KK: Wie ist das System DNI entstanden?
Lazzarotto: Als die F-Gase-Verordnung in Kraft trat, wurde Matelex klar, dass es bisher keine echte Lösung für die Leckerfassung gab, diese Vorschrift aber eine Reduzierung der Emissionen erforderte. Angesichts der hohen Leckrate vieler Kälteanlagen wurde daher entschieden, eine intelligente Füllstandsanzeige zu entwickeln, das System DNI. In der Folge wurde es kontinuierlich weiterentwickelt, um direkte und indirekte Treibhausgasemissionen zu senken.
KK: Wie ist die Entwicklung abgelaufen?
Willerval: Nach den ersten Entwicklungen im Jahr 2008 wurden die ersten Systeme 2011 installiert. Seitdem wurde vor allem die Konnektivität mit der Online-Benutzeroberfläche von Sentinelle weiterentwickelt.
KK: Wo gab es die ersten Anwendungen?
Lazzarotto: Die ersten Anwender waren Kälteanlagenbetreiber wie Carrefour und Auchan. Die Kälteanlagenbauer, die für die Wartung der Kälteanlagen zuständig waren, wurden von Beginn an einbezogen. Dabei erfassten sie die Anforderungen vor Ort und installierten das DNI-System, sodass sie die neuen Funktionalitäten in Zusammenarbeit mit Matelex testen konnten.
KK: Inwiefern fördert das DNI-System die Energieeffizienz?
Willerval: Das System wirkt sich auf zwei Arten von Emissionen aus, nämlich direkte Emissionen aufgrund der Undichtigkeiten und indirekte Emissionen durch den Energieverbrauch. Was die Energie betrifft, so wirkt DNI auf zweierlei Weise: Es ermöglicht einerseits, den Füllstand des Kältemittels im Behälter in Echtzeit zu ermitteln und so eine ausreichend große Füllmenge sicherzustellen. Denn wir wissen inzwischen, dass eine Anlage, die nicht genügend gefüllt ist, mehr Energie verbraucht. Andererseits ermöglichen die beiden Energiemodule auch eine Senkung des Stromverbrauchs der Kälteanlage.
Sie berechnen dazu einen realen COP-Wert unter Berücksichtigung des Verbrauchs des oder der Kompressor(en), aber ebenso den Verbrauch der Kondensatorlüfter oder auch der Pumpen für indirekte Kreisläufe. Damit kann der Enthalpiezyklus in Echtzeit überwacht werden. Mithilfe dieser Daten und in Verbindung mit den über die Sentinelle-Schnittstelle verfügbaren Analysetools wie der Kompressorstartfrequenz kann das System DNI über geänderte Energiedaten informieren, aber auch inkonsistente Daten erfassen, um die Einstellungen der Anlage zu optimieren.
Schließlich ermöglicht das schwimmende HP-Modul je nach Außentemperatur eine Veränderung des Hochdruck-Sollwerts, um die Drehzahl der Kondensatorlüfter anzupassen. Damit wird darauf abgezielt, den Energieverbrauch der Anlage um 15 bis 20 Prozent zu senken.
KK: Welche Weiterentwicklungen sind für die Zukunft geplant?
Lazzarotto: Im Rahmen unserer Bemühungen, die Umweltbelastung durch Kälteanlagen weiter zu reduzieren, haben die Leckerfassung und das Energiemanagement eine besondere Bedeutung. Neben der Dichtheitsprüfung und damit der Einsparung von Kältemittel wollen wir eine umfassendere Optimierungslösung für Kälteanlagen schaffen. Obwohl die Kosten für Kältemittel wie beispielsweise CO2 geringer sind, können Echtzeit-Überwachung und Alarme die Anlagenleistung verbessern, Ausfälle verhindern und damit das Risiko einer kostspieligen Betriebsunterbrechung minimieren.
KK: Welchen Vorteil bietet die Lecksuche mit der indirekten Methode gegenüber der direkten Methode?
Willerval: Mit der indirekten Methode können zunächst die gesetzlichen Verpflichtungen für Anlagen mit einer Menge von ≥ 500 t CO2-Äquivalent (EU-Verordnung Nr. 517 / 2014 „Fluorierte Treibhausgase“) erfüllt werden. Außerdem ermöglicht das Verfahren, die Häufigkeit der Lecksuche zu halbieren, was eine echte Zeitersparnis bedeutet, da eine Lecksuche eine langwierige Angelegenheit ist. Ein weiterer Punkt bei der direkten Erkennung ist, dass ein Leck ein anderes Leck verbergen kann. Dann muss die nächste Erfassung oder der nächste Produktionsstopp abgewartet werden, um dies zu prüfen. Mit dem System DNI wird man hingegen mittels einer schnellen Neuberechnung über ein mögliches zweites Leck informiert.
KK: Wir danken für das Gespräch!
Fazit
Mit Systemen wie DNI, die den Bediener im Falle eines Lecks alarmieren, ist eine sehr schnelle Reaktion möglich und es lassen sich Informationen über die Leckrate und die gesetzliche Frist für ein Eingreifen zügig übermitteln.