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Deutsche Umwelthilfe warnt:

Risiken durch Kältemittel HFO-1234yf

Die Entscheidung der Europäischen Union, spezielle Kältemittel in Pkw-Klimaanlagen aus dem Verkehr zu ziehen, habe möglicherweise ungewollt lebensbedrohliche Konsequenzen für zukünftige Unfallopfer. Denn auf der Suche nach Ersatzstoffen setzte die Autoindustrie bei neuen Klimaanlagen weiter auf gefährliche Kältemittel. Die brennbare und hochtoxische Chemikalie HFO-1234yf gelte vielen Herstellern mittlerweile als kostengünstige Alternative, wie der Umweltverband mitteilt.

Der ausgeprägte Wille vieler Automanager, in diesem hochsensiblen Bereich die überkommene Kooperation mit der Chemieindustrie fortzusetzen, führt in die Irre und mit hoher Wahrscheinlichkeit zu zusätzlichen Verkehrsopfern, warnte der Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH) Jürgen Resch in Genf. Anlässlich des 79. Internationalen Automobilsalons präsentierte die Deutsche Umwelthilfe e.V. eigene Testergebnisse zum Verhalten von HFO-1234yf, wenn dieses bei einem Unfall Feuer fängt. Das Produkt der US-Chemiekonzerne Honeywell und Dupont soll das Kältemittel R134a ab 2011 ersetzen. Auch der weltweit agierende Konzern Arkema wirbt unter dem Namen Forane 1234yf bei der Autoindustrie für das neue Produkt. Doch das sei nur eine Lösung auf den ersten Blick. Das Kältemittel HFO-1234yf sei brennbar und setze in Verbindung mit Wasser hochgiftige Flusssäure in lebensbedrohlicher Konzentration frei.

Flusssäure sei in geringen Konzentrationen hochgiftig, was zudem von den Opfern nicht unmittelbar bemerkt werde. Sie durchdringe die Haut, zerstöre tiefere Gewebeschichten und führe zu schweren inneren Verätzungen. Das Einatmen könne akut zu einem Lungenödem und chronischen Schäden bis hin zum Tod führen. Aus einem Kilogramm des Kältemittels HFO-1234yf könnten im Brandfall 700 Gramm Flusssäure entstehen. Eine durchschnittliche Pkw-Klimaanlage sei mit etwa 600 Gramm des Kältemittels gefüllt, erläuterte der Verkehrsberater und frühere Abteilungsleiter im Umweltbundesamt (UBA), Dr. Axel Friedrich. Unfallopfer, die einen Verkehrsunfall überleben, könnten anschließend an der eingeatmeten Flusssäure sterben.

Die Ergebnisse der im Auftrag der DUH durchgeführten Unfallsimulationen seien eindeutig. Das Szenario: Bei etwa 600 °C am Motorkrümmer und einem Unfall, bei dem der Kältemittelschlauch abreißt, entzünde sich HFO-1234yf und brenne kontinuierlich mit großer Flamme. Überraschend für die Tester sei vor allem das Ausmaß der Entstehung von Flusssäure gewesen. Das Problem könne den Chemiekonzernen, die die Autohersteller unter hohen Entscheidungsdruck setzen, nicht verborgen geblieben sein. Als so genanntes Drop-In-Kältemittel könne HFO-1234yf ohne größeren Umbau in bestehende Klimaanlagensysteme eingefüllt werden. Die Autohersteller würden also kurzfristig erhebliche Summen sparen, weil eine Umkonstruktion der Klimaanlagen entfalle. Die von den Chemiekonzernen und den Autoherstellern vorgelegten Kostenrechnungen stehen auf wackeligen Füssen. Denn weder zu den Anwendungs- noch zu den Herstellungskosten der instabilen Chemikalie gibt es bislang verlässlichen Aussagen, sagte die Projektleiterin für Klimafreundliche Kühlung der DUH, Eva Lauer.

Auslöser der internationalen Diskussionen über eine nächste Generation von Fahrzeugklimaanlagen und das Kältemittel HFO-1234yf ist die EU-Richtlinie 2006/40/EG sowie die EU-Verordnung 842/2006. Danach darf das bisher in Pkw-Klimaanlagen eingesetzte Kältemittel R134a, das sehr klimaschädlich sei, ab 2011 in Neuwagen europaweit nicht mehr eingesetzt werden. Die aktuell einzig geprüfte serienreife und umweltfreundliche Alternative sei nach Überzeugung der DUH das natürliche Kältemittel Kohlendioxid. Die DUH fordert von der Automobilindustrie, Kohlendioxid als Kältemittel in Neuwagen einzusetzen.

Der Film über die durchgeführten Tests ist in deutscher, englischer und französischer Fassung abrufbar unter:

www.duh.de/klimaanlage_film.html

www.duh.de