Die Verordnung mit der Nr. 517/2014 ist nach langer Vorbereitungszeit von der EU verabschiedet worden und tritt ab dem ersten Januar 2015 in Kraft. Sie basiert auf drei Säulen, nämlich der Mengenreduzierung der F-Gase bis zum Jahre 2030, wobei das CO2-Äquivalent als Maßstab gilt, dem Verbot von F-Gasen mit hohem Treibhauspotential sowie den begleitenden Bedingungen für den weiteren FKW-Einsatz.
Mit diesem gesetzgeberischen Rahmen befassten sich die beiden ersten Vortragenden, die ganz dicht an den Quellen waren und aktiv am Verfahren teilgenommen haben: Katja Becken vom Umweltbundesant und Andrea Voigt von EPEE. Dabei machten beide klar, dass die Mengenreduzierung der dominierende Faktor ist. Darüber hinaus werden Kältemittel mit CO2-Äquivalenten von mehr als 2 500 kg CO2/kg Kältemittel ab dem Jahre 1020 mit wenigen Ausnahmeregelungen verboten, ebenso die Wartung und Instandhaltung von Anlagen mit mehr als 40 Tonnen CO2-Äquivalent. Das darf aber nicht darüber hinweg täuschen, dass die so beliebten und nicht vom Verbot betroffenen Kältemittel z. B. R 134 a, R 407 C oder R 410 A, die einen GWP-Wert von unter 2 500 haben, ungeschoren bleiben werden. Mit hartem Schnitt werden diese von der Mengenreduzierung betroffen.
Nach diesen Grundsatzausführungen der beiden Referentinnen kam die Kältemittelindustrie zu Wort. Für DuPont Fluorochemicals sprach Dr. Nicolas Dietl über HFO-basierte Kältemittel als ein Weg zur Erfüllung der EU-F-Gase-Verordnung. Er definierte die Anforderungen an Ersatzkältemittel mit ODP-frei, geringem GWP, günstigen Lebenszykluskosten, geringer Toxizität und keiner oder nur schwerer Entflammbarkeit. Die HFOs als neue Kältemittel seien notwendig, um einen sicheren und kostengünstigen Übergang in die Zeit ohne FKW zu gewährleisten.
In diesem Sinne folgte dann auch der Vortrag von Rüdiger Fleischer, Honeywell Fluorine Products, der über Trends und Neuentwicklungen bei Kältemittel mit niedrigem GWP sprach. Impuls für die Neuentwicklungen sind dabei die gesetzlichen Vorgaben, die in der ersten Phase vom R 12 über R 134 a zum chemisch komplexeren Solstice yf für die Autoklimaanlagen führte, zu Solstice ze für Kaltwassersätze, CO2-Kaskaden und Kühlschränken und zu dem Solstice zd für Turbokältemaschinen. Alle haben ein GWP von 1 oder kleiner und nur die beiden ersten sind schwer entflammbar, zd ist nicht brennbar. Daneben bietet das Unternehmen eine Vielzahl von Gemischen an, deren GWP bis 1273 reicht, um spezielle Mittel- und Hochdruckanwendungen realisieren zu können, z. B. für stationäre Klimatisierung und für Wärmepumpen.
Hans-Jürgen Kemler, Westfalen AG, stellte in seinem Vortrag den Blick eines Kältemittelhändlers auf die neue F-Gase-Verordnung dar. Das gesamte Programm der synthetischen Kältemittel wird eingekauft, nur CO2 wird seit kurzem selbst hergestellt. Damit baute er auf den Stoffen auf, die von den beiden Vorrednern vorgestellt worden waren. Die Palette des Händlers ist aber im Sinne der praktischen Beherrschbarkeit gegenüber der Palette der Hersteller schon deutlich eingeschränkt. Für den Händler erweist sich die Problematik der Quotierung der Kältemittel als wichtiges Arbeitsmittel, ebenso die Beachtung des Kaufs- und Verkaufsverbotes bestimmter Stoffe und Mengen. Das Unternehmen hat auch schon klare Vorstellungen zur Rücknahme und Verwertung der zurück genommenen Stoffe, sowie für die Kennzeichnung der aufgearbeiteten Mengen, um die künftigen Vorschriften einzuhalten.
An die Hersteller- und Händlersicht schlossen sich die Beiträge der Anwender an, wobei Britta Rehheiser von Daikin Europe die Anwendung des Kältemittels R 32 als Alternative im Sinne der neuen F-Gase-Verordnung beschrieb. In Japan ist dieses Kältemittel in Daikin-Geräten als Ersatz für R 410 A voll eingeführt, in Europa sind erste Modelle seit Herbst 2013 im Einsatz.
Anschließend sprach Christian Puhl von der Fuchs Europe Schmierstoffe GmbH zu den Eigenschaften von Kältemaschinenölen unter dem Einfluss von Niedrig-GWP-Kältemitteln. Für die Naturstoffe NH3, CO2 und Kohlenwasserstoffe stehen ausreichend gute Lösungen aus dem Sortiment des Unternehmens bereit. Für HFO-Anwendungen steigt die Reaktivität im System im Vergleich zu R 134 a. Für HFO 1234 yf im Kraftfahrzeug wurden die PAG-Öle hinsichtlich Mischbarkeit und chemisch-thermischerer Stabilität optimiert. Für Stationärkälteanwendungen können die Reniso Triton SE/SEZ-Öle auch für HFO-Kältemittel verwendet werden, wobei der Focus auf geringer Feuchtigkeit im Kältekreislauf liegt.
Über die neuen Maßstäbe für die Dichtheitsprüfung bei der Zugrundelegung der CO2-Äquivalenzwerte gegenüber der bisher zu Grunde liegenden direkten Kältemittelfüllmengen sprach Stephan Hofmann von der Norddeutschen Kältefachschule Springe sehr anschaulich. Dieser Beitrag ist bereits in der KK 5/2014 enthalten und kann von allen, die sich praktisch mit dem Nachweis der Dichtheit unter dem Gesichtspunkt der neuen Kältemittelverordnung befassen, nachgelesen werden.
Drei Komponentenhersteller beendeten den Reigen der Aussagen zur Anwendung der EU-Richtlinie 517/2014. Zuerst sprach Jörg Saar von der Danfoss GmbH Kältetechnik. Er ging von den unterschiedlichen Gruppen der zukünftigen Kältemittel aus und stellte heraus, dass die Risikobewertung bei der Anwendung der Danfoss-Komponenten dafür hohe Bedeutung hat. Für alle mechanischen Komponenten spielt das aber keine Rolle, während die Magnetventile und die elektronischen Einspritzventile mit ihren elektrisch betätigten Stellgliedern seitens des Unternehmens die Bedingungen für die ATEX-Zone 2 erfüllen sollen.
Für die Verdichter der Bitzer SE gilt dies ähnlich. Heinz Jürgensen betonte, dass die Werte für die Verdichtereffektivität zu jedem neuen Kältemittel ermittelt werden und damit für den Planer eine Entscheidungsgrundlage für die Anwendung mit einem der neuen verfügbaren Kältemittel gegeben ist. Zudem wird die Materialverträglichkeit der Dichtungen, Schmierstoffe, Isolationsmaterialien und Lagerwerkstoffe geprüft und ggf. angepasst. Jürgensen stellte den ganzen Umfang der Überprüfungen dar, so dass der Zuhörer bzw. Leser weiterhin mit Vertrauen auf die Verdichter für die freigegebenen Kältemittel bauen kann.
Der letzte Referent des Tages war Michael Freiherr von der Güntner GmbH & Co. KG, der sich Gedanken zur Leistungsdichte von Wärmeübertragern mit gebräuchlichen und (noch) nicht so gebräuchlichen Kältemitteln machte. Damit endete die 11. KK-Fachtagung, allerdings nicht, ohne dass der Moderator des Tages, ZVKKW-Präsident Dr.-Ing. Harald Kaiser, den Tag mit seinen Informationen und Zukunftsaussichten als erfolgreiche und sehr aktuelle Veranstaltung gewürdigt hatte. U.A.
Mehr zur diesjährigen KK-Fachtagung lesen Sie in KK 7/2014 (erscheint am 17. Juli)