Knackig sollen sie sein, die Äpfel, der Salat am besten eben gestochen und die Meeresfrüchte fangfrisch. Das Dilemma hierbei: Während die Transportwege der Produkte vom Herkunftsort bis zum Verbraucher immer länger werden, steigen die Erwartungen der Kunden an Frische und Qualität. Die Händler auf dem Großmarkt Hamburg erfüllen diese Anforderungen nach Frische und Qualität durch sorgfältige Prüfung und kühle Lagerung.
Für die technische Erzeugung von Kälte wird in Deutschland rund 15 Prozent des gesamten Stromverbrauchs aufgewendet. Dieser hohe Wert zeigt, dass die Kälte- und Klimatechnik einer der großen Energieverbraucher ist und ein enormes Einsparpotenzial besitzt. Denn wie im vorliegenden Fall liegt der hohe Energieverbrauch oft an veralteter Kältetechnik. Auf den aktuellen Stand gebraucht, ändert sich die Energiebilanz erheblich.
Hamburger Großmarkt Tradition trifft Moderne
Hamburgs Frischezentrum des Nordens konnte im letzten Jahr seinen 50. Geburtstag feiern. Der Großmarkt im Stadtteil Hammerbrook sorgt seit 1962 dafür, dass der Norden mit frischem Obst, Gemüse, Pflanzen und Blumen versorgt wird. Unter dem Dach der imposanten, wellenförmigen Großmarkthalle, die mit ihrer Größe von 40000 m³ beeindruckt, herrscht ab Mitternacht reges Treiben. Etwa 2400 Mitarbeiter von über 400 Marktfirmen sind schon in den frühen Morgenstunden damit beschäftigt, ihre Waren auszuladen und aufzubauen. Wenige Stunden später liegen diese in Obst- und Gemüsefachgeschäften und Wochenmärkten aus oder werden von Gastronomiebetrieben, Cateringunternehmen und Großküchen weiterverarbeitet.
Während der Großmarkt Hamburg in seinen Anfängen eher auf regionale Ware spezialisiert war, ist die Produktauswahl in den letzten Jahren enorm gewachsen. Von hiesigen Kohlarten, Spargel aus der Lüneburger Heide und Obst aus dem Alten Land über spanische Orangen oder exotische Delikatessen aus Übersee auf dem Großmarkt Hamburg findet sich mittlerweile eine Früchte- und Gemüseauswahl aus über 50 Ländern der Erde, die keine Gourmetwünsche offenlässt. Diese Vielfalt lässt sich auch mit Zahlen belegen: Der Großmarkt Hamburg hat einen Warenumschlag von 1,5 Mio. Tonnen im Jahr. Um diese breite Palette an Lebensmitteln aus den verschiedensten Regionen frisch zu halten, bedarf es einer Vielzahl an Kühl- und Lagerräumen.
Eines der Unternehmen auf dem Großmarkt Hamburg, das seine Ware täglich anbietet und auf zuverlässige Kälte angewiesen ist, ist die Firma August Reimers und Sohn GmbH (ARUS). Der Familienbetrieb besteht bereits seit dem Jahr 1925. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich aus dem Fuhrunternehmen, das ausschließlich Gemüse aus den Vier- und Marschlanden vermarktete, ein IFS-zertifiziertes Import- und Großhandelsunternehmen.
In den vielen Kühlräumen von ARUS, die auf dem Großmarktgelände in unmittelbarer Nähe des ARUS-Standes untergebracht sind, wird frische Ware aller Art gelagert. Der erhebliche Energieverbrauch dort lag nicht nur an der Warenmenge, sondern auch an dem schlechten Wirkungsgrad der teilweise jahrzehntealten Kältemaschinen und Klimaanlagen. Daher hat das Unternehmen zusammen mit der M. Westermann Kältetechnik GmbH, Hamburg, die Energieeinsparpotenziale ermittelt. Schlussendlich entschied sich ARUS zum Austausch der bis dato verwendeten sechs Kältemaschinen und einer Klimaanlage gegen eine Kälteverbundanlage mit drei leistungs- und frequenzgeregelten Verdichtern.
Optimierte Leistungsanpassung mit Frequenzumformern
Um eine maximale Energieeinsparung zu erreichen, entschieden sich ARUS und der Kälteanlagenbauer für Verdichter vom Typ GEA Bock HGX4-555-4 der GEA Refrigeration Technologies. Einer davon wurde mit dem externen Frequenzregler EFCe (electronic frequency control) bestückt, die beiden anderen Verdichter wurden mit einem Softstart ausgerüstet, um die Leistungsaufnahme beim Anlauf zu reduzieren. Mit den halbhermetischen GEA Bock-Verdichtern der Modellreihe HG (hermetic gas-cooled) wurde in der Hamburger Großmarkthalle weiterhin klassische, sauggasgekühlte Verdichtertechnologie installiert, deren Komponenten aber nach dem aktuellen Stand der Technik konstruiert wurden. Mit dem EFCe-System, einer stufenlosen Drehzahl-Leistungsregelung über Frequenzumformer, wird eine Leistungsanpassung des Verdichters an den aktuellen Bedarf der Kälteanlage erreicht.
Betrieben wird die Anlage mit R 134 a, einem Einstoff-Kältemittel für die Kühlung bei Plusgraden. Durch die Verwendung von R 134 a und dessen niedriger Drucklage wird die Antriebsleistung der Verdichter reduziert. Diese Effizienz drückt sich in einem hohen COP-Wert aus. Im Rahmen einer detaillierten Analyse der kompletten Altanlage wurden auch die Kühlzellenpaneele überprüft. Die Hälfte aller Zellenkörper wurde ausgetauscht, da der ermittelte Dämmwert der Paneele einen weiteren Betrieb aus energetischer Sicht nicht mehr zuließ.
Für die Kühlzellen 1 bis 4 erfolgte außerdem eine Erneuerung der Verdampfer, die mit elektronischen Einspritzventilen ausgestattet wurden. Besonders durch das Zusammenwirken der GEA Küba-Luftkühler von GEA Heat Exchangers mit der Regelung der GEA Bock-Verdichter kann Energie eingespart werden. Beispielsweise schalten sich die Ventilatoren der Luftkühler automatisch ab, sobald die Tür zur Kühlzelle geöffnet wird. Alle Rohr- und Elektroleitungen wurden bei der Erneuerung der Kältetechnik ausgetauscht, die Steuerung der Anlage erfolgt nun über elektronische Kühlstellenregler. Die Regler kommunizieren über eine Bus-Verbindung, um unter anderem die vorgeschriebene lückenlose Dokumentation der Kühlraumtemperaturen sicherzustellen.
Beachtliche Einsparung mit Vorbildcharakter
Die Reduzierung des Energieverbrauchs, die ARUS mit der neuen Kälteanlage erreichte, hat sich aus heutiger Sicht bereits gelohnt. Durch die erneuerte Verbundanlage und die neuen Kühlzellen werden jährlich rund 20 Prozent Stromkosten (38 000 kWh) gespart. Zudem verringert sich die Emission von Kohlendioxid jährlich um ca. 20 Tonnen.
Auf dieses Umweltbewusstsein hat auch die Öffentlichkeit aufmerksam gemacht. So ist die neue umweltfreundliche Kälteanlage beispielsweise Teil des Kooperationsprojektes Ökoprofit. Dies ist ein Modell zwischen den Kommunen und der örtlichen Wirtschaft mit dem Ziel, Betriebskosten zu senken und gleichzeitig natürliche Ressourcen zu schonen. Außerdem wurde das Energieeinsparprojekt von ARUS auch im Rahmen des Förderprogramms Unternehmen für Ressourcenschutz (UfR) der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Kooperation mit der Handelskammer und dem Industrieverband Hamburg e. V. ausgezeichnet. -
Technische Daten Verdampfer
GEA Küba Verdampfer / Luftkühler für Zelle 1 (1x)
Trockenexpansion Direktverdampfung Kältemittel R 134 a
Typ: SGAE 082C
Kühlfläche: 103 m2
Luftmenge: 5180 m³/h
Lamellenabstand: 4,5 mm
GEA Küba Verdampfer / Luftkühler für Zellen 2 bis 4 (3x)
Trockenexpansion Direktverdampfung Kältemittel R 134 a
Typ: SGAE 101C
Kühlfläche: 83 m2
Luftmenge: 4300 m³/h
Lamellenabstand: 4,5 mm
Technische Daten Verbundanlage
GEA Bock-Verdichter HGX4-555-4 (3x)
Verdichter, FU-geregelt (1x)
Verdichter, mit Softstarter (2x)
Viele Rechenzentren kennen die 20-20-20-Energieziele der EU nicht
Laut einer Umfrage von Emerson Network Power wissen 43 Prozent der europäischen Rechenzentrumsexperten nicht über das von der Europäischen Union (EU) im Rahmen von Europa 2020 verabschiedete Energie- und Klimaschutz-Paket „20-20-20“ Bescheid. Die Vorgaben sehen für die EU bis zum Jahr 2020 eine Reduktion des CO2-Ausstoßes, eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien und die Steigerung der Energieeffizienz um jeweils 20 Prozent vor.
Bei der Befragung von 341 Rechenzentrumsexperten in ganz Europa wurden der Bekanntheitsgrad sowie die bislang in Rechenzentren zur Steigerung ihrer Energieeffizienz ergriffenen Maßnahmen untersucht. Die Umfrage ergab, dass nur 21 Prozent der IT-Experten bereits Maßnahmen ergriffen haben, welche die Zielvorgaben von 20-20-20 unterstützen. Von jenen Experten, die die Anforderungen kennen, äußerten sich 63 Prozent besorgt über deren Auswirkungen auf den Betrieb ihrer Rechenzentren.
Die Umfrage von Emerson Network Power ergab außerdem, dass knapp drei Fünftel (57 Prozent) der IT-Experten, die „20-20-20“ kennen, auf energieeffizientere IT-Geräte setzen. Fast drei Viertel (72 Prozent) gaben an, Energieeffizienz sei eines der wichtigsten oder das wichtigste Kriterium bei Neuanschaffungen. Nur 3 Prozent haben sich hingegen dazu entschlossen, ihre Rechenzentren in Länder mit weniger strengen Auflagen auszulagern. Die Befragten sind der Ansicht, dass neben der IT und dem technischen Betrieb vor allem der Bereich Engineering / Produktentwicklung von „20-20-20“ betroffen sein wird. Über ein Viertel der befragten Unternehmen hat bereits Initiativen für mehr Umweltfreundlichkeit ins Leben gerufen.
Die Umfrage ging auch auf erneuerbare Energien als Energiequelle ein, für Rechenzentren im Hinblick auf Emissionssenkungen bedeutsam. Die Hälfte der Befragten gab an, dass sie auf Solarenergie als bevorzugte erneuerbare Energiequelle für ihr Hauptrechenzentrum setzen würde. Als Hauptgrund für den bisherigen Verzicht auf erneuerbare Energien nannten die Befragten die damit verbundenen Kosten.