BIV: Herr Diephaus, was macht Ihrer Meinung nach eine gute Ausbildung aus?
Diephaus: Zu einer guten und erfolgreichen Ausbildung bedarf es primär zweier Zutaten. Zum einen Auszubildende, welche Spaß und ein handwerkliches Grundgeschick mitbringen. Hieraus resultiert im Regelfall der Wille zu einer guten Ausbildung und letztlich gilt hier: „Können kommt von Wollen“. Doch ganz ohne einen engagierten Ausbildungsbetrieb geht es natürlich nicht. Dieser muss heute tendenziell mehr Engagement für die Ausbildung aufbringen als dies früher einmal der Fall war, doch wenn das Resultat motivierte und loyale Fachkräfte sind, ist es den Aufwand definitiv wert.
Zu dem Aufwand, den wir für unsere Ausbildung betreiben, gehören eine Vielzahl von Anreizen für die Ausbildung in unserem Team und Maßnahmen zur Gewährleistung einer hohen Ausbildungsqualität. Diese sind beispielsweise:
(Die Funke AGA = Allgemeine Grundausbildung)
Mit diesen Maßnahmen sind wir sehr erfolgreich. Dies schließen wir zum einen aus den Prüfungsergebnissen der Azubis – diese sind überdurchschnittlich. Es kommt sehr selten vor, dass ein Azubi die Prüfung nicht besteht und regelmäßig sind Auszubildende aus dem TeamFunke unter den besten drei des jeweiligen Jahrgangs. Unsere Devise lautet „Wir schaffen Rahmenbedingungen, in denen jede/r das beste Ergebnis erzielt, das er oder sie erzielen kann“. Niemand muss nur Einsen und Zweien bekommen. Und zum anderen aus Auszeichnungen wie: PrimAQ (HWK Hannover), besonders verlässliche Ausbildung (Kultusministerium Niedersachsen), Ausbildung ohne Grenzen (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie / Peter Altmaier).
Nicht zuletzt und um Fehlentscheidungen auf beiden Seiten möglichst zu vermeiden, absolvieren potenzielle Auszubildende ein Praktikum in unserem Team, bevor sie Ihren Ausbildungsvertrag unterschreiben.
BIV: Warum ist Ihnen die Ausbildung junger Menschen so wichtig?
Diephaus: In letzter Instanz ist uns die Ausbildung junger Menschen so wichtig, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Wir haben nach der Ausbildung eine Übernahmequote von 100 Prozent. Einige verlassen uns in den ersten drei Jahren, um zu studieren, doch auch von diesen kehren manche in das Unternehmen zurück. Natürlich bilden sich auch diejenigen, die dauerhaft bei uns bleiben, weiter. Ein großer Teil unseres Teams besteht aus ehemaligen Auszubildenen. Auch dies ein gewichtiges Argument für die Ausbildung. Im Durchschnitt haben wir 20 Auszubildende. Jetzt kurz nach den Prüfungen sind es deutlich weniger. Abgesehen von dem Fachkräftemangel sind junge Mitarbeiter eine Bereicherung für das Betriebsklima und die Unternehmenskultur. Sowie Kinder die Zukunft unserer Gesellschaft sind, sind es die Auszubildenden für unser Unternehmen.
BIV: Welche Eigenschaften sollten eine Bewerberin / ein Bewerber für eine Ausbildung bei Ihnen mitbringen?
Diephaus: Wie ich eingangs erläutert habe, ist uns besonders daran gelegen, dass die Bewerber/-innen wirklich Lust haben, den jeweiligen Ausbildungsberuf zu erlernen und dies sowie ihr Talent in einem Praktikum unter Beweis stellen. Schulnoten und Abschlüsse spielen bei uns eine untergeordnete Rolle. Fünfen und Sechsen sehen wir natürlich nicht gerne in einem Zeugnis. Doch lieber mal eine schlechte Note in einem Schulfach, als diese im Sozial- oder Arbeitsverhalten finden zu müssen. Auch auf Fehltage und bei diesen insbesondere auf die unentschuldigten achten wir. Positiv werten wir ebenfalls, wenn junge Menschen mehr als die von der Schule vorgegebenen Praktika absolviert haben. Denn damit sinkt das Risiko eines Abbruchs der Ausbildung. Ein gepflegtes Auftreten findet ebenso Beachtung. Es mag banal klingen, doch wer hierauf nicht achtet, bei dem sind später oftmals auch Baustellen, Firmenwagen und Werkezugtaschen unordentlich. Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke sind hingegen gar nicht so wichtig, wie dies oft erwartet wird. Teamfähigkeit benötigen spätere Gesellen beispielsweise im Kundendienst, dafür im Projektbereich weniger und mit der Kommunikationsstärke ist es genau umgekehrt.
BIV: Wie unterstützen Sie die Auszubildenden bei möglichen Schwierigkeiten während der Ausbildung?
Diephaus: Alle unsere Auszubildenen haben einen festen Ansprechpartner. Wir pflegen eine offene, respektvolle und hierarchieunabhängige Gesprächskultur. Es gibt für Probleme, Wünsche oder Anregungen immer ein offenes Ohr. Bisher haben wir bei auftretenden Schwierigkeiten immer eine individuelle Lösung gefunden. Gibt es schulische Probleme, bieten wir internen Unterricht und Prüfungsvorbereitung an. Haben unsere Auszubildende Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache, bieten wir Sprachkurse an. Bei Konflikten im Team wird sofort ein Gespräch mit allen Beteiligten geführt. Wenn es nicht anders geht, werden ein Mediator bzw. die Ausbildungsberatung der Handwerkskammer hinzugezogen, was zum Glück erst einmal der Fall war. Ausbildungsbegleitende Hilfen haben wir bei Bedarf auch angeboten; das Feedback und die Resultate waren allerdings nicht sehr positiv. Aus diesem Grund bieten wir heute Einzel-Unterweisungen mit unseres Azubi-Coaches an, wenn es erforderlich ist. Grundsätzlich halte ich eine Kultur des Duzens und der damit verbundenen niederschwelligen Hierarchien für wichtig. Dies schafft einen offenen Umgang und erleichtert es auch introvertierten Auszubildenden, Probleme anzusprechen. Dies wiederum ist der Grundstein jeder Problemlösung.
BIV: Welche Rahmenbedingungen sollten sich für die Ausbildung ändern? Wo sehen Sie Verbesserungsbedarf?
Diephaus: Einen Verbesserungsbedarf sehe ich im gesellschaftlichen Stellenwert der dualen Ausbildung. Ein System, dem Deutschland neben geringer Jungendarbeitslosigkeit vor allem qualifizierte Fachkräfte verdankt. Die Möglichkeiten der späteren beruflichen und nebenberuflichen Fortbildung werden erfreulicherweise stärker honoriert, so z. B. durch die Meisterprämie. Doch zurück zur Ausbildung: Eine stärkere Inanspruchnahme von Auslandspraktika würde ich mir wünschen, wir machen hiermit sehr positive Erfahrungen, insbesondere bei der Entwicklung von Persönlichkeitskompetenzen. Wie in den Betrieben, besteht auch in den Berufsschulen zunehmend ein Fachkräftemangel. Hier müssen Lösungen gefunden werden. Lehrer und die Ausstattung der Schulen sind von essenzieller Bedeutung für die Ausbildung. Entlastung können Kooperationen von Betrieben zum Zwecke gemeinsamer ergänzender Angebote in der Ausbildung bringen, staatliche Förderung und Unterstützung würden hier gewiss Verbesserungen für die Ausbildung insgesamt herbeiführen. Mit Blick auf den steigenden Aufwand für die Ausbildung und schnell steigenden Ausbildungsvergütungen, sehe ich vor dem Hintergrund des Arbeitskräftemangels einen Bedarf für eine Entlastung von Ausbildungsbetrieben gegenüber von Betrieben, die nicht oder nicht ausreichend ausbilden.
BIV: Herr Diephaus, haben Sie vielen Dank für die interessanten Einblicke.