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Eine Standortfrage

Sachsen beste Voraussetzungen für die Kältetechnik

Die Liquidation diverser mittelständischer Unternehmen der Kältetechnik (Plersch, Assmann & Stockder, Gebrüder Neunert) in den 80er Jahren, sowie die Verschmelzung der führenden Kälteanlagenbauer in der Bundesrepublik wie Stal-Astra, Sabroe, Gram mit York International, heute Johnson Controls, hat dazu beigetragen, dass der größte Teil der westdeutschen industriellen Produktion von Kälteeinrichtungen ins Ausland verlegt wurde.

Nicht zu vergessen ist der Ausstieg von Linde aus der Herstellung von kältetechnischen Apparaten und Kompressoren für industrielle Kältesysteme, die zu einer Konzentration auf die Produktion von Kühlmöbeln und Supermarktausrüstungen mit den dazu nötigen Verbundanlagen geführt hat. Doch nach der Übernahme der Linde Kältetechnik durch Carrier wurde die Fertigung der Kühlregale und Kühltheken von Mainz nach Tschechien und der Aggregate-Bau nach Frankreich verlagert.

Die bekannten Komponentenhersteller der ehemaligen DDR wie Kühlautomat Berlin, Mafa Halle, Nema Netzschkau, MAB Schkeuditz konnten dem westlichen Konkurrenzdruck nicht standhalten und wurden über die Treuhandanstalt, durch teilweise undurchsichtige Entscheidungen, westlichen Großbetrieben mit entsprechender Finanzzulage übereignet. Somit hat sich die Zahl der in Deutschland produzierenden Großkälteanlagenbauer drastisch reduziert, die zudem noch wesentliche Bauteile von ihren internationalen Tochterunternehmen importieren.

Gäbe es nicht einige unternehmensfreudige Komponentenhersteller wie zum Beispiel Bitzer, Bock, Küba und Güntner, die auch den Mut zu ausländischen Tochtergesellschaften mitbringen, dann wäre der Standort Deutschland für die Kältein­dustrie sehr bescheiden. Mittlerweile ent­wickelt sich ein neuer mittelständischer Anlagenbau, dessen Firmen in vielen Fällen von führenden Mitarbeitern der Großindustrie gegründet wurden.

Das nachlassende Interesse im Fachbereich Kältetechnik hat zu geringeren Studentenzahlen und somit zur Schließung der Fakultät Kältetechnik an den Universitäten in Hannover, Essen und München beigetragen. Somit gehen uns auch viele Studierende aus dem Ausland verloren, die für die zukünftige Generation die Kontakte zu ihren Heimatländern bringen könnten.

Seit der Wiedervereinigung Deutschlands haben sich einige Schwerpunkte der Kälteindustrie in den östlichen Bundesländern entwickelt. So hat sich Grasso (GEA Gruppe) mit der Übernahme von Kühlautomat Berlin und Mafa Halle zum Marktführer bei Industrie-Schraubenkompressoren und -Aggregaten entwickelt; Bitzer hat in Schkeuditz eine Kompressorenfertigung ausgebaut, Faiveley ist führend im Bereich Eisenbahnklimatisierung, der Dresdner Kühlanlagenbau hat bundesweit Vertriebs- und Servicestützpunkte aufgebaut und Niederlassungen in Osteuropa wie auch in Russland.

Compact in Dresden zählt zu den bedeutendsten Verbundanlagenbauern, aus der Erfahrung der ehemaligen Firma Fuhrmann und Schreiner aus Netzschkau entwickelten sich mehrere Anbieter von CO2-Gefrieranlagen, um nur einige stellvertretend zu nennen. Die Kältetechnik im Osten gewinnt an Eigendynamik. Mit der thermofin GmbH in Reichenbach wurde im Jahre 2002 ein Werk aufgebaut, das sich mit der Fertigung von lamellierten Wärmeaustauschern beschäftigt. Seit dem Produktionsbeginn Ende 2003 hat sich das Unternehmen mit heute 130 Mitarbeitern zu einem anerkannten in Deutschland produzierenden, europäischen Hersteller von Luftkühlern, Rückkühlern und Verflüssigern entwickelt.

Die besondere Stärke liegt in der Zusammenarbeit mit mittelständischen Unternehmen in der Zulieferung von vorgefertigten Verflüssiger-Maschinengehäuse-Einheiten, die dann vom Kunden mit den entsprechenden Komponenten vervollständigt werden. Zu Zeiten der Verantwortlichkeit für Güntner hatte der Autor vor, ein eigenes Werk zur Herstellung von vorgefertigten luftgekühlten Kältesätzen in Sachsen zu errichten. Die Idee war, mit Kunden diese Initiative zu ergreifen.

Betrachtet man den Markt für die ­Industrie- und Komfortklimatechnik, dann werden fast alle Kaltwassersätze aus Italien, Frankreich, Belgien und Japan und zunehmend aus Asien importiert. Es stellt sich die Frage, weshalb sich kein deutscher Initiator findet, um diese Lücke zu schließen. Vermutlich bieten die führenden deutschen Kompressor- und Ventilatorhersteller den ausländischen Unit-Bauern weit bessere Einkaufskonditionen als den deutschen Partnern. Hier muss also angesetzt werden, wenn eine wettbewerbsfähige deutsche Beteiligung am Marktgeschehen erreicht werden soll.

Mit der Produktion von Lamellenwärmeaustauschern im Vogtland hat thermofin ein Zeichen gesetzt, dass es möglich ist, sich auch in Deutschland in einem hart umkämpften Markt in kurzer Zeit durchzusetzen, mit zuverlässiger Qualität und neuen Ideen. Aufgrund der positiven Erfahrungen am Standort Vogtland werden wir in Zusammenarbeit mit Kommunen, dem Wirtschaftsministerium in Dresden, mit der Unterstützung von Landtagsabgeordneten, sowie den Hochschulen und den Kältefachschulen für die Ansiedlung aktiver Unternehmen der Branche Klima- und Kältetechnik werben. Aus unserer Sicht, bietet Sachsen heute die besten Voraussetzungen für den Ausbau einer starken Kälteanlagentechnik durch:

  • kostengünstiges Fachpersonal
  • kurze Genehmigungsverfahren für Investoren, kurze kooperative Zusammenarbeit mit den Kommunen
  • Förderung durch die Sächsische Aufbaubank über die Gemeinschaftsaufgabe Sachsen (GA-Förderung)
  • einzige in Deutschland verbliebene Technische Universität, die Kältetechnik liest und forscht TU Dresden
  • Westsächsische Hochschule Zwickau (FH)
  • Berufsakademie Glauchau
  • Kältefachschule Reichenbach
  • Berufsschulzentrum BSZ Reichenbach
  • Institut für Luft- und Kältetechnik ILK Dresden
  • wesentliche Zulieferer von Komponenten wie Bitzer, thermofin, Nema Netzschkau, Behr und viele mehr
  • zentraler Standort im Zentrum des vereinten Europas

Sollte Ihnen dieser Artikel eine Anregung zum Nachdenken für eine eigene Initiative gebracht haben, so freue ich mich über Ihre Kontaktaufnahme. -

Willy Löffler

thermofin GmbH, Heinsdorfergrund

Willy Löffler, Reichenbach

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