Allein in Europa unterhält der Logistikdienstleister Dachser ein Netzwerk mit 161 eigenen Standorten und 3710 täglichen Linien. Weltweit beschäftigt das 1930 gegründete Unternehmen 17500 Mitarbeiter an 306 Standorten mit einer Gesamtlagerfläche von 1,38 Millionen Quadratmetern. Davon nutzt der Logistiker rund 240000 Quadratmeter für sein Geschäftsfeld Dachser Food Logistics.
Dabei fing alles als Einmannbetrieb an. Der Firmengründer Thomas Dachser begann 1930 damit, Allgäuer Käse von Kempten aus ins Rheinland zu transportieren. Um den Laderaum auch bei der Rückfahrt zu nutzen, akquirierte er im Rheinland Industriegüter für das Allgäu. Bereits 1938 hatte sich Dachser mit zwanzig größtenteils eigenen Fahrzeugen als führende Spedition im Allgäu etabliert. Heute transportiert Dachser weltweit pro Jahr 41,8 Millionen Sendungen (jährliche Tonnage: 29,4 Millionen) und erwirtschaftet damit einen Jahresumsatz von 3,2 Milliarden Euro, davon 500 Millionen Euro in der Lebensmittel-Logistik.
Am Dachser-Standort Langenhagen sollte nun für einen Erweiterungsbau (2400 m²) und ein bestehendes Lebensmittel-Umschlaglager (1100 m²) eine neue Kälteanlage zur Hallenkühlung installiert werden. Die Anlage wurde von der Enprovis GmbH, Kempten im Allgäu, für Dachser geplant und von der Zimmermann Industriekälte aus Seevetal (südlich von Hamburg) gebaut. Die Zimmermann GmbH ist ein in der zweiten Generation geführtes Familienunternehmen, zu dessen Kunden zahlreiche Unternehmen der Lebensmittelindustrie und Lebensmittellogistik sowie der chemischen Industrie zählen.
Rahmenbedingungen
Die Kühlung der Hallen (Höhe: beide ca. 8,5 m) erfolgt über 20 Luftkühler (Thermofin), die über einen Solekreislauf versorgt werden:
- Raumlufttemperatur: +2 °C
- Solevorlauftemperatur: -8 °C
- Solerücklauftemperatur: -2 °C
Die Kälteanlage arbeitet mit NH3 und hat eine Gesamtkälteleistung von 1080 kW. Davon entfallen 620 kW auf den Erweiterungsbau und 195 kW auf die bereits bestehende Halle. 265 kW werden für eine zusätzliche Erweiterung um weitere 1100 m² vorgehalten. Eine noch vorhandene Frigen-Kälteanlage soll später ebenfalls durch eine NH3-Anlage ersetzt und an die Steuer- und Regelungstechnik der neuen Anlage angeschlossen werden.
Die Verdichter sind so ausgelegt, dass die gesamte Hallenfläche, einschließlich der beschriebenen Erweiterungsmöglichkeit, auf eine Innentemperatur von +2 °C gekühlt werden kann. Sie sind druckseitig an einen Verdunstungsverflüssiger und einen luftgekühlten Verflüssiger angeschlossen, die die Wärme abführen. Der NH3-Verdampfer ist als überfluteter Verdampfer ausgeführt. Auslegungsdaten:
- Außentemperatur ta = +35 °C
- Verdampfungstemperatur to = -10 °C
- Verflüssigungstemperatur tc = +31 °C
- Feuchtkugeltemperatur tf = + 21,5 °C
Regelung
Die Kälteanlage wird mit einer DDC-Regelung über die Halleninnentemperatur und die Außentemperatur gesteuert. Die Regelung ermöglicht einen energieoptimierten Betrieb sowie eine Kontroll- und Ferneinstellmöglichkeit. Ferner ist eine Abfragemöglichkeit von Anlagenbetriebszuständen und Temperaturen über ein Modem möglich. Zur einfacheren Bedienung wurde eine grafische Benutzeroberfläche realisiert, die alle anlagentechnisch relevanten Betriebszustände, wie Temperaturen, Betriebsanzeigen, Störmeldungen, Abtauphasen etc. übersichtlich darstellt.
U-Rohr-Abscheider
Besonders erwähnenswert ist nicht nur die hohe Effizienz der Anlage, sondern der eingesetzte Flüssigkeitsabscheider in Form eines U-Rohres. Der von Alfa Laval entwickelte Abscheider setzt auf vier Wirkmechanismen, um ein nahezu trockenes Sauggas am Saugstutzen zum Verdichter sicherzustellen:
1. Agglomeration (Zusammenballung von kleinen Tropfen) bereits am Eintritt
2. Absinken der Tröpfchen durch die Schwerkraft
3. Zentrifugalkräfte in den zwei Bögen (s. Bild)
4. Abscheidung durch Filterung / Demister
Die Kombination aus den verschiedenen Techniken ermöglicht sowohl eine effiziente Trennung von Flüssigkeit und Dampf als auch ein kompaktes Design. Letzteres war auch entscheidend dafür, dass bei der Anlage in Langenhagen die Wahl auf einen U-Rohr-Abscheider fiel, da das Platzangebot im vorgesehenen Maschinenraum sehr begrenzt ist.
Gleichzeitig ist dies der erste Einsatz dieser Neuentwicklung in Deutschland. Weltweit werden solche Abscheider erst in etwa 25 bis 30 Anlagen verwendet. M. S. -
Links
Anlagendaten
- Kältemittel: NH3, 600 kg
- Solekreislauf: Ethylenglykol 34 %, ca. 12 m³
- Verdichter:
- Schraubenverdichter: Typ LD-5A (DuoPak zwei Verdichter auf einem Rahmen), Hersteller GEA Grasso, mit FU, Drehzahl 15003600 U/min, max. Kälteleistung 954 kW bei to = -10 °C, tc = 31 °C
- Kolbenverdichter: Typ RCU 610, Hersteller GEA Grasso, max. Kälteleistung 156 kW bei to = -10 °C, tc = 31 °C, Drehzahl 960 U/min
- Abscheider:U-Rohr, Hersteller Alfa Laval, max. Kälteleistung bei tc = -10 °C 1080 kW
- Eco-Abscheider: Hersteller EM-Polar, kann die gesamte NH3-Füllmenge aufnehmen
- Warmsolespeicher: Hersteller EM-Polar
- Verdampfer, Enthitzer, WRG-Wärmeübertrager: Hersteller Alfa Laval
- Verflüssiger:
- Trockenverflüssiger mit Axialventilatoren, TACH 0800.1-24-B-N(D5)B5, Hersteller Thermofin, Verflüssigerleistung: 642,1 kW (< 5 °C Außentemperatur 50 % der Wärme)
- Verdunstungsverflüssiger mit Axialventilatoren, Typ ATC-XE542B,Hersteller Evapco, Abwärmeleistung gesamt: 1385 kW, Auslegungstemperaturen: Verflüssigungstemperatur: +31,0 °C, Feuchtkugeltemperatur: +21,5 °C
- Luftkühler: 20 Stück in der Halle bzw. im Bereich der Hallenbüros, Typ X-TGN, Hersteller Thermofin, Leistung je 45 kW, Raumlufttemperatur: +2 °C, Solevorlauftemperatur: - 8 °C, Solerücklauftemperatur: -2 °C