Erst vor wenigen Monaten war der CO2-Hochtemperatur-Wärmepumpen-Bereich aus der Insolvenzmasse von Hafner-Muschler Kälte- und Klimatechnik GmbH & Co. KG an Engie Refrigeration übergegangen.
Mit Abwärme heizen
Wie kann Abwärme in Städten zu Heizzwecken genutzt werden? Auf vorbildliche Weise zeigt dies ein Projekt des in Braunschweig ansässigen Energie-, Wärme- und Wasserversorgers BS Energy und seines Mehrheitsgesellschafters Veolia Deutschland. Neben drei weiteren Demonstrationsvorhaben in Madrid, Nizza und Berlin gehört es zum Forschungs- und Innovationsprogramm „ReUseHeat“, das von der Europäischen Union mit insgesamt 3,9 Mio. Euro gefördert wird. Realisiert wird das Braunschweiger Vorhaben im neuen Stadtquartier „Heinrich der Löwe“, das derzeit auf einem ehemaligen Kasernengelände entsteht. Dort sollen künftig rund 600 Wohneinheiten mit der Abwärme eines nahegelegenen Rechenzentrums versorgt werden. Dies ermöglicht ein Niedrigtemperatur-Wärmenetz, das nun ebenfalls errichtet wird.
Lösung zur Abwärmenutzung
Künftig kommt eine CO2-Hochtemperatur-Wärmepumpe der Serie thermeco2 vom Typ HHR 360 in dem Braunschweiger Wohngebiet zum Einsatz. Als Wärmequelle für die Wärmepumpe dient die Abwärme aus einem Rechenzentrum. Hierbei wird 25-grädiges Kühlwasser aus dem Rechenzentrum genutzt, um mithilfe der thermeco2-Wärmepumpe 70-grädiges Heizwasser zu erzeugen. Dabei wird eine Heizleistung von 370 Kilowatt erreicht, die in das Nahwärmenetz des neuen Stadtquartiers eingespeist wird. Damit kann der Lindauer Kältespezialist exakt die Temperaturen gewährleisten, die im Nahwärmenetz benötigt werden.
Generell eignen sich die thermeco2-Wärmepumpen für den Einsatz in Nahwärmenetzen mit besonders großen Temperaturspreizungen von Vor- und Rücklauftemperaturen. Dies gepaart mit einer Wärmequelle, welche einfach zu erschließen ist, garantiert eine ökonomische und effiziente Lösung für den Kunden. So kann beispielsweise mithilfe von elektrischer Antriebsenergie für die thermeco2-Wärmepumpe das Niedertemperaturniveau (Wärmequelle) bis zu 90 Grad Celsius angehoben werden; gerade in dieser Temperaturspanne punktet die thermeco2-Wärmepumpe mit ihrer intelligenten, autarken Regelung.
Dabei ist die Wärmepumpe so ausgelegt, dass sie kontinuierlich in Betrieb ist und der Grundlast an Wärme zu jeder Jahreszeit entspricht. Um dem wachsenden Wärmebedarf im Winter gerecht zu werden, wird das Nahwärmenetz außerdem an das bereits existierende Fernwärmenetz von BS Energy angeschlossen. Das Rechenzentrum erhält in den Sommermonaten zusätzlich eine Kühlung – eine ebenso innovative wie effiziente Lösung zur Abwärmenutzung.
Fokus auf Umweltfreundlichkeit
Doch das Projekt zeichnet sich nicht nur durch die hohe Energieeffizienz aus. Gleichzeitig ist die Lösung umweltfreundlich, da die thermeco2-Wärmepumpe das nachhaltige Kältemittel CO2 verwendet. Darüber hinaus ist CO2 besonders zukunftssicher, da es sehr gut verfügbar und dadurch günstig zu beschaffen ist.
Vorbildprojekt für die EU
Nach einer etwa einjährigen Planungsphase ist die praktische Umsetzung des Projekts nun in vollem Gange: Im ersten Schritt errichtete BS Energy eine Kälte- und Wärmezentrale, woran sich der Rohrleitungsbau im Quartier „Heinrich der Löwe“ anschloss. Ende März 2019 lieferte Engie Refrigeration dann die thermeco2-Wärmepumpe. Auch die Wartung werden die Kälteexperten in den Folgejahren übernehmen.
In den ersten Monaten wird die Wohnsiedlung zunächst über den Fernwärmeanschluss versorgt. Jedoch ist die Integration des Rechenzentrums im Laufe des Jahres geplant, sodass die Abwärme bereits ab dem nächsten Winter zu Heizzwecken genutzt werden kann. Damit liegt das Projekt im Zeitplan des „ReUseHeat“-Programms, das insgesamt noch bis Ende 2021 läuft. Anschließend werden alle vier Demonstrationsprojekte aus Braunschweig, Madrid, Nizza und Berlin analysiert, ausgewertet und die Ergebnisse in einem Abschlussbericht der EU veröffentlicht. (RM)
www.engie-refrigeration.de