In dem unwahrscheinlichen Fall, dass die Seewasserkühlung – zum Beispiel wegen eines Ölteppichs in der Nähe des Kraftwerks – nicht verfügbar ist, werden die Stand-by-Kühltürme die Restwärme des Kraftwerks an die Umgebungsluft abführen und ermöglichen so das sichere Herunterfahren der Anlage. Kraftwerksbetreiber Fortum, der die Pläne für ein zusätzliches Kühlsystem bereits erstellt hatte, ließ diese nach den Post-Fukushima-Stresstests umsetzen.
Die Kernkraftwerke Loviisa 1 und 2 gingen 1977 bzw. 1980 ans Netz. Block 1 soll voraussichtlich bis 2027, Block 2 bis 2030 betrieben werden. Beide Anlagen basieren auf russischen Reaktortypen und wurden damals entsprechend westlicher Sicherheitsbestimmungen konzipiert. Dazu gehörte auch die Konzeption eines redundanten Notfall-Kühlsystems. Nach dem Unglück in Fukushima und den darauffolgenden Stresstests für europäische Atommeiler entschloss sich Fortum im Jahr 2013, eine weitere Zusatz-Luftkühlung in Auftrag zu geben und so die Sicherheit noch weiter zu erhöhen. GEA EGI hat das Konzept binnen weniger Monate umgesetzt. Die Installation der neuen Kühltürme startete im Herbst 2014. Sie wurden auf Gebäuden wie dem des Reservekühlsystems und Tanklagers aufgestellt und während der Wintermonate in die Kühlkreisläufe integriert. Im Frühling werden noch einige ergänzende Arbeiten außerhalb der Kühltürme durchgeführt. Während der nächsten geplanten Kraftwerksabschaltung im Herbst dieses Jahres soll ein Leistungstest der neuen Reservekühltürme erfolgen. Die Arbeiten, die Fortum von Firmen vor Ort durchführen ließ, wurden von GEA EGI begleitet.
Für jeden Block des Kraftwerks sind zwei Kühltürme vorgesehen, die erdbebensicher konzipiert sind und bei Nichtgebrauch durch Verkleidungen vor Wettereinflüssen geschützt werden. Eine Elektroheizung vermeidet das Einfrieren der Anlagen. Je ein Kühlturm dient dazu, Restwärme aus dem Reaktor abzuführen, der jeweils andere zur Kühlung sicherheitskritischer Anlagen wie dem Abklingbecken, dem Sicherheitsbehälter oder der Reaktorkern-Reservekühlung. Zugunsten einer schnellen Wärmeabfuhr bei kompakten Abmessungen sind die Kühler aus Rippenrohr-Wärmetauschern aufgebaut und in A-Form angeordnet. Die Kühlwirkung wird unterstützt durch Ventilatoren, die aus dem Stromnetz oder vom Notstrom-Dieselgenerator des Kernkraftwerks gespeist werden. Die Leistung der neuen Kühltürme ist so dimensioniert, dass innerhalb weniger Tage eine Heißabschaltung des Reaktors möglich ist und er anschließend in den kalten Ruhezustand versetzt werden kann. Die Abklingbecken können im normalen Betriebszustand gehalten werden.