Der Standort des Unternehmens galt seinerzeit als „Silicon-Valley“ nicht zuletzt durch die Präsenz der Firmen von BBC und BASF.
Neben dem Verkauf von Kühlschränken stieg Rütgers in das Geschäft mit Frostfach-Anlagen ein und eröffnete 1927 seine kältetechnische Abteilung mit Kundendienst. Trotz eines florierenden Unternehmens überließ Carl Rütgers in den 30er-Jahren das Unternehmen seinem Geschäftspartner Emil Bihlmaier und widmete sich ganz seiner Passion dem Fliegen. Er wurde Piloten-Ausbilder und ließ neben dem Wohnort Mannheim auch seine Ehefrau Inge Rütgers zurück, die später mit Emil Bihlmaier zusammenkam und ihn heiratete. In den 50er-Jahren leitete der Kaufmann Bihlmaier das Unternehmen weiterhin als Groß-und Einzelhandel für weiße und braune Ware. Für seine kleine aber feine Kälteabteilung engagierte er den schwäbischen Ingenieur Franz Reck.
Ihm verdankt das Unternehmen den Durchbruch in der Großkälte. Im Jahr 1959 erteilten internationale Kälte-Klima-Hersteller wie Frigidaire und Carrier dem Unternehmen die Alleinverkaufsrechte im Rhein-Neckar-Raum und in Südwestdeutschland.Bereits zwei Jahre später wird ein Distributionsvertrag mit Carrier abgeschlossen, der fortan ein enormes Wachstum in der Großkältetechnik möglich machte.
Später in den 70er-Jahren, als der Großhandel rote Zahlen schrieb und schließlich im Jahr 1978 geschlossen wurde, hat diese Entscheidung letzten Endes das Unternehmen gerettet. Aufgrund des Wandels vom Händler zum Handwerker hatte Rütgers wieder eine Zukunftsperspektive.
Da die Ehe von Emil und Inge Bihlmaier kinderlos blieb, ordnete er Testamentsvollstreckung an. So kam Josef Neuberger jun., Diplom-Volkswirt und Enkel von Rütgers, weil der Testamentsvollstrecker der Meinung war, dass wieder jemand aus der Familie ins Unternehmen kommen sollte.
Eine seiner ersten Entscheidungen war, das Gebäude in Q7 mitten im Stadtzentrum aufzugeben und am Stadtrand ein Bürogebäude mit großer Produktionshalle zu bauen. Bis heute eine sehr gute Entscheidung, vor allem wegen der perfekten Verkehrsanbindung.
Wie in vielen Familienbetrieben kam es auch bei der Firma Rütgers zu unterschiedlichen Auffassungen zwischen den Generationen, was beinahe zum Zusammenbruch des Unternehmens geführt hätte. Glücklicherweise ging Josef Neuberger im Jahr 1989 als alleiniger Geschäftsführer und Mehrheitsgesellschafter aus dem Familientwist hervor und konnte seinen gewünschten Strukturwandel vorantreiben.
Rütgers begann zu expandieren, um sich aus der Abhängigkeit eines Großkunden zu lösen. Immerhin war dessen Umsatzanteil auf 75 Prozent gestiegen, was ein enormes Sicherheitsrisiko für das Unternehmen darstellte. Zunächst wurden aktiv Serviceleistungen verkauft, der Serviceumsatz wuchs auf über 40 Prozent vom Gesamtumsatz. Dann begann Rütgers, sich auch regional und dezentral auszuweiten, zunächst mit einer Niederlassung in Berlin und im Jahr 1994/95 mit der Übernahme der Klimatechnik Aircool GmbH in Freiberg am Neckar. Das Ziel war klar: Deutschlandweit Kälteanlagen und Serviceleistungen anzubieten. Später kamen noch Standorte in Ahaus an der holländischen Grenze, in Karlsruhe und Frankfurt hinzu. Durch den neuen Vertrag mit KTK, der das Alleinverkaufsrecht für ganz Deutschland bedeutete, ging Rütgers zum ersten Mal den Weg nach Bayern und eröffnete ein Vertriebsbüro in der Nähe von Kulmbach. Das nächste Ziel ist Hamburg, wo Rütgers ab 2020 repräsentiert sein wird. Dazu gibt es noch Servicestützpunkte in Bad Schwartau, Paderborn, Düsseldorf und Ringleben in Thüringen. Der Umsatzanteil des Großkunden ist mittlerweile auf unter 10 Prozent gesunken.
Heutzutage verfügt Rütgers über ein breites Produktspektrum: neben einer vollständigen Produktreihe, inkl. der neuen Kältemittel in der Kompressionskälte sowie Absorptionskälte-Anlagen, die auch als Wärmepumpen eingesetzt werden können. Zeitgleich wächst der Geschäftsbereich mit Split- und Multi-Split-Anlagen stetig weiter.
Ein Monitoring zur Überwachung und Steuerung der Anlagen steht zur Verfügung. Die Digitalisierung spielt heutzutage eine große Rolle bei Rütgers, weil hier nicht zuletzt ein großes Potenzial für Einsparungen und Vereinfachungen von Abläufen schlummert.
Rütgers beschäftigt aktuell 160 Mitarbeiter inklusive 16 Auszubildender. Ein Familienunternehmen – welches bestens für die Zukunft gerüstet ist und bei der Nachfolgeregelung ganz an der Tradition festhält.