Das heißt nicht, dass keine neuen und interessanten Produkte und Verfahren zu sehen waren. Aber das Fachgebiet Wärmeübertrager ist eben viel umfangreicher. Die KK hat in ihrer Septemberausgabe eine Vorschau-Übersicht veröffentlicht, aus der indirekt deutlich wurde, dass eigentlich die Wärmeübertrager-Messe für die Kälte- und Klimatechnik die Chillventa ist und bleiben wird. Trotzdem wurde an manchem WTTMessestand positiv über den Auftritt gesprochen, indem sich Gelegenheit bot, mit Partnern gute Kontakte zu pflegen, nicht belastet durch Zeitdruck oder überfüllte Messestände. Einige wenige Chillventa-Aussteller waren aber auch in Karlsruhe vertreten.
Nicht als Anbieter, sondern als Anwender von Wärmeübertragern präsentierte die Frigoteam Handels GmbH ihre Leistungsfähigkeit mit Kälteanlagen mit natürlichen Kältemitteln, nämlich R 744 (CO2), R 723 (NH3/Dimethylether) und R 290 (Propan). Geschäftsführer Burkhard Dunst wies auf die von Frigoteam entwickelten Anlagenkonzepte mit diesen Kältemitteln hin, bei denen der Beratungsschwerpunkt von Frigoteam liegt, und die mithilfe von Frigoteam für die Bauherren durch das Bundesumweltministerium von 25 bis 35 Prozent gefördert werden. Ein Propankaltwassersatz war am Stand ausgestellt.
Die Ochsner Wärmepumpen GmbH war mit einer Groß-Heizwärmepumpe für 106 kW Heizleistung mit 65 °C möglicher Vorlauftemperatur vertreten. Das Herzstück der Wärmepumpe ist ein Schraubenverdichter neuester Generation mit Economiser-Nutzung und Vi-Anpassung. Das Produkt passte in die WTT-Sonderschau Hallenheizsysteme, aber als Wärmepumpenhersteller war Ochsner allein auf weiter Flur. Doch mit dem ebenfalls präsentierten Millenium-Verdampfer für Luft/Wasser-Wärmepumpen, der hinsichtlich Effektivität als der Weltrekordverdampfer angepriesen wird, bot das Unternehmen ein passgenaues Produkt für die WTT Expo.
Natürlich gehören auf solch eine Messe auch die Hersteller der Rohre, Flansche und vieler anderer Komponenten der Wärmeübertrager. Die Wieland Werke AG war dabei der herausragende Aussteller für Wärmeübertragerrohre. Daneben war der Bereich der Schlauchtechnik-Anbieter deutlich reichlicher bestückt. Beide Bereiche fokussierten aber vor allem auf die Prozessindustrie. Mehrere Anbieter von Plattenwärmeübertragern, z. B. die Schmidt-Bretten GmbH & Co. KG oder die Alfa Laval Mid Europe GmbH, waren ähnlich ausgerichtet.
Das gute Rahmenprogramm mit Vorträgen im Hallenforum und im Konferenz Center war in gleicher Weise vorwiegend auf Heizung und Verfahrenstechnik ausgerichtet.
Bemerkenswert war der Vortrag von Dr. Susanne Lauterbach, Fragol GmbH + Co. KG, zu Anforderungen an Kühlsolen in der Lebensmittelindustrie. Das maßgeschneiderte Produkt Zitrec® F (Basis Monopropylenglykol) für den Einsatz im Temperaturbereich von 30 bis +150 °C hat die erforderlichen Zulassungen für die Anwendung in der Lebensmittelindustrie. Es wird in Bereichen eingesetzt, in denen es aus den verschiedensten Gründen zum unbeabsichtigten Kontakt mit Nahrungsmittel kommen kann. Hier schließt sich der Kreis zur Kältetechnik mit den vielfältigen Kühlaufgaben unter Nutzung von Kühlsolen in der Herstellung, dem Transport und der Lagerung von Lebensmitteln. Ein solches Anwendungsgebiet ist die Kühlung von abgepackten Fisch- und Fleischprodukten, wobei Produkt und Kühlsole nur durch eine Trennschicht (z. B. Metallplatte oder Verpackungsmaterial) voneinander getrennt sind. Das Gesamtprogramm von Fragol bietet Kühlsolen bis zu 115 °C.
Ein wissenschaftlich-technisches Highlight war der Vortrag zu unkonventionellen Ansätzen zur Wärmeübertrager-Auslegung und -Optimierung von Prof. Radermacher von der USA-University of Maryland. Der in der Kälte- und Klimatechnik gut bekannte Wissenschaftler stellte ein Simulationsprogramm vor, das sich vorwiegend an den thermodynamischen Daten der Wärmeübertragung orientiert und deren Optimierung dient. Dabei werden die besten Relationen zwischen Rohrlänge, Zahl der Parallel-stränge und Rohrdurchmesser gesucht und gefunden. Die Methode beruht auf der Aufteilung des Wärmeübertragers in eine Vielzahl von Zellen, deren Druck, Temperatur und Dampfgehalt von Zelle zu Zelle miteinander verknüpft werden, zunächst zu Scheiben und in einer weiteren Stufe zum Wärmeübertragerblock. Das System startet mit der Beschreibung der Variablen und der ersten Design-Festlegung, um dann über Design-Variationen zum Ergebnis zu kommen. Verblüffend und dennoch einleuchtend war die Aussage, dass moderne Wärmeübertrager ungleiche Teilungen, ungleiche Rohrdurchmesser und vom Rechteck abweichende Querschnitte haben. Um dieses Ergebnis her-um wird dann aber doch ein technologisch realisierbarer Wärmeübertrager gestaltet.
Der Vortrag war von Fachleuten der Branche gut besucht und in der lockeren Vortragsart bot sich auch die angenehme Gelegenheit, Fragen zu stellen und Gedanken auszutauschen. Wer von der Radermacherschen Software profitieren möchte, kann dies allerdings nicht durch Erwerben, sondern er müsste einen Auftrag nach Maryland geben. U A -