Kasachstan: die Politik beginnt sich zu bewegen
Der Weg hin zu umweltfreundlichen Standards in der Kältetechnik in Kasachstan ist noch lang – dennoch stellt die Unterzeichnung des Kyoto Protokolls im Jahr 2009 für den zentralasiatischen Staat einen ersten, wichtigen Meilenstein für nachhaltige Technologien dar. Kasachstan muss nun die Emission klimaschädlicher Treibhausgase mit einem nationalen Plan umsetzen. Aber für natürliche Kältemittel ist es noch ein weiter Weg, weiß Yuri Dubodelov von SAKADA Engineering aus Almaty. Denn in der gesamten Region herrscht ein extremer Fachkräftemangel, es gibt kaum Ingenieurs- und Entwicklungskompetenz, einen geringen Bedarf an hochleistungsfähigen Kältesystemen und hohe Sicherheitsauflagen.
Der Mittlere Osten: Kostenbewusstsein schlägt Umweltbewusstsein
Viel günstiger ist die Situation im Mittleren Osten. Hans Raaymakers, General Manager bei ADEAREST, hebt die Rolle von Ammoniak in den Vereinigten Arabischen Emiraten besonders hervor. Das natürliche Kältemittel ist bereits seit den 90er-Jahren in der gesamten Region durch den Einfluss westlicher Unternehmen verbreitet. Da aktuell viele Anlagen modernisiert oder durch neue Systeme ersetzt werden müssen, sodass von einem weiteren Anstieg in der Verbreitung von Ammoniak auszugehen ist. Bis jedoch die Vorschriften so weit sind, den Gebrauch von Ammoniak zu forcieren, werden wohl die günstigeren Anschaffungskosten für konventionelle Kälteanlagen diese vorerst weiter begünstigen.
Türkei: fortschrittliches Phase-Out
In der Türkei zählen Anwendungen mit natürlichen Kältemitteln seit Jahrzehnten zum industriellen Standard – rund 90 Prozent der Systeme nutzen Ammoniak, lediglich 10 Prozent der Anlagen für Kühlflächen, die kleiner als 2000 m2 sind, werden mit fluorierten Kältemitteln betrieben. Im Vergleich dazu ist CO2 als Kältemittel auf dem Markt noch relativ wenig verbreitet. Hier setzen multinationale Unternehmen vermehrt Impulse und sanieren Systeme mit hohem Global Warming Potenzial (GWP) und hohem Ozon Depletion Potenzial (ODP). Durch ein gesetzlich vorgeschriebenes und bereits sehr fortgeschrittenes F-Gase-Phase-Out, das sich an den EU-Vorgaben orientiert, wird die Bedeutung von natürlichen Kältemitteln in den nächsten Jahren weiter zunehmen, erläuterte Hüseyin M. Yüksel vom türkischen Verband Air Conditioning & Refrigeration Manufacturers´ Association (ISKID) die aktuelle Situation.
USA: der ökonomische Hebel wird umgelegt
Barack Obama hat den rechtlichen Rahmen für ein Phase-Out von F-Gasen mit hohem ODP und GWP geschaffen, berichtet Dave Rule, Präsident des International Institute of Ammonia Refrigeration (IIAR) aus den USA. Weil die Wirtschaft deshalb mittelfristig durch eine anstehende Verknappung auch mit steigenden Kosten für umweltschädliche Kältemittel rechnet, sucht sie nach kosten- und leistungsfähigen Alternativen. Insgesamt zeigt sich in den USA ein umfassender, anwendungsübergreifender Trend hin zu natürlichen Kältemitteln – angefangen bei großen Kühlhäusern über kleinere kommerzielle Anwendungen bis hin zu Klimaanlagen. Um den Wandel möglichst effizient voranzutreiben, entstehen aktuell neue Partnerschaften, bei denen Vertreter aus Industrie und Politik eng mit Endanwendern zusammenarbeiten.
Fazit: große und kleine Schritte in die richtige Richtung
Aktuell nimmt die Bedeutung von natürlichen Kältemitteln weltweit zu. Beeinflusst wird die Verbreitung von umweltfreundlichen Kältemitteln wie Ammoniak oder CO2 durch verschiedene rechtliche, ökonomische, ökologische, infrastrukturelle und politische Faktoren. Treiber und weltweite Impulsgeber sind die EU und große Industriestaaten wie die USA oder die Türkei – an deren Maßstäben sich zunehmend auch Länder in anderen Regionen orientieren. (DR)