Zielgruppe der Vorträge und Workshops waren Planer und Entscheidungsträger aus Gewerbe und Industrie sowie Wärmepumpen-Experten aus Forschung, Entwicklung und Lehre, insgesamt rund 240 Teilnehmer aus 27 Ländern. Sie erhielten neue Anregungen durch die vorgestellten Praxisprojekte und konnten Kontakte zu Herstellern und Experten aufnehmen. Erstmals gab es eine Vortragsreihe speziell zum Wärmepumpeneinsatz im deutschsprachigen Raum. Denn das Potenzial für Wärmepumpen in Gewerbe und Industrie ist in Deutschland enorm hoch.
Leichter Zuwachs – zufrieden oder unzufrieden?
Gleich zu Beginn des Symposiums, das von EHPS-Koordinator Dr.-Ing. Rainer Jakobs (IZW) und Stephan Renz (IEA) moderiert wurde, musste Thomas Nowak, Generalsekretär der EHPA, bestätigen, dass der europäische Wärmepumpenmarkt im Jahr 2014 mit einem Zuwachs von etwa drei Prozent auf nunmehr ca. 797 000 verkaufte Geräte erneut nicht entscheidend vorangekommen ist. Damit ist zwar seit 2005 ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 7,4 Prozent zu verzeichnen, doch seit 2008 stagniert der Markt mehr oder weniger. Viele Symposiumsteilnehmer waren der Meinung, dass der geringe Zuwachs der Wärmepumpe im Jahr 2014 angesichts der Klemme zwischen sinkenden Primärenergiepreisen und gleichbleibend hohen bis steigenden Strompreisen schon fast als Erfolg zu werten sei. Von der Energieseite her wehe der Wärmepumpe vor allem in Deutschland derzeit ein scharfer Wind ins Gesicht; wer eine kaufe, tue dies derzeit selten aus rein ökonomischen Gründen. Frankreich bleibt mit etwa 193 000 verkauften Wärmepumpen weiter der größte und auch wachsende Markt in Europa, gefolgt von Italien mit 101 000, Schweden mit 96 000 und Deutschland mit 68 000 Stück. Besonders groß ist der Wärmepumpen-Marktanteil in den nordeuropäischen Ländern. Wäre dies überall in Europa so, könnten knapp 5 Mio. Wärmepumpen jährlich verkauft werden. Die Brauchwasser-Wärmepumpen setzen mit einer Zunahme von 82 000 Geräten in 2013 auf 114 000 Stück in 2014 ihr starkes Wachstum fort.
Hybride Wärmepumpen in Kombination meist mit regulären Gasthermen weisen ein starkes Wachstum auf und zählen zu den Hoffnungsträgern der Branche, werden aber beim Anteil an den Gesamtstückzahlen auf Sicht (30 000 Stück bis 2020) eher von geringerer Bedeutung bleiben. Auch auf Smart Grids, also intelligente Stromnetze, setzt die Branche, könnten doch Wärmepumpen hier als Stromabnehmer bei Überschussmengen einspringen. Doch ist bisher weder von den Smart Grids etwas zu sehen noch gibt es finanzielle Anreize für das Verwerten von Strom-Überschussmengen, wie Rainer Jakobs bedauerte. Er beklagte zudem, dass es eine negative Einstellung zum elektrischen Strom als Energiequelle gebe und die anhaltende Schwierigkeit, Industrie und Gewerbe vom großen Einsparpotenzial der Wärmepumpe zu überzeugen – nur etwa 8 Prozent liegen über 20 kW.
Thomas Nowak forderte, dass die Branche die Wärmepumpe weiter für den Massenmarkt ertüchtigen solle, auf der anderen Seite müsse der Markt aufnahmebereiter für die Wärmepumpe gemacht werden, was mehr Aufklärung und politische Weichenstellungen gleichermaßen erfordere.
Breite Themenpalette, intensiver Austausch
Der European Heat Pump Summit 2015 spannte den Bogen weit über das Themenspektrum Wärmepumpe: Er adressierte die industriellen und gewerblichen Anwendungen sowie die aktuelle Forschung und Entwicklung. Darüber hinaus wurden Einsatzszenarien der Wärmepumpe im Wohnungsbau, Hybridsysteme und insbesondere die Entwicklung der Komponenten sowie die Integration der Wärmepumpe in Smart Grids vorgestellt. Ecodesign-Richtlinie und Energieeffizienz als derzeit wichtige Prioritäten auf EU-Ebene waren ein wichtiges Thema der Veranstaltung. Sowohl die sinnvolle Nutzung von Großwärmepumpen als auch die hybride Nutzung von Kälte und Wärme in Gewerbe und Industrie wurden als zentrale Bausteine für die effiziente Nutzung der fossilen Energieressourcen sowie für die verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien in den Vordergrund gestellt.
Der European Heat Pump Summit wurde erneut in Kooperation mit ideellen Trägern aus Wirtschaft und Forschung veranstaltet, darunter DKV, EHPA, EPEE, IEA Heat Pump Centre, IZW und ZVKKW.
Up-to-date mit den Vorträgen des Symposiums
Über 30 Referenten informierten über das Potenzial der Wärmepumpen in verschiedenen Märkten, die Verwendung von erneuerbaren Energien, verbunden mit dem Einsatz in nZEB (nearly zero-energy buildings = Fast-Nullenergiegebäude) für ein nachhaltiges Wirtschaften, und die Kombination von Wärmepumpen mit anderen Wärmeerzeugern. Zudem wurde die Entwicklung von Bauteilen und Produkten für Zukunftssysteme eingehend beleuchtet. Die Internationale Energieagentur (IEA-HPT) war mit einer ganzen Reihe eigener Vorträge aus dem Bereich Forschung & Entwicklung vertreten. Zu den Themenblöcken des Symposiums zählten Komponenten und die Produktentwicklung (Verdichter, Lüfter, Wärmeübertrager, Regler, Kältemittel) ebenso wie Wärmepumpen-Anwendungen in nZEB sowie intelligenten zukünftigen Stromnetzen, Test und Zertifizierung von Wärmepumpen sowie Herausforderungen für hybride Wärmepumpensysteme. Ebenfalls ausführlich behandelt wurden gas- oder ölbetriebene Wärmepumpentechniken und -märkte sowie Großwärmepumpen für Fernwärmenetze, Absorptionswärmepumpen für große Leistungen sowie Wärmepumpen in Kombination mit Solar.
Es wurden aktuelle Marktdaten und Entwicklungen in den verschiedenen Ländern bekannt gegeben und die Herausforderungen der aktuellen europäischen Energiepolitik thematisiert. Zudem wurde die Bedeutung nationaler und europäischer Gesetze und Verordnungen wie der Eco-Design-Richtlinie für die Wärmepumpenindustrie beleuchtet.
Deutschsprachiger Wärmepumpenmarkt im Blick
Parallel zum englischsprachigen Symposium behandelte die erstmals durchgeführte spezielle Vortragsreihe in deutscher Sprache die Marktpotenziale sowie erfolgreiche Lösungsmöglichkeiten für die gewerbliche und industrielle Nutzung der Wärmepumpe – schwerpunktmäßig für den deutschsprachigen Raum. Hier standen Themen wie die hybride Nutzung von Kälte und Wärme in Kombination mit dezentraler Energieerzeugung und -nutzung ebenso im Mittelpunkt wie Wärmepumpen im Trocknungsprozess und Hochtemperatur-Wärmepumpen.
Foyer-Expo – hohe internationale Beteiligung
Ergänzt wurden die Fachvorträge durch die begleitende Foyer-Expo mit Produktpräsentationen namhafter Unternehmen und Verbände aus der internationalen Wärmepumpenbranche. Zu beobachten war eine erneut große internationale Beteiligung. Über zwei Drittel der Unternehmen kamen aus dem Ausland.
Um den Wissenstransfer, den fachlichenDialog sowie die weltweite Vernetzung zu fördern, trafen sich die Teilnehmer des European Heat Pump Summit 2015 zum Get-together-Abend. RM