Das im Vergleich zur Vorveranstaltung deutlich freundlichere Geschäftsklima spiegelt sich in den Daten und Fakten wider, so Niedergöker weiter. Die Zahl der Aussteller nahm mit 252 Neuaustellern um rund 15 Prozent von 1659 auf 1911 zu, davon 150 im Bereich der Kältetechnik. Die belegte Nettofläche erhöhte sich um 13 Prozent von 94825 Quadratmeter in 2005 auf 107100 Quadratmeter. Und es kamen 104000 Fachbesucher aus über 90 Ländern, das sind 13000 bzw. 14 Prozent mehr als vor drei Jahren.
Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz
Umweltverträglichere Alternativen für die Supermarkt-Kälteausrüstungen stehen derzeit besonders bei der Entsorgung von steckerfertigen Anlagen, beim Einsatz von umweltschonenden Materialien wie Schaumteilen und beim Einsatz von Kältemitteln, die kein Treibhauspotenzial aufweisen, wie z.B. CO2, im Entwicklungsstadium. Die Entwicklungsarbeiten beim Kältemittel CO2 richten sich vorrangig auf das Erreichen einer mindestens so guten Energieeffizienz wie bei den HFKW-Kältemitteln, da das bei CO2 infolge seiner thermodynamischen Eigenschaften nicht von vornherein gegeben ist.
Bei der Nachfrage nach CO2-Anlagen spielt laut Linde/Carrier derzeit das benachbarte europäische Ausland eine Vorreiterrolle. Das Unternehmen erwartet, dass sich auch die deutschen Händler diesem Trend anschließen werden, und bietet die auf CO2 basierende Technik ab 2009 serienmäßig an. Zunächst darf die Kältetechnik mit den konventionellen Kältemitteln weiter arbeiten, aber im Rahmen der EU-Regelungen zum Klimaschutz wird diese Möglichkeit von der Dichtheit der Anlagen abhängig gemacht und ständig überprüft.
Auf Einladung der Fachgruppe Kühlmöbel des VDMA diskutierten im Rahmen der diesjährigen EuroShop Politik, Handel und Hersteller von Verkaufskühlmöbeln die Umweltziele der EU, ihre Auswirkungen auf den Umgang mit gekühlten Lebensmitteln, die Umsetzbarkeit im Handel und die Lösungsangebote der Hersteller. Zwei entscheidende Themen prägten die Diskussion, nämlich
- die Anforderungen des Gesetzgebers an die Mindestenergieeffizienz energiebetriebener Produkte, wozu die Kältemaschinen und Kühlmöbel im Supermarkt gehören, und
- die Forderung, umweltfreundliche Kältemittel beim Betrieb der kältetechnischen Einrichtungen einzusetzen.
Bei Arneg S.p.A. sieht man für die derzeit noch erkennbare Zurückhaltung des deutschen Handels beim Umstieg auf umweltfreundliche Kältemittel die hohen Investitionskosten als Ursache, man bietet die CO2-Technik, aber dennoch für die Tiefkühlstufe an. Als ein Pionier in der Entwicklung von CO2-tauglichen Möbelkomponenten sieht sich die Epta-Gruppe und beteiligt sich als Vorreiter bei der technischen Umsetzung. Inzwischen kann das Unternehmen mehrere Dutzend Installationen vorweisen und hat eine spezielle Forschungsabteilung gegründet, die sich mit der Verbesserung der Umweltverträglichkeit des eigenen Produktprogramms beschäftigt.
Neben diesen drei Großen der Branche für die Supermarktausrüstung waren vor allem Komponentenlieferanten auf der EuroShop vertreten, wobei diese auch Angebote für die Nutzung des Kältemittels CO2 präsentierten. Im Folgenden sollen einige Bilder einen Eindruck von der Vielfalt der Angebote geben, vorrangig aber mit Blick auf die erwähnte zunehmende CO2-Nutzung.
Supermarktausrüstungen
Die im Bild gezeigte Kühlmöbelneuerung stand im Mittelpunkt der Präsentation von Arneg S.p.A. und sollte zeigen, wie mit mehr Glas und mit vervollkommneter Formgebung die Warenpräsentation ansprechender erfolgt, wobei gleichzeitig eine größere Warenmenge eingelagert werden kann. Diese Truhe steht beispielhaft für die vielen Weiterentwicklungen bei den Verkaufsmöbeln. Dazu gehört auch, dass das Warenangebot in der Präsentation noch stärker in den Vordergrund gerückt wird. Die Möbel treten zwangsläufig optisch in den Hintergrund, zu sehen beispielsweise bei Obst & Gemüse, wo eine Art Marktcharakter erzeugt werden soll. Auch bei Wandregalen werden die Kopfbauten weiter zurückgezogen. Für diese optisch schönen Lösungen müssen nun in der nächsten Entwicklungsstufe die Energieverbräuche weiter gesenkt werden.
Arneg zeigte auch ein CO2-Kälteaggregat für den subkritischen TK-Einsatz, das in Baukastenbauart mit unterschiedlicher Verdichterbestückung angeboten wird. Dieses Einsatzgebiet wird möbelseitig mit vereisungsfreier Kühlung beworben. Arneg weist aber auch auf seine Lösungen für transkritisches CO2, auf den Einsatz elektronischer Expansionsventile und weiterer moderner Technologien hin.
Epta S.p.A. gehört zu den großen Anbietern von Supermarktausrüstungen von der Kältemaschine bis zu den Kühlmöbeln. In diesem Rahmen erfolgte auch die Entwicklung von CO2-Kälteanlagen für die eigenen Kühlmöbel. Epta zeigte auf der EuroShop transkritische CO2-Kälteanlagen, mit denen das Unternehmen in Deutschland bereits eine Vorreiterrolle eingenommen hat. Mit Aldi Süd hatte Epta die bundesweit erste Filiale mit einer solchen Anlage ausgestattet. Dabei werden die Anlagen zweistufig ausgeführt und bei niedrigen Außentemperaturen unterkritisch betrieben. Gegenwärtig ist es möglich, alle Komponenten bis zu den Kühlmöbeln mit der CO2-Technik zu betreiben, wobei für die Normalkühlung auch der CO2-Umlauf als verdampfender Kälteträger dient. Die Leistungsabstufungen sind so gewählt, dass Märkte verschiedener Größe damit ausgestattet werden können.
Ebenfalls zukunftweisend ist das Serviceangebot zum R22-Retrofit von Epta. Der Austausch des weitverbreiteten Kältemittels R22 ist für den Handel aufgrund des HFCKW-Verbots ab 1. Januar 2010 ein wichtiges Thema. Epta setzt hierfür auf das Kältemittel R422D, das der Hersteller DuPont unter dem Namen ISCEON MO29 anbietet. Damit ist das Unternehmen in der Lage, den R22-Austausch einer Kälteanlage innerhalb eines Tages vorzunehmen und zwar während des laufenden Verkaufsbetriebs, was mit anderen Ersatzkältemitteln nicht möglich ist.
Carriers innovatives Konzept CO2OLtec, erstmals vorgestellt auf der EuroShop 2005, stellt eine Lösung für die aktuellen Themen Globale Erwärmung und Umweltbewusstsein im Lebensmitteleinzelhandel dar. Die CO2OLtec-Technologie wird als eine langfristig sichere Systemlösung eingeschätzt. CO2 steht auch für eine außerordentliche Laufruhe der Verdichter und erheblich kleinere Rohrleitungsdimensionen durch seine 4- bis 6-fach höhere volumetrische Kälteleistung.
Der Einsatz von CO2 für Tiefkühlanwendungen im Jahr 2000 machte den Weg frei für diese neue Technologie. Mit der ersten überkritisch arbeitenden Kälteanlage für die Normalkühlung in einem Hypermarkt wurde das Konzept im Jahr 2004 fortgesetzt. Heute hält die CO2OLtec-Technologie von Carrier kontinuierlich Einzug im europäischen Lebensmittelhandel mit Schwerpunkt in der Schweiz, Deutschland und den skandinavischen Ländern. Im Bereich Tiefkühlung wurden mittlerweile 120 Märkte mit insgesamt 3900kW Kälteleistung in Betrieb genommen, weiterhin 22 Märkte auf Basis Normalkühlung mit einer Gesamtleistung von 4000kW.
Carrier hat weiterhin aus dem erfolgreich im Markt eingeführten Kühlmöbel-Programm Evolution5 Kühlregale, Tiefkühlinseln und -kombinationen ausgewählt, die bereits in der Standardausstattung sehr gute Energiewerte vorweisen und diese um spezielle Komponenten ergänzt, wodurch sich ein abermals reduzierter Kältebedarf ergibt. Somit kann schon zu Planungsbeginn eine kleinere Dimensionierung des gesamten Kältesystems projektiert werden. Das Energiespar-Paket baut auf verbesserten Ventilatoren, Vorschaltgeräten, Glasabdeckungen oder -türen, Antikondensat-Scheiben oder sequenziellen Luftschleiern auf. Darüber hinaus sind Varianten mit LED-Beleuchtung, Nachtrollos etc. verfügbar. Auf der EuroShop 2008 zeigte Carrier ausgewählte Kühlmöbel und Kälteanlagen der e*cube-Serie.
Der Ausstellungsstand der Hauser GmbH war von vielen neuen Kühlmöbeln dominiert. Rundgeschwungene frei schwebende Glasflächen bei den Kühlvitrinen sollen die Ware besonders attraktiv präsentieren. Die Verarbeitung von Edelstahl und anderen reinigungsfreundlichen Materialien sorgen für die erforderliche Hygiene im Verkaufsbereich. Das neu entwickelte REGUS-Regal mit Bodenwanne besitzt eine niedrige Bordhöhe, wodurch das Regal gegenüber der hervortretenden Warenpräsentation in den Hintergrund tritt.
Weitere Möbelneuerungen wurden gezeigt, aber auch ein erster neu entwickelter Kältesatz mit CO2 als Kältemittel in überkritischer Anwendung. Es wurde auf ein Programm zur Senkung der Kältemittelleckraten verwiesen und eine neue Regelung führt zu Energieeinsparungen. Diesem Ziel dient auch die Einführung von LED-Beleuchtungen. Die Beheizung der Märkte erfolgt durch umfassende Abwärmenutzung und kann für die damit nicht abdeckbaren restlichen ca. 10% des Jahresbedarfs aus Erdwärme, die aus Tiefenbohrungen erschlossen wird, ergänzt werden.
Komponenten für Supermarktausrüstungen
Die Danfoss Refrigeration and Air Conditioning Division war mit einem großen Informationsstand und wenig Exponaten auf der EuroShop vertreten. Symbolisch für den technischen Fortschritt und die damit verbundenen Produkte wurde ein Lebensmittel-Transportfahrzeug gezeigt, das mit einer CO2-Kühlung als Kältesatz ausgerüstet ist. Damit nahm man Bezug auf die bei Danfoss verfügbaren Komponenten wie Verdichter, Regelungstechnik, Einspritz- und Magnetventile.
Danfoss-Komponenten sind aus keiner Supermarktkälteanlage wegzudenken. Die Energieeinsparung wird durch die neue Generation der ADAPcool-Regler sehr intensiv gewährleistet und die Frequenzumformer, die in eigenen und in Kälteanlagen der vielen weltweiten Kunden zum Einsatz kommen, tragen wesentlich zur Senkung der Energiekosten der Nutzer bei. Damit ist Danfoss auf der EuroShop eines der Unternehmen, die nicht selbst als Lieferant für den Supermarktbereich auftreten, aber fast alle Supermarktausrüster beliefern. Ähnlich ist die Situation bei den im Folgenden noch genannten drei Ausstellern.
Die Bitzer Kühlmaschinenbau GmbH trat vor längerer Zeit mit Verdichtern für überkritische CO2-Anwendung erstmalig im Zusammenhang mit der Linde/Carrier-Entwicklung für entsprechende Supermarktkühlung in Erscheinung. Nun war die EuroShop das Forum, die aus dieser Entwicklung entstandene Baureihe aus vier Typen (zwei Baugrößen mit jeweils zwei Motoren) öffentlich vorzustellen. Die besonderen Attribute sind das druckfeste Gehäuse aus hochwertigem Werkstoff, so dass die Wandstärken nur zu einer geringen Gewichtserhöhung gegenüber den entsprechenden Normaltypen führen.
Äußerlich tritt die Vielzahl der Gehäusedeckelschrauben als deutliches Merkmal der Hochdruckanwendung in Erscheinung. Die Zylinderköpfe haben getrennte Kammern für Saug- und Druckraum, wodurch der bei CO2 höhere Wärmefluss von der Druck- zur Saugseite reduziert wird. Der FU-Antrieb ist möglich, auch zur Leistungssteigerung mit erhöhter Drehzahl. Eine Ölkühlung ist nicht notwendig und die Triebwerkslagerung besteht aus Mehrschicht-Gleitlagern mit besonders hohem Verschleißwiderstand. Hervorzuheben ist auch die Angabe der Einsatzgrenzen der Verdichter als wichtige Information an den Kunden.
Als weiteres Exponat war der Ecostar-Verflüssigungssatz mit Frequenzregelung und intelligenter Steuerung zu sehen, der schon auf anderen Veranstaltungen gezeigt worden war. Mit einem Betriebskostenvergleich für zehn Betriebsjahre gegenüber einer konventionellen Verbundlösung mit über 13000 Euro Einsparung in diesem Zeitraum konnte der Werbespruch der Ecostar eine Investition in die Zukunft belegt werden.
Die Firma Bock Kältemaschinenbau GmbH gehört zu den Pionieren der überkritischen CO2-Anwendungen und zeigte die halbhermetischen Verdichter in Zweizylinderbauart. Bock beliefert namhafte OEM- Kunden mit halbhermetischen CO2-Verdichtern für die Supermarktkühlung. Daneben sah man den Vierzylinderverdichter für unterkritische Anwendung und Modelle für den Einsatz von Kohlenwasserstoffen wie Propan oder auch Ammoniak.
Zahlreiche Kühlanlagenhersteller stellten ihre CO2-Entwicklungen mit Bock-Verdichtern in den Vordergrund ihres Messeauftritts. Der neue halbhermetische Radialkolbenverdichter für überkritische Anwendung baut besonders klein. Obwohl er vorrangig für die mobile Klimatisierung gedacht ist, könnte er auch in Normalkühlanlagen zum Einsatz kommen. Auch bei Bock wird der Verdichter mit einem genau umrissenen Einsatzbereich freigegeben und geliefert.
Die Wärmerückgewinnung bei überkritischer CO2-Anwendung erfordert in zweierlei Hinsicht neue Wege zu gehen. Die höhere Druckfestigkeit der Rohre muss gegeben sein, und es müssen Vorkehrungen getroffen werden, damit die CO2-Verdichtungstemperaturen nicht zum Sieden des Wassers führen.
Bei den Wärmerückgewinnern von DK-Kälteanlagen wurden beide Probleme gelöst. Für die erforderliche Druckfestigkeit wurden Rohre mit erhöhter Wandstärke ausgewählt, deren Außendurchmesser aber wegen der Verformbarkeit begrenzt ist. Man hat auf das bewährte System mit doppelwandigen Sicherheitswärmeübertragern zurück- gegriffen, wobei mit 16mm für das Kältemittel führende Innerohr gearbeitet werden konnte. Diese Abmessung reicht aber für die Leistung von Supermarktkälteanlagen nicht aus, weshalb mehrere Rohrschlangen parallel geschaltet werden müssen. Dafür wurden Lötadapter entwickelt, mit denen man zwei bis fünf Rohrschlangen verbinden kann. Um die Wasserdampfbildung bei zu hohen Temperaturen zu vermeiden, wird eine Bypassleitung mit einem Magnetventil von einem Thermostaten angesteuert und das Magnetventil geöffnet, wenn die zulässige Temperatur erreicht ist. Dann strömt das verdichtete CO2 am Wärmerückgewinner vorbei direkt zum Gaskühler.
So weit die Berichterstattung von der EuroShop zur Kältetechnik mit dem Schwerpunkt auf den CO2-Anwendungen. Dadurch sind die anderen kältetechnischen Themen in den Hintergrund getreten. Das möge bitte dem Berichterstatter insofern nachgesehen werden, dass es ohnehin nicht möglich gewesen wäre, die ganze Palette der in zwei Hallen vertretenen Kältetechnik zu erfassen. Mit der gewählten Problematik wurden die aktuellen Bemühungen um den Schutz der Atmosphäre sowohl durch die Wahl eines schädigungsfreien Kältemittels als auch durch die Entwicklungen für niedrigen Energieverbrauch gewürdigt, so wie es eingangs in der Gesamteinschätzung zum Ausdruck gebracht wurde.U.A. -