEE wurde im September 2000 gegründet, um die Interessen der Kälte-, Klima- und Wärmepumpenindustrie gegenüber den europäischen Institutionen zu vertreten. Damals natürlich aktuelles Thema: die F-Gase-Verordnung. Diese erste große Aufgabe haftet EPEE heute noch an, und so wird EPEE meist in die Ecke der F-Gase-Lobby gestellt. Doch so vielfältig die Mitgliedsunternehmen sind, so differenziert ist auch die Haltung von EPEE nicht nur zur Kältemittelfrage, sondern auch zu zahlreichen weiteren Themen, zu denen EPEE seine Kompetenz als Expertenverband bei der europäischen Gesetzgebung einzubringen versucht.
Um dieses Aufgabenspektrum einmal in seiner Gesamtheit darzustellen, veranstaltete EPEE am 3. März 2010 eine internationale Pressekonferenz in Brüssel, zu der Journalisten aus ganz Europa angereist waren. Neben zahlreichen Vertretern von Mitgliedsunternehmen stand auch Marios Avraamides, European Commission, Policy officer Climate change (fluorinated gases) and ozone layer protection, Unit C2 Transport and Ozone, DG Climate Action, als Gesprächspartner zur Verfügung.
Was in der Diskussion mit den Firmenvertretern sofort auffiel, war die Einigkeit, mit der man zu den einzelnen Fragen Stellung bezog und dies, obwohl z. B. sowohl Hersteller von Komponenten für Kälteanlagen mit natürlichen Kältemitteln als auch Hersteller synthetischer Kältemittel gleichermaßen Mitglied von EPEE sind. Offensichtlich scheint es zu gelingen, die verschiedenen Interessen auf einer sachlichen Ebene für ein gemeinsames Ziel zusammenzuführen. Dieses gemeinsame Ziel ist, bei der EU für ein besseres Verständnis der Kälte-Klima-Branche zu sorgen und zur Entwicklung effektiver und vor allem sinnvoller europäischer Regelungen beizutragen. Konkret will EPEE sicherstellen, dass die EU-Entscheidungsträger die Belange unserer Branche korrekt verstehen und bei ihren Entscheidungen berücksichtigen.
Als Beispiel nannte Andrea Voigt EPEEs fortwährende Mitarbeit an der Ökodesign-Richtlinie: EPEEs Experten geben kontinuierlich Input zu den Gebieten, den so- genannten Lots, der Richtlinie, die sich mit Ventilatoren, Kältetechnik, Klimatechnik und Wärmepumpen befassen. Konkret heißt das, dass EPEEs Experten zum Beispiel Positionspapiere entwickeln, die sich mit den technischen Fragen befassen, die unsere Branche betreffen. Da unsere Mitgliedsunternehmen aus den unterschiedlichsten Unternehmen vom Komponentenhersteller bis hin zum OEM kommen, werden EPEEs Beiträge von den EU-Institutionen respektiert und als realistische Einschätzung bzw. Stellungnahme eines Großteils der Branche angesehen.
In der nächsten Zeit seien die beiden Hauptprioritäten von EPEE Die Förderung von Energieeffizienz in der Kälte-Klima-Branche und die Wahl effizienter und nachhaltiger Kältemittel. Gerade in der Kältemitteldiskussion geht es EPEE nicht um irgendeine Glaubensfrage in die eine oder andere Richtung, sondern um die sachliche und verantwortungsvolle Überlegung, welches Kältemittel ob natürlich oder synthetisch für den jeweiligen individuellen Einsatzfall am sinnvollsten ist. Dabei seien Energieeffizienz, technische Realisierbarkeit, direkte und indirekte CO&sub2;-Emissionen sowie die praktische Eignung im Hinblick auf Umwelt und Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung der gesamten Ökobilanz zu beachten.
Insgesamt sind die Aktivitäten und die wichtigsten Arbeitsfelder von EPEE an die Prioritäten der EU angelehnt. Zu den derzeitigen Tätigkeitsfeldern entsprechender Arbeitsgruppen von EPEE zählen z. B.:
Die EU 2020 Strategie für Wachstum und Innovation: Hier setzt sich EPEE für die Förderung von Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien bei der Wärme- und Kälteerzeugung ein, für Energieeffizienz, für einen stärkeren Fokus auf Aus- und Weiterbildung sowie für eine bessere Harmonisierung der gesetzgeberischen Maßnahmen zum Thema Umwelt zwischen den Mitgliedsstaaten.
Die Richtlinie für Ökodesign energiebetriebener Produkte (EuP): Eine weitere Arbeitsgruppe liefert zielgerichtet technische Daten an die EU-Kommission, um zu gewährleisten, dass die Anforderungskriterien für Ökodesign technisch und wirtschaftlich auch langfristig sinnvoll sind. Man will so gleiche Bedingungen für einen fairen Wettbewerb zwischen den Herstellern auf dem europäischen Markt schaffen.
Die Richtlinie für erneuerbare Energien (RES): Die Richtlinie schreibt vor, einen Anteil von 20 % erneuerbarer Energien zu erreichen. Eine schnelle und korrekte Umsetzung der Richtlinie in allen Mitgliedsstaaten und stellt sicher, dass alle Wärmepumpentechnologien (Erdreich, Luft, Wasser) gleichermaßen als erneuerbare Energien anerkannt werden. Hier hat EPPE einen entscheidenden Beitrag geleistet, dass auch Wärmepumpen, die Luft als Wärmequelle einsetzen, in der EU als Nutzung erneuerbarer Energie anerkannt werden.
Die Richtlinie zur Verwendung gefährlicher Stoffe (RoHS): Durch die Schaffung eindeutiger Methoden zur Bestimmung der Produkte, die von der Richtlinie betroffen sind, will EPEE sicherstellen, dass der Anwendungsbereich des Regelwerks klar umrissen bleibt, auch dann, wenn er auf alle elektrischen und elektronischen Produkte ausgeweitet werden sollte.
Kältemittel: Hier geht es EPEE gezielt um den verantwortungsbewussten Einsatz von Kältemitteln inklusive natürlicher Kältemittel und solcher mit geringerem Treibhauspotenzial. Dies ist ein großes Arbeitsgebiet mit vielfältigen Aspekten, besonders im Hinblick auf die kommende Revision der F-Gase-Verordnung: die steigende Anzahl zertifizierter Fachkräfte und Unternehmen, die mit F-Gasen umgehen, die Erfahrungen größerer Endkunden in Bezug auf Emissionsreduzierung, die langfristigen Erfahrungen in den Niederlanden (STEK), die Vorschläge zur Entwicklung neuer Normen zur Dichtheit von Komponenten, die Ergebnisse der an die Kommission gelieferten Daten usw. EPEE möchte die Kommission mit gezieltem Input und Empfehlungen im Hinblick auf die Revision der F-Gase-Verordnung unterstützen. Ziel ist es dabei, die richtige Vorgehensweise zu definieren, die zudem im Einklang mit möglichen internationalen HFKW-Kontrollmechanismen stehen sollte, um die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Industrie zu erhalten. Gerade in diesem Punkt ist ein Feedback aus den einzelnen Ländern besonders wichtig: Wie wird auf nationaler Ebene umgesetzt? Wo gibt es Probleme? Etc.
Zur Revision der F-Gase-Verordnung ist noch wichtiges Statement von Marios Avraamides, EU-Kommission, GD Climate-Action, hervorzuheben. Er berichtete, dass derzeit eine umfassende Studie zur Bereitstellung des technischen Inputs für die Revision der F-Gase-Verordnung laufe. Dabei sei zu bedenken, dass es zurzeit keine Lösungen ohne Treibhauspotenzial (Zero GWP), die sich für alle Anwendungen eignen, gebe: Wir sind uns bewusst, dass derzeit einige Anwendungssektoren bereit sind und andere nicht. HFKWs können nicht einfach innerhalb eines Jahres ersetzt werden und den Verbrauchern muss Zeit gegeben werden, um sich entsprechend anzupassen, so Avraamides weiter. Das heißt also, dass seitens der EU-Komission zumindest mittelfristig nicht über ein völliges Verbot von HFKWs nachgedacht wird!
Fazit
Mit all seinen Aktivitäten ist EPEE auf breiter Ebene in das regulative Geschehen der Kälte-Klima-Branche eingebunden. Dabei ist zu bedenken, dass 90 % der gewerblichen Gesetzgebung, die unsere Branche betrifft, aus der EU kommt. Doch die Arbeit in einem zunehmend komplexeren politischen Kontext ist vielschichtig und mühsam, wie in einem kurzen Vortrag von Russel Patten, EPEE Sekretariat, zur Arbeitsweise der EU-Institutionen eindrucksvoll zu erfahren war. Der Verband ist jedoch gut strukturiert, verfolgt klar definierte Prioritäten und hat schnelle und effiziente Entscheidungswege, so dass man immer an der richtigen Stelle korrekte Informationen einbringen kann. M. S. -
Nachgefragt
Andrea Voigt hat zum 1. Oktober 2009 als neue Geschäftsführerin von EPEE die Nachfolge von Friedrich P. Busch angetreten. Am Rande der Pressekonferenz nutzte die KK die Gelegenheit, um mit ihr über ihre neue Aufgabe und ihre ganz persönliche Einschätzung zu sprechen.
KK: EPPE wurde vor fast zehn Jahren gegründet, in der breiten Öffentlichkeit aber diffus oder nur in Verbindung mit F-Gasen wahrgenommen. Wieso tritt man nun verstärkt nach außen?
Voigt: Der Wunsch kam letztlich aus den Reihen der Mitglieder. Denn es stimmt, viele kennen EPEE, aber keiner weiß genau, was EPEE eigentlich macht. Die Verbindung mit F-Gasen was letztlich ein Grund für die Gründung von EPEE war und damit der Aufkleber F-Gase-Lobby werden dem Verband nicht gerecht. EPEE kämpft an vielen Fronten und möchte nun sein Programm der Nachhaltigkeit auch stärker in der Öffentlichkeit vertreten.
KK: Wer sind die Mitglieder?
Voigt: Es sind nicht nur Kältemittelfirmen Mitglied von EPEE, sondern ebenso Klimagerätehersteller, Verdichterhersteller usw., also durchaus auch Firmen, die z. B. Komponenten für Kälteanlagen mit natürlichen Kältemitteln herstellen. Daher hat EPEE eine sehr breite Sichtweise, so dass die Positionspapiere von EPEE bei der EU als repräsentative Meinung der Branche gesehen werden.
KK: Ist es dabei nicht schwierig einen Konsens innerhalb des Verbandes herzustellen?
Voigt: Manchmal gibt es schon etwas längere Diskussionen. Und wenn zu einer speziellen Frage gar keine Einigung möglich wäre, dann könnten wir dazu eben keine Aussage machen, aber das ist bisher noch nie vorgekommen; wir haben immer einen gemeinsamen Nenner gefunden. Letztlich ist das innerhalb der großen Unternehmen auch nicht anders, dort gibt es ebenfalls verschiedene Strömungen. Das gemeinsame Ziel steht jedoch immer im Vordergrund: Man möchte energieeffiziente, sparsame und umweltschonende Geräte verkaufen und dafür die entsprechenden Regelungen finden.
KK: Aber wozu brauche ich EPEE hier in Deutschland?
Voigt: 8090 Prozent dessen, was in nationale Gesetze umgesetzt wird, wird in Brüssel vorbereitet. Die Leute in Brüssel können aber nicht alles wissen. Daher ist es umso wichtiger, dass sie korrekt informiert werden. Der Verband muss die Realität vertreten, damit Entscheidungen nicht völlig an der Praxis vorbeigehen.
KK: Abschließend noch eine ganz persönliche Frage: Welche Erwartungen hatten Sie am Anfang und haben sich diese jetzt verändert?
Voigt: Um ehrlich zu sein: am Anfang habe ich es als die größere Herausforderung angesehen, die Positionen von EPEE nach außen zu vertreten. Letztlich ist es aber mindestens genauso schwierig, den Konsens im Inneren herzustellen das ist manchmal schon eine harte Nuss. Dennoch konnte EPEE bisher immer schnell und gezielt reagieren, weil wir die Unternehmen direkt befragen. Die Vielseitigkeit ist aber auch das Schöne an der Branche. Und vor allem kann man wirklich etwas bewegen und tatsächlich Input geben, der etwas bewirkt. Insofern haben sich meine Erwartungen zu 100 Prozent erfüllt.
Mir persönlich liegt die Zusammenarbeit mit den nationalen Verbänden, die die Branche bei ihrer jeweiligen Regierung vertreten, besonders am Herzen. Hier ist es besonders wichtig, dass der Informationsfluss in beide Richtungen stimmt, damit die EU auch erfährt, wo es auf nationaler Ebene Probleme gibt.
KK: Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg. M. S. -