Die vorliegende Jubiläumsausgabe 100 Jahre Pohlmann veranlasst mich mal wieder ein altes Buch, nämlich die 10. Auflage des Pohlmanns von 1935, aus dem Regal zur Hand zu nehmen, um zu schauen, wohin sich dieses Buch entwickelt hat. Ein Vergleich des Inhaltsverzeichnisses bringt immer noch Übereinstimmung bei den benötigten Grundlagen der Kältetechnik. Vergleicht man dann den Inhalt der Kapitel, so kann man schnell die technische Entwicklung der Kältetechnik und die neueren Erkenntnisse der Wissenschaft in den Grundlagen erkennen. Waren es im 10. Pohlmann noch 473 Seiten, sind es 73 Jahre später schon 1190 Seiten mit größerem Format.
Natürlich hat die Entwicklung auch nicht bei dem Kapitel Gesetze und Vorschriften haltgemacht. Ganze drei Seiten hat dieses Kapitel in der 10. Auflage, die kurze Übersicht in der 19. Auflage umfasst 34 Seiten. Auch kann man beim Vergleich neuere Umschreibungen für die gleichen Aufgaben herauslesen. Der Satz Der Maschinist muss ein Journal führen ist doch heute das Logbuch gemäß Verordnung (EG) Nr. 842/2006.
Schön zu erkennen ist auch der Fortschritt bei den Kältemitteln. 1935 konnte man Ammoniak, Schwefeldioxid, Methylchlorid und Kohlendioxid finden. Im Anhang 2008 gibt es Dampftafeln für 43 Stoffe und Gemische (Dank hier nochmals an Felix Flohr für diese umfangreiche Zusammenstellung). Das allein macht deutlich wie schön einfach die Kältetechnik damals war und was wir heute alles beachten und wissen müssen, um gute und energetisch günstige Anlagen bauen zu können. Diese Komplexität begründet dann auch, dass der neue Pohlmann nicht mehr als Softcover, sondern als gebundene Ausgabe geliefert wird. Dem Grundsatz von Walther Pohlmann, ein handliches Taschenbuch zur Verfügung zu stellen, kann somit nicht mehr ganz entsprochen werden.
Der Pohlmann hatte bereits in der 18. Auflage eine komplette Umgestaltung erfahren. Dass bei so einer Erneuerung nicht alles gleich perfekt gelingt, ist absolut klar. Auch müssen immer wieder neue kompetente Autoren gefunden werden, die bereit sind, in der meist wenig verbleibenden Freizeit noch an einem Buch zu arbeiten. Die Durchsicht der einzelnen Kapitel lässt erkennen, dass die Fehlermeldungen und Anregungen zur letzten Auflage angekommen sind, aber leider immer noch nicht ganz umgesetzt wurden. Zu begrüßen ist daher in dieser Auflage die Nennung der Autoren zu den einzelnen Kapiteln, so kann der Verlag die Hinweise und Verbesserungsvorschläge direkt den einzelnen Mitarbeitern des Buches zukommen lassen. Jedem Leser ist es dadurch möglich, den jeweiligen Autor zum Inhalt seines Abschnittes zu kontaktieren.
Ein Gesamtwerk wie der Pohlmann ist damals wie heute auch im Zeitalter der EDV-Programme ein wichtiges Nachschlagebuch. Denn auch beim besten Auslegungsprogramm muss man das Ergebnis richtig werten können, und dazu muss man immer noch die Grundlagen einer Berechnung kennen. Somit ist der Pohlmann wie damals ein Muss. http://www.hjr-verlag.de
1 Die Rezension des Buches vom C. F. Müller Verlag hat unser Leser, der Kälteanlagenbauermeister Udo Funk ( http://www.kaelte-klima-solutions.de ) verfasst. Herzlichen Dank hierfür.