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Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte

Die 36. Mostra Convegno Expocomfort in Mailand

Die Zahlen der diesjährigen Mostra Convegno Expocomfort in Mailand belegen die zunehmend internationale Ausrichtung der italienischen Megamesse für Heizung, Lüftung, Sanitär, Kälte- und Klimatechnik. So stieg der Anteil der Besucher aus dem Ausland um stolze 17% an im Vergleich zur letzten Ausgabe 2006 und glich damit den leichten Rückgang der Besucherzahlen aus dem Inland aus. Dieses Phänomen ist zum einen eine Folge der derzeit stagnierenden Konjunktur und unsicheren politischen Lage in Italien. Aber auch die Streitfrage um Chillventa und IKK in Deutschland dürfte eine Rolle gespielt haben, denn zum Zeitpunkt der Mostra war noch nicht klar, dass die IKK nicht stattfinden würde. Besonders für die Aussteller war dies vermutlich ein Argument, auf eine internationale Messe zu setzen, die sich bereits in der Vergangenheit bewährt hat und deren Zukunft nicht mit Fragezeichen versehen ist. Die Zunahme der Ausstellungsfläche um ganze 8% durch Unternehmen aus dem Ausland belegt diese Theorie.

Wie schon immer der Fall, entfiel der Löwenanteil der Veranstaltung auf die Heizungstechnik mit insgesamt rund sechs Hallen des Ausstellungsgeländes, das heißt, einem guten Drittel. An zweiter Stelle kam die Kälte- und Klimatechnik mit vier Hallen, wobei ein Großteil, ebenfalls wie bereits in der Vergangenheit üblich, auf die Klimatechnik entfiel. Der Rest teilte sich auf zwischen Sanitär, Pumpen und Ventilen sowie Werkzeugtechnik, wobei im Bereich Sanitär mit nur einer Halle eine rückläufige Tendenz im Vergleich zu den Vorjahren festgestellt werden konnte. Auf der anderen Seite erfreute sich der Unterbereich Next Energy, der zum vierten Mal in Folge in dieser Form organisiert und ganz dem Bereich der erneuerbaren Energien und dem Thema Energieeffizienz gewidmet war, zunehmender Beliebtheit. So wurde bei den parallel zur Ausstellung stattfindenden Seminaren und Kongressen mit der Teilnahme von rund 3000 Besuchern ein Rekord verzeichnet.

Design, Inverter und VRF

Wer behauptet, Klimatechnik sei langweilig, wird in Bella Italia schnell eines Besseren belehrt: beim Gang durch die Hallen der Klimatechnik fiel es schwer, sich auf das Wesentliche, das heißt, die ausgestellten Produkte zu konzentrieren. Denn die Unternehmen übertrumpften sich gegenseitig in Größe, Originalität und Ausstattung der Stände von den Hostessen ganz zu schweigen. Dennoch, drei Trends schafften es, die visuelle Flut zu dominieren. Man könnte sie so beschreiben: Wenn schon nicht über die Technik, muss man sich eben über das Design differenzieren; Klimageräte ohne Invertertechnik sind out; die VRF-Technik ist auf Siegeszug.

Design war das Schlüsselwort bei so gut wie allen Herstellern von Klimageräten für den Wohnbereich. Während ein Unternehmen wie LG noch vor einigen Jahren mit seinem Artcool-Konzept als eine Art Pionier auf diesem Gebiet betrachtet werden konnte, liefern sich jetzt Hersteller aus der ganzen Welt einen erbitterten Konkurrenzkampf, wer das puristischste Design anbieten kann. Einen Zwischensieg in diesem Bereich errang der Koreaner Samsung, der auf der Mostra mit seiner Samsung MB Klimagerätereihe mit dem Preis für Comfort & Design ausgezeichnet wurde.

Ebenfalls nicht zu übersehen war die Tatsache, dass sich die Invertertechnik definitiv im Klimabereich durchgesetzt hat. Dies ist sicherlich eine Folge der verstärkten Forderung nach Energieeffizienz, denn mithilfe eines Inverters lassen sich erhebliche Energieeinsparungen erzielen, da die Verdichterleistung grundsätzlich dem aktuellen Bedarf angepasst wird. Im Ergebnis schaltet der Verdichter weniger häufig an und ab, der Energieverbrauch sinkt und die Energieeffizienz steigt ganz besonders auch bei Teillastbedingungen, dem häufigsten Betriebszustand bei Klimaanlagen. Aktuelle Stati­stiken belegen übrigens diese Tendenz, denn beispielsweise in Italien handelte es sich 2007 bei über der Hälfte der insgesamt 1,9 Millionen importierten und im Land verkauften Splits um Invertergeräte.

Eine ebenso deutliche Sprache sprechen die Statistiken im Hinblick auf den Siegeszug der VRF-Technologie, die übrigens Hand in Hand mit der Invertertechnik geht. So wurde z.B. allein in Frankreich 2007 eine Steigerung um fast 40% der verkauften Geräte im Vergleich zum Vorjahr erzielt. VRF steht für Variable Refrigerant Flow, was bedeutet, dass die Menge an Kältemittel, die zu den Verdampfern fließt, individuell an den Bedarf angepasst werden kann. Dies bringt zahlreiche Vorteile mit sich in Bezug auf Flexibilität, Installation, Komfort und Energieeffizienz. Eingeführt wurde die VRF-Technologie vor ca. 25 Jahren durch das japanische Unternehmen Daikin, damals unter dem geschützten Namen VRV (variable refrigerant volume), wobei der Hauptgrund auch hier die Forderung nach mehr Energieeffizienz von Klimaanlagen war. Seither setzt sich die VRF-Technologie immer mehr durch und wurde inzwischen von den meisten großen Herstellern in ihr Produktprogramm aufgenommen. Marktführer dürfte weiterhin Daikin sein, wobei das Unternehmen seine Technologie ständig weiterentwickelt wie z.B. mit der 2007 eingeführten, neuen Generation VRV III Energy-Rec, von der bereits im Mai 2008 eine neue Version auf den Markt gebracht werden soll.

Viel Image, wenig Neues

Wesentlich weniger spektakulär als die Klimatechnik fiel die Kältetechnik aus, die traditionell den kleineren Teil der vier Hallen bestritt. Deutschland war hier sehr gut vertreten mit Herstellern wie Axima Refrigeration, Bitzer, Bock, Güntner, ebm-papst, Emerson Climate Technologies und vielen mehr. Wenn es auf der Interclima, die im Februar in Paris stattfand, vonseiten zahlreicher Unternehmen aus der Klimatechnik nur allzu oft hieß wir heben uns unsere Innovationen für die Mostra in Mailand auf, so konnte man nun auf der Mostra von den Kältetechnikproduzenten vernehmen wir wollen unsere Neuheiten auf der Chillventa in Nürnberg vorstellen.

Dennoch, die Mostra hatte auch im Bereich der Kältetechnik einiges zu bieten, wenn es vielleicht auch mehr um Imagepflege als um wirkliche Produktneuheiten ging. So gab es zum Beispiel auf dem Stand von Johnson Controls International einiges zu entdecken. Denn bei einem Rundgang gewann man schnell den Eindruck, nur Facetten des multinationalen Unternehmens zu kennen, keineswegs jedoch das Gesamtangebot, das sich aus den drei Hauptsäulen Building Efficiency, Power Solutions und Automotive Experience zusammensetzt. Für die Kälte- und Klimatechnik relevant ist hier der Bereich Building Efficiency (Gebäudeeffizienz) mit insgesamt rund 17200 Angestellten und über 300 Niederlassungen. Dazu zählt die Industriekälte, in die z.B. York eingegliedert wurde, ebenso wie Klimatechnik oder komplettes Facility Management bis hin zu GLT-Systemen für Hotels und vieles mehr.

Einiges zu bieten hatte auch Carrier, die zeitgleich mit der Mostra das hundertjährige Jubiläum der Produktionsstätte in Villasanta im Norden Mailands feierte (siehe Bericht auf S. 36). Allerdings beschränkte man sich hier auf den Bereich Klimatechnik. Von der Kältetechnik, deren Sparte mit der Übernahme von Linde Kältetechnik weiter verstärkt wurde, war auf der Mostra nichts zu sehen.

Mit Produktneuheiten, die grundsätzlich im Zeichen der Energieeffizienz standen, wartete beispielsweise RefComp mit dem neuen, invertergesteuerten Twin-Schraubenverdichter auf, Bitzer mit einer neuen Generation von Scroll-Verdichtern für R410A-Anwendungen oder auch Wärmeübertragerhersteller LU-VE Contardo mit der neuen FHC Luftkühler Reihe, die mit sogenannten Jetstreamern für einen besonders gleichmäßigen und damit auch effizienten Luftstrom ausgestattet ist.

Verbesserungsbedarf

Veranstalter Reed dürfte mit der diesjährigen Mostra Convegno Expocomfort zufrieden gewesen sein, denn die Teilnahme lohnte sich sowohl für Besucher als auch für Aussteller. Zu kritisieren bleibt einzig die Tatsache, dass das neue Messegelände Rho, etwas außerhalb Mailands zwar als solches topmodern ist, jedoch in keiner Weise über die dafür notwendige Infrastruktur verfügt. So konnte es einem einen erfolgreichen Messetag durchaus noch ganz am Schluss verderben, wenn man über eine Stunde Zeit veranschlagen musste, um die Parkplätze überhaupt zu verlassen, ganz zu schweigen vom Stau bis in die Innenstadt. Und auch, wer sich für die öffentlichen Verkehrsmittel entschied, war nicht unbedingt besser dran. Denn teilweise wurde der Metrozugang kurzerhand durch Polizisten geschlossen, weil der Andrang einfach zu groß für Mailands altertümliche Metro war. Es gibt also durchaus noch Verbesserungsbedarf...A.V. -

Link

http://www.mceexpocomfort.it

A.V.

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