Es ist Montag, Du kommst morgens in deine Firma und eigentlich könnte die Woche ganz gut beginnen. Es gibt genug spannende Aufträge, Dein Büroteam ist bereits engagiert bei der Sache und Dein Monteurteam ist bereits auf dem Weg zu den Aufträgen. Das Wetter ist gut. Jedoch hat Dich Dein Mitgeschäftsführer bereits darüber informiert, dass Mitarbeiter X mit uns sprechen will. Gesagt, worum es geht, hat er nicht. Also ist Dir klar, dass er entweder mehr Geld möchte oder Dir aber verkündet, dass er zu Hersteller Y oder Kältefachbetrieb Z gehen wird. Die Gehaltsforderungen werden sich nicht um 100 oder 200 Euro drehen, sondern um mindesten 500 bis 800 Euro. So viel zahlen die „anderen“ angeblich mehr.
Du denkst an den Mitarbeiter X und gehst in Gedanken seine Leistungen durch, seine Arbeitsleistung, seine persönliche Einstellung zum Betrieb und seine Bereitschaft auch mal Überstunden zu schieben oder am Wochenende zu arbeiten. Oft denkst Du da dann … den sollte ich ziehen lassen. Dann kommen Dir jedoch die ganzen Terminprojekte in den Sinn, die Du in naher Zukunft abliefern musst. Eine Zwickmühle.
Das Gehaltsgefüge im Kälte- und Klimabereich hat sich bereits die letzten Jahre sehr verändert. Es dreht sich in einer Spirale nach oben, allein nur durch die knappe Ressource Personal. Wenn die Leistungen und die Arbeitseinstellung der Mitarbeiter dazu passen würden, wäre es noch in Ordnung. Jedoch ist gerade hier zu beobachten, dass z. B. die Bereitschaft zu Überstunden oder zu Aufträgen im Privatwohnbau immer mehr nachlässt. Schon lange ist es kein Geben UND Nehmen mehr. Als Firma gebe ich dies und der Mitarbeiter dafür seinen Einsatz. Es ist ein reiner Arbeitnehmermarkt geworden, der oft den Realitätssinn der Monteure für ihren eigenen Preis vermissen lässt. Sie fühlen sich als Kälte-Götter.
Dass Du als Unternehmer ihr Gehalt nicht bis in die Unendlichkeit von heute auf morgen hochschrauben kannst, verstehen sie nicht. Dass Du die Stundenverrechnungssätze für Montagen und Serviceeinsätze nur langsam anpassen kannst, auch nicht.
Die sozialen Medien tun ein Übriges dazu. Auf den verschiedenen Gruppenseiten von Facebook schrauben sich die Erwartungen hoch. Eine Stellenausschreibung, in der Du mit erstklassigem Werkzeug, marktgerechter Bezahlung, elektronischer Auftragsverarbeitung, einem tollen Team und spannenden Projekten wirbst, wird als alltäglich klassifiziert. Was „wir“ denn Besonderes zu bieten hätten? Wir Betriebe ziehen inzwischen alle Register, die wirtschaftlich möglich sind, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu halten. Unsere Erwartungen an einen guten Kältemonteur, die da wären: sich stetig weiter entwickelndes Fachwissen, Lust am Beruf, Einsatzbereitschaft gerade in der heißen Jahreszeit, sorgfältiges und handwerklich sauberes Arbeiten, gutes Auftreten gegenüber Kunden, Teamarbeit müssen da oft hinten anstehen.
Dazu kommen die häufigen Querelen zwischen Projektplaner und Monteuren. Läuft eine Montage nicht wie erwartet, ist ganz selbstverständlich das „Büro“ daran schuld. Zu wenig Zeit eingeplant, das falsche Material oder die Bauweise nicht vernünftig geplant. Nachgedacht, wie man anders bauen könnte, sollte sich das Büro tatsächlich verplant haben, wird nicht. Es wird telefoniert und geschimpft und im worst-case die Baustelle abgebrochen. Fürs Nachdenken werde man schließlich nicht bezahlt. Das war in der Generation der heute planenden Meister, früher bauenden Monteure noch anders. Dort wurde notfalls umgeplant bzw. ein baubarer Weg gefunden und die Baustelle abgeschlossen. Meist innerhalb der vorgegebenen Zeit. Heute werden die Zeiten fast nie eingehalten, weil zu langsam gebaut wird, Materialien nicht rechtzeitig geladen werden und man mit unvorhergesehenen Dingen auf einer Baustelle nicht umgehen kann. Mitdenken wurde verlernt. Dass es außerdem ein „wir“ zwischen den planenden und ausführenden Einheiten geben muss, wird häufig nicht gesehen.
Willst Du Deine Monteure mal ins Achtung stellen, weil sie richtigen Bockmist gebaut haben, musst Du sehr vorsichtig sein, denn Du könntest sie damit ja „verjagen“. So wird es schwierig, klare Regeln zu formulieren und auch Feedback-Gespräche zu führen.
So manches Mal wünscht Du Dir als Inhaber einer Kältefachfirma einen deutlichen Einbruch der Aufträge in der Gesamtwirtschaft, damit sich das Niveau von Arbeitnehmern und Betrieben wieder einpendelt. Die Nachfrage nach Klimageräten werden wir durch die ständig ansteigenden Stundeverrechnungssätze jedoch selber regulieren, da Klima irgendwann zum Luxusgut wird.