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Mit leistungsfähiger Technik optimale Lagerbedingungen erreichen

Äpfel im Dornröschenschlaf

So auch in Dürrweitzschen, wo nach der deutschen Wiedervereinigung aus der ehemaligen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) u. a. die heutige Sachsenobst Vermarktungsgesellschaft mbH erwuchs. Nach Umbau, kältetechnischer Teilsanierung und bedarfsgerechter Neuproportionierung der Kühlräume wurde im Februar 2011 damit begonnen, die letzten Standluftkühler aus DDR-Produktion gegen moderne Hochleistungsverdampfer der GEA-Küba Blue-Line auszutauschen. Damit ist die Gesamtsanierung der Kältetechnik nach 20 Jahren abgeschlossen.

Die alten, raumgreifenden Apparate arbeiteten noch mit dem Kältemittel R 22 und waren echte Energiefresser. Über die Jahre wurde ein Gutteil der Altgeräte gegen SGB 103C- und SGB 104C-Verdampfer von Küba ausgetauscht. Und auch die alten Verflüssiger, die hinter den Lagern auf kleinen Soloräumen platziert waren, wurden gegen Axiallüfter-Verflüssiger von GEA Küba ausgewechselt, die auf dem Dach installiert wurden. Durch den Rückbau der Standluftkühler wurde die Lagerkapazität insgesamt um ca. 2000 Tonnen erhöht.

Völlige Neuorientierung nach der Wende

Mit der Wende mussten wir uns völlig neu orientieren und aufstellen. Vor allem ein Großteil der angebauten Sorten war plötzlich nicht mehr gefragt. Die Kunden wollten geschmackliche Vielfalt. Unser Betrieb war auf Einheitsäpfel mit einigen wenigen Sorten ausgerichtet, sagt Dr. Volkmar Pätzold, Qualitätsmanagementbeauftragter der Sachsenobst Vermarktungsgesellschaft mbH.

Dementsprechend waren auch die gigantischen Kühlräume ausgerichtet: Damals gab es drei Kühlläger mit einem Fassungsvermögen von je 6000 Tonnen Kernobst. Jedes Kühllager verfügte über acht Kammern. Je zwei davon hatten ein Fassungsvermögen von 1 000 Tonnen, in den übrigen sechs konnten jeweils 700 Tonnen eingelagert werden.

Die Ernte der jeweiligen Sorten gab die Befüllung vor. Und wenn dann das Frischobst aufgebraucht war, wurde eine Kammer nach der anderen ohne Rücksicht auf Sortenvielfalt aufgemacht. Dann gab es einen Monat lang eben nur eine Sorte. Da hat keiner nachgefragt. Das geht heute natürlich nicht mehr, erinnert sich Pätzold.

Kältekonzept angepasst

Deshalb hat Sachsenobst sukzessive das Kältekonzept und die Anzahl der Kühlräume den gewandelten Anforderungen angepasst. Mittlerweile verfügt das Lager über 42 Kühlräume mit einem Fassungsvermögen von jeweils 300 bis 350 Tonnen, die an Verbundkälteanlagen angeschlossen sind. Durch die Verkleinerung der Lagerräume können die während der Lagerung luftdichten Kühlkammern schneller entleert und mehr Sorten auch in kleinen Mengen eingelagert werden. Die beiden letzten großen Kühlräume wurden eben im Februar 2011 umgerüstet und räumlich unterteilt.

Äpfel sind relativ empfindlich. Sie mögen es feucht und kühl. Entscheidend ist, dass sie nach der Einlagerung möglichst schnell auf sortenabhängige Lagertemperaturen von 1 bis 4 °C abgekühlt werden und dann un­ter Niedrigstsauerstoffbedingungen in den Dornröschenschlaf versetzt werden.

Bei der sogenannten ULO-CA-Lagerung (Ultra Low OxygenControlled Atmosphere) wird der Sauerstoffgehalt in der Raumluft von natürlichen 21 auf bis zu einem Prozent reduziert, der Kohlendioxidgehalt im Gegenzug von null auf bis zu drei Prozent erhöht. Dadurch wird die Atmungsaktivität des Apfels minimiert und der Reifungsprozess extrem verlangsamt. Die Kombination aus Sauerstoffabsenkung und Kälte hält die Äpfel vieler Sorten bis zu 12 Monate schön knackig, sagt Pätzold.

Als 1990 der erste Modernisierungsabschnitt eingeläutet wurde, hat man sich ganz auf den Kühlanlagenbauer verlassen. Wir wussten doch gar nicht, welche technischen Möglichkeiten und welche Anbieter es gab, was empfehlenswert war, was nicht. Wir wussten nur, worauf es ankommt. Eben schnelle Abkühlung bei gleichzeitig idealer Durchströmung der Lagerräume, um die Entfeuchtung des Kernobstes so gering wie möglich zu halten, so Pätzold und ergänzt: Wir konnten und können immer nur sukzessive modernisieren. Und haben so unsere Erfahrungen gesammelt.

Über den Erfahrungsaustausch mit Fachkollegen und den Besuch von Messen, z. B. der Chillventa, wurde in den letzten Jahren ein Konzept erarbeitet, um mit leistungsfähiger Technik optimale Lagerbedingungen für unsere Äpfel zu erreichen. Für die letzten Bauabschnitte hatte die AKSA GmbH, Wilsdruff, die beste Lösung zur Umsetzung unseres Konzeptes und damit den Auftrag, die neuen Kühl- und CA-Anlagen zu planen und zu installieren, so Pätzold.

AKSA hat seinerzeit damit begonnen, ausschließlich Küba-Verdampfer zu installieren. Mit den Geräten sehen wir unser Konzept umgesetzt. Luftvolumenstrom, Wurfweite und Lamellenoberfläche sind ideal und gewährleisten optimale Kühleigenschaften, auch dann, wenn bei der Entleerung die Kistenstapel reduziert werden, so Pätzold. Bisher sind in 26 der 42 Kühlräume eigens für die Obstlagerung modifizierte, hängende SGB-Verdampfer installiert worden.

Bedarfsgerechte Kälte und geringe Entfeuchtung

Die alten DDR-Anlagen konnte man nicht optimal steuern. Entweder volle Kälteleistung oder aus. Dank der drehzahlgeregelten Kompressoren können wir jetzt bedarfsgerecht Kälte über die Verdampfer einblasen, die durch ihre Wurfweite und das extrem schnelle Runterkühlen überzeugen, sagt Pätzold.

Die Küba-Verdampfer verfügen über einen optimalen Lamellenabstand, die ­Verdampferoberfläche ist erheblich größer als bei den großen Standluftkühlern. Dadurch kann die Temperatur-Differenz zwischen Verdampferoberfläche und Raumtemperatur gering gehalten werden. Das wiederum garantiert eine geringe Entfeuchtung und erhöht die Lagerqualität, betont Pätzold.

Bei den alten Standluftkühlern haben wir bis zuletzt mit Umluftabtauung gearbeitet. Nach fünf Stunden Kältelaufzeit wurden die Apparate eine Stunde lang abgetaut. Die Zyklen basierten auf Erfahrungswerten. Eine Kontrolle, ob das Eis gänzlich abgetaut war, gab es nicht, so Pätzold.

Dank der Heißgasabtauung der neuen Verdampfer, die ebenfalls bedarfsgerecht steuerbar ist, verringern sich die Abtau­zyklen in den Lagerräumen erheblich. Was die Entfeuchtung der Äpfel nochmals minimiert. Durch die Installation der GEA-Verdampfer wurde der Energiebedarf um 20 Prozent reduziert.

Die zentralen Kälteanlagen sind ebenso wie die CA-Anlagen auf dem Dachboden installiert. Das gewährleistet kurze Wege für die Verrohrung der Verbundsysteme. Je Verbundanlage ist ein Küba-Verflüssiger im Einsatz, der außen auf dem Dach installiert wurde und keine zusätzliche Umhausung benötigt. Die Kälteleistung der Anlage liegt bei 32 kW pro Luftkühler und addiert sich auf über 1,3 MW. Als Kältemittel kommt R 404 A zum Einsatz.

In einem Radius von 20 Kilometern rund um Dürrweitzschen bewirtschaften die örtlichen Obstbauern knapp 900 ha Apfelplantagen. Pro ha wachsen 2500 bis 3300 Bäume. In der Summe macht das gut 2,7 Mio. Bäume. Die Region ist nach dem Bodensee und dem Alten Land die drittgrößte Anbaufläche für Äpfel. Geerntet wurden zu DDR-Zeiten rund 150 Doppelzentner pro Hektar. Heute sind es 350 bis 400 Doppelzentner. Die Sachsenobst Vermarktungsgesellschaft mbH ist eine Tochter der Obstland AG und beschäftigt knapp 60 Mitarbeiter. -

Stefan Schlutter

freier Fachjouralist, PR-Redakteur, Hannover

Stefan Schlutter, Hannover

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