Herr Harakal, das Jahr 2010 neigt sich dem Ende zu. Wie sieht Ihr Fazit aus?
Mark E. Harakal: Nach dem Krisenjahr 2009 hat die Wirtschaft insgesamt wieder Fahrt aufgenommen. Das führt inzwischen auch in der Baubranche mit der üblichen zeitlichen Verzögerung zu einer positiveren Entwicklung. Dennoch müssen wir für 2010 bilanzieren, dass wir noch nicht von einer völligen Erholung der Branche sprechen können. Einige Märkte, wie die USA oder auch Spanien, schrumpfen in gewissen Segmenten der Bauindustrie weiter.
Aber in China boomt die Bauindustrie doch schon wieder?
Mark E. Harakal: Das ist richtig. Einige asiatische Staaten und darunter insbesondere China haben sich ungleich schneller von der Weltwirtschaftskrise erholt. Das ist einerseits natürlich sehr erfreulich, es führt andererseits aber auch dazu, dass die Nachfrage nach Rohstoffen in den vergangenen Monaten enorm gestiegen ist. Die dramatische Entwicklung des Kupferpreises sei hier nur stellvertretend für viele andere Rohstoffe genannt.
Was bedeutet diese Entwicklung für die Dämmstoffindustrie?
Mark E. Harakal: Wir haben in den vergangenen Monaten Preissteigerungen für unsere Rohstoffe im deutlich zweistelligen Bereich hinnehmen müssen. Der Preis für einige Basis-Kautschukkomponenten ist in den vergangenen Monaten um 20 Prozent, für Polyethylen sogar um 30 Prozent gestiegen. Die zunehmende Verknappung von Rohstoffen, die als Flammschutzmittel eingesetzt werden, hat noch deutlich höhere Preissteigerungen zur Folge. Die Kosten für einige Komponenten haben sich in 2010 sogar verdoppelt. Die Anbieterkonzentration auf einzelnen Rohstoffmärkten treibt die Preisschraube weiter in die Höhe und führt zur Verteuerung von Feedstocks, den Ausgangsstoffen einiger unserer Schlüsselchemikalien.
Wird Armacell die Preiserhöhungen in 2011 weitergeben?
Mark E. Harakal: Wir werden die Preissteigerungen nicht in vollem Umfang an den Markt weitergeben können. Aber wir werden Preiserhöhungen von bis zu zehn Prozent für die unterschiedlichen Produktgruppen umsetzen.
Wird Armacell eine solche Preiserhöhung durchsetzen können?
Mark E. Harakal: Ja, denn es gibt keine Alternative. Das ist ein richtiger und wichtiger Schritt für unsere Industrie. Andere Dämmstoffhersteller befinden sich in der gleichen Situation. Letztlich sind alle Anbieter von der Steigerung der Rohstoff- und Energiekosten betroffen. Die Hersteller von Elastomerdämmstoffen sind stark von der Rohstoffkostenentwicklung abhängig, während die Mineralwollindustrie die Preiserhöhung thermischer und elektrischer Energie (EEG, Ökosteuer) zu verkraften hat. Diese Kostenentwicklung macht eine Preiserhöhung unumgänglich. Wir können diese Preissteigerungen nicht auffangen, ohne unser Selbstverständnis zur Gewährleistung und ständigen Verbesserung der hohen Qualität unserer Produkte und Serviceleistungen zu gefährden.
Um unseren Kunden und Partnern in der Branche auch zukünftig Wachstum zu ermöglichen, müssen wir investieren beispielsweise in unseren Forschungs- und Entwicklungsbereich. An unserem Firmenhauptsitz in Münster entsteht derzeit ein hochmodernes Anwendungslabor und Trainingszentrum für interne und externe Schulungen. Hier werden wir ganz nah an den Bedürfnissen des Handwerks neue Produkte für Kälte-/Klima-Anwendungen entwickeln. Das wird ein echtes Wissenstransfer-Center für die Branche.