Hinter zwei dicken Schleusentüren eröffnet sich eine andere Welt. Der Temperatursturz beträgt im Sommer 40 Grad, wie in einem finnischen Eishotel ragen links und rechts Eisfiguren in den Raum. In der Mitte steht eine Theke, zwei große Kühlaggregate an der Decke laufen auf Hochtouren. Die Temperatur im Raum liegt bei minus zehn Grad.
Die 24-jährige Anika Regen hat einen der wohl kältesten Arbeitsplätze des Sommers. Sie ist Barkeeperin im asiatischen Restaurant Indochine in Hamburg, das direkt an der Elbe gelegen ist und im ersten Stock über eine Eisbar verfügt. Zwei- bis dreimal die Woche serviert Anika ihren Gästen hier Wodkakreationen in wahrlich eisiger Atmosphäre.
Vor dem Eintritt in die Kühlkammer werden die Gäste mit Thermojacken, Mützen und Handschuhen ausgestattet. Einige ziehen die Jacken aus, um schnell ein Foto zu machen, erzählt Anika. Ein längerer Aufenthalt ohne Jacke wird nicht gern gesehen, denn sie dient nicht nur als Schutz vor der Kälte, sondern schützt auch die Eisskulpturen vor Körperwärme.
Anika Regen arbeitet oft mehrere Stunden am Stück in der Eisbar. Da wird schon mal die Nase kalt, sagt sie. In ihrer Arbeitskleidung komme sie trotz der Polarkälte oft ins Schwitzen. Über der Hose trage ich noch eine Skihose, dann zwei paar Socken, Moonboots und eine Mütze.
Auf Handschuhe verzichte sie hingegen, weil sich damit die Flaschen schlecht öffnen ließen: Manchmal fühlen sich die Fingerspitzen dann etwas taub an. Auch deshalb wird nach dem Besuch draußen vor der Kühlkammer bezahlt das Münzgeld wäre zu kalt. Jeder Gast erhält eine Karte, auf der die bestellten Getränke abgeknipst und später abgerechnet werden.
Trotz aller Vorkehrungen schafft die Umgebung erschwerte Bedingungen: Normalerweise steht ein Glas, hier rutscht es, sagt die 24-Jährige. Einige Gäste würden sich daraus einen Spaß machen und die Gläser wie im Western über den glatten Tresen schieben.
Maximal 80 Leute werden gleichzeitig in die Eisbar eingelassen. Wir wollen den Überblick behalten, damit nichts abgebrochen wird. Weil die wie aus Glas wirkenden Skulpturen trotzdem immer wieder angefasst werden, bekommt die Bar alle acht bis neun Monate eine neue Aufmachung.
Das ist eine nette Abwechslung, sagt Regen, die Leute sind begeistert, wenn sie reinkommen. Anders als in einer gewöhnlichen Bar freuten sich die Gäste über das besondere Erlebnis auch wenn die meisten kaum länger als eine Stunde aushielten.
ddp -