Und läuft und läuft und läuft: Was für den legendären VW Käfer galt, trifft aktuell auf den Wärmepumpenmarkt zu. Nach dem Rekordjahr 2016 ist der Absatz in Deutschland 2017 noch einmal gestiegen – und zwar um 17 Prozent. Insgesamt wurden nach Angaben des Bundesverbands Wärmepumpe (BWP) hierzulande rund 78 000 Heizungs-Wärmepumpen verkauft.
Den größten Zuwachs verzeichneten Luft-Wasser-Wärmepumpen: Rund 55 000 Stück wurden im vergangenen Jahr abgesetzt, ein Plus von 20 Prozent. Die Zahlen verwundern nicht angesichts des anhaltenden Neubaubooms, denn gerade in diesem Segment sind Wärmepumpen besonders beliebt. Auch für das laufende Jahr rechnet der BWP mit stabilen Verkaufszahlen.
Mittlerweile haben Heizungs-Wärmepumpen einen hohen Anteil an der gesamten Wärmeerzeugung in Deutschland. Für den Betrieb dieser Anlagen empfiehlt es sich besonders, den dafür benötigten Strom durch eine Photovoltaikanlage selbst zu erzeugen. Der selbst gewonnene Strom kann durch ein intelligentes Energiemanagement-System sowie leistungsstarke Batteriespeicher künftig noch besser direkt vor Ort zur Eigenstromnutzung verwendet werden.
Wärmepumpenanteil 2050 bei 42 Prozent?
Kompetenz in innovativen Techniken ist gefragt, wenn man die Trends in der Heiztechnik betrachtet. Demnach sinkt die Bedeutung des Energieträgers Gas im Einfamilienhaus in den kommenden Jahrzehnten (Quelle: destatis, ewi/gws/prognos 2014). An die Stelle des Gas-Brennwertkessels tritt insbesondere in neuen Ein- und Zweifamilienhäusern zunehmend die Wärmepumpe, und auch im Mehrfamilienhaus werden Heizungs-Wärmepumpen zulegen.
Ausschlaggebend für die erneut gestiegenen Absatzzahlen bei Wärmepumpen sind nach Ansicht des BWP vor allem die staatlichen Fördergelder aus dem Marktanreizprogramm sowie die verschärften gesetzlichen Anforderungen. So soll etwa die Energieeinsparverordnung (EnEV) dazu beitragen, dass die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung, insbesondere ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand bis zum Jahr 2050, erreicht werden. In der EnEV ist festgelegt, welchen Primärenergiebedarf pro Jahr ein Gebäude haben darf und wie die Gebäudehülle eines Neubaus wärmegedämmt sein muss.
In dieselbe Richtung zielt das Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz (EEWärmeG), das fordert, dass in Neubauten ein Teil der benötigten Wärme mit erneuerbaren Energien erzeugt wird. Der Prozentsatz bezüglich des Anteils von regenerativen Energien soll auf diese Weise bis zum Jahr 2020 auf mindestens 14 Prozent angehoben werden. Unter den Begriff der regenerativen Energie fallen Geothermie, Umweltwärme, Solarenergie sowie aus Biomasse produzierte Wärme und Kälte.
Förderung aus dem Marktanreizprogramm
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) belohnt den Einbau einer effizienten Wärmepumpe mit einer Förderung aus dem Marktanreizprogramm (MAP). Im Neubau werden aber ausschließlich besonders innovative und effiziente Wärmepumpenanlagen unterstützt. Allerdings gelten hier, verglichen mit bestehenden Gebäuden, verschärfte Anforderungen.
In den Genuss der Förderung in Höhe von bis zu 2000 Euro kommen Bauherren, die zum Beispiel eine Buderus Luft-Wasser-Wärmepumpe Logatherm WLW196i-8 IR zur Innenaufstellung oder WLW196i-8 AR zur Außenaufstellung installieren. Um Geld vom Staat zu erhalten, muss bei einem Neubau der Antrag gestellt werden, bevor die Heizungsfachfirma den Auftrag erhält. Zudem muss der Bauherr die Förderkriterien durch den projektspezifischen Nachweis erfüllen.
In seiner Branchenstudie 2015 zeigt der Bundesverband Wärmepumpe e. V. (BWP) zwei Szenarien auf, wie sich der Wärmepumpenmarkt bis zum Jahr 2030 entwickeln könnte. In Szenario 1 steigt der Wärmepumpen-Absatz kontinuierlich bis auf 90 000 Geräte im Jahr 2030 an, der Marktanteil liegt bei 17,8 Prozent. Der Verkauf verlagert sich tendenziell in den Sanierungsmarkt. Insgesamt sind dann rund 1,61 Mio.Wärmepumpen in Betrieb (8,1 Prozent des Wärmeerzeugerbestandes). Im progressiveren Szenario 2 wächst der Absatz auf 203 000 Geräte im Jahr 2030, das entspricht dann einem Marktanteil von 27 Prozent. Der zusätzliche Absatz geht ausschließlich auf die Auflösung des Modernisierungsstaus zurück. Der Feldbestand liegt bei 2,37 Mio. Anlagen (11,9 Prozent des Bestandes). In beiden Szenarien machen Luft-Wasser-Wärmepumpen den größten Teil der Verkäufe aus.
Bedeutung der Wärmepumpentechnik wird zunehmen
Auch nach Ansicht von Dr. Lothar Breidenbach, Geschäftsführer Technik des Bundesverbandes der deutschen Heizungsindustrie (BDH), steckt in Wärmepumpen noch enormes Potenzial. „Mit Blick auf die Zukunft wird die Bedeutung dieser Technologie zunehmen. Das gilt insbesondere im Zusammenhang mit dem Thema der Sektorkopplung, also dem verstärkten Einsatz von Strom aus erneuerbaren Energien unter anderem im Wärmemarkt“, sagt der BDH-Geschäftsführer.
Im Neubau wird nach seiner Meinung künftig der Stellenwert strombasierter Systeme wachsen. Dies könne über die Wärmepumpe als Stand-alone-Lösung erfolgen. Denkbar seien aber auch intelligente Systeme bestehend aus einer PV-Anlage, einer Wärmepumpe und einem Batteriespeicher. Ein Energiemanager steuert dann die Erzeugung, Speicherung und den Verbrauch des gesamten Systems. So lässt sich die Selbstversorgungsquote eines Gebäudes auf bis zu 65 Prozent erhöhen.
Preisentwicklung bei Strom entscheidend
Der Umfang des Wachstums hängt auch von der Entwicklung des Wärmepumpenstroms ab. Der Strompreis ist von 2006 bis 2016 um rund 64 Prozent gestiegen – insbesondere aufgrund höherer Steuern, Abgaben und Umlagen, die mittlerweile rund 75 Prozent des Wärmepumpen-Strompreises ausmachen. In einem gemeinsamen Positionspapier haben beide Verbände der Politik Vorschläge zur Entlastung des Wärmepumpenstrompreises unterbreitet, etwa über die Abschaffung der Stromsteuer und die Haushaltsfinanzierung der besonderen Ausgleichsregelung für Unternehmen.
Kaum Schall und kein Rauch
Angesichts der starken Verbreitung von Luft-Wasser-Wärmepumpen, die im Freien aufgestellt sind, rückt ein Thema immer wieder in den Fokus: der Schall. Eine sorgfältige Planung, auch im Hinblick auf den Aufstellort, ist deshalb unverzichtbar. In der Praxis wichtig ist der Schalldruckpegel. Der Schalldruck entsteht aufgrund von Schwingungen in der Luft, die durch den Schall ausgelöst werden. Am Messpunkt ist der Schalldruckpegel abhängig von Entfernung und Richtung sowie der Umgebung beziehungsweise dem Aufstellort der Schallquelle.
Durch Weiterentwicklungen konnten Hersteller das Geräusch erheblich reduzieren – bei der Buderus Luft-Wasser-Wärmepumpe Logatherm WLW196i AR zum Beispiel ist eine schalloptimierte Außeneinheit serienmäßig. Verbesserungen wurden darüber hinaus erreicht durch eine optimierte Isolierung der Rohre, neues Absorptionsmaterial und einen modifizierten Nachtmodus. Um die Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) einzuhalten, lassen sich über die Regelung Logamatic HMC300 im Absenkmodus die Schallemissionen um bis zu 3 dB(A) verringern. Bei einem kritischen Umfeld können Anlagenbetreiber zusätzlich Schallschutzhauben nutzen.
Der richtige Aufstellort
Ebenso entscheidend wie technische Verbesserungen ist der Aufstellort. Häufig werden Luft-Wasser-Wärmepumpen nahe an der Wand des eigenen Wohnhauses installiert, um durch maximalen Abstand zum Nachbargebäude Rücksicht auf dessen Bewohner zu nehmen. Dies hat jedoch genau das Gegenteil zur Folge: Durch die Reflexion erhöht sich der Schalldruckpegel am Bezugspunkt um bis zu 6 dB(A). Auch Aufstellungen in Nischen oder ähnlichem haben einen vergleichbaren Effekt.
Die TA Lärm schreibt unterschiedliche Grenzwerte vor, die je nach Gebietstyp nicht überschritten werden dürfen. In einem Industriegebiet sind diese höher als in einem allgemeinen Wohngebiet oder einem Kurgebiet. Zudem spielen bei der Einhaltung der TA Lärm bereits vorhandene Schallquellen und die Tageszeit eine Rolle. Ein Instrument, das vor der Installation einer außen aufgestellten Luft-Wasser-Wärmepumpe genutzt werden sollte, ist der Buderus Schallrechner unter qr.buderus.de/schallrechner. Unabhängig davon sind aber in jedem Falle die für das Objekt verbindlichen regionalen Vorgaben zu erfragen und zu beachten.
Anforderungen der Trinkwasserhygiene
Bei der Warmwasserbereitung mit einer Wärmepumpe und dem Schutz vor Legionellen sind Hersteller, Installateur und Betreiber gefordert, die technischen Gesetze und Normen einzuhalten. Nach der Trinkwasserverordnung sind dies das DVGW Arbeitsblatt W551 sowie die DIN EN 1988-200. Bei Kleinanlagen in Ein- und Zweifamilienhäusern sollte der Regler für die Warmwasseraustrittstemperatur 50 °C nicht unterschreiten. Bei Großanlagen mit Speicher-Wassererwärmern oder zentralen Durchflusserhitzern in Mehrfamilienhäusern, Hotels oder ähnlichen Gebäuden muss das Wasser am Warmwasseraustritt des Trinkwassererwärmers stets eine Temperatur von mindestens 60 °C aufweisen. Lediglich kurzzeitige Absenkungen im Minutenbereich sind tolerierbar. Bei einem Volumen ab 400 l muss mindestens einmal täglich der gesamte Inhalt von Vorwärmstufen und bivalenten Warmwasserspeichern auf über 60 °C erwärmt werden.
Fazit
Der Wachstumstrend bei Wärmepumpen setzt sich fort. 2017 war mit rund 78 000 verkauften Heizungs-Wärmepumpen ein neues Rekordjahr, insbesondere im Neubaubereich ist diese Technik beliebt. Verbesserungen beim Speichern von Eigenstrom aus Photovoltaikanlagen können in Zukunft die Attraktivität weiter steigern und die Abhängigkeit vom Strompreis senken. Interessant sind auch die Angebote zur staatlichen Förderung. Angesichts der zunehmenden Beliebtheit von Heizungs-Wärmepumpen gewinnt das Thema Geräusch an Bedeutung. Hersteller bieten hier verschiedene Möglichkeiten an, um den Schall zu reduzieren. Außerdem spielt der Aufstellort eine wichtige Rolle. ■