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Bundesumweltministerium unterstützt Energiesparende Kälteanlagen

Südbayerische Fleischwaren stellen um auf natürliches R 723

    Umweltschutz lohnt sich. Mit diesem Gedanken bieten das Bundesumweltministerium (BMU) und das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) seit September 2008 eine Förderung von Maßnahmen an gewerblichen Kälteanlagen an. Die Richtlinie, die Anfang 2009 nochmals überarbeitet wurde, stellt bis zu 25 % der Nettoinvestitionskosten in Aussicht, je nach Energieeinsparmöglichkeiten und eingesetztem Kältemittel. Wegen der komplexen Antragstellung allerdings wird das Programm erst allmählich angenommen. Vor allem bei der Industriekälte und bei großen Klimaanlagen bestehe noch einiges Potenzial, wie das BMU mitteilt. Dabei hätten umweltfreundliche Neuanlagen noch weitere Vorteile: Die in der Richtlinie genannten natürlichen Kältemittel Ammoniak, R 723 und CO2 etwa reduzieren durch ihre hohe volumetrische Kälteleistung deutlich die Energiekosten.

    Insgesamt 283 Förderanträge gingen bis Mitte Juni beim BAFA ein, sowohl für den Statuscheck eine Bestandsaufnahme der bisherigen Kälteanlage als auch für die Basis- und Bonusförderung. Die Basisförderung richtet sich zum einen an Altanlagen mit über 150000 kWh Energieverbrauch pro Jahr und mit einem Einsparpotenzial von min­destens 35 %. Der Zuschuss beträgt hier 15 % der Investition oder 25 %, wenn als Kälte­mittel Ammoniak, R 723, CO2 oder nicht­halogenierte Stoffe verwendet werden. Neue Kälteanlagen können aus der Basisförderung ebenfalls 25 % der Kosten erhalten, wenn sie diese Kältemittel verwenden, energieeffiziente Komponenten enthalten und der Jahres-Energieverbrauch mindestens 100000 kWh beziehungsweise die ­Jahres-Energiekosten über 10000 Euro betragen werden. In der Bonusförderung werden zusätzlich nicht elektrisch betriebene Kälteanlagen und Maßnahmen zur Nutzung der Abwärme (Wärmerückgewinnungssysteme) mit bis zu 35 % bezuschusst.

    Als Grundlage der Förderanträge sind allerdings einige aufwendige Berechnungen notwendig, vor allem zum Energieverbrauch und zum sogenannten Total Equivalent Warming Impact (TEWI), in die sowohl das verwendete Kältemittel als auch die zum Kühlen benötigte Energie eingeht.

    Praktische Erfahrung mit Förderanträgen

    Das Beratungs- und Planungsunternehmen Frigoteam GmbH hat bereits über 20 Förderanträge für unterschiedlichste Betriebe betreut vom Anlagenentwurf über die Antragstellung bis zur Ausführung. Als Richtwert lässt sich generell feststellen, dass sich die Mittel für Neuanlagen leichter beantragen lassen. Die Voraussetzungen für Altanlagen sind dagegen komplexer.

    Laut BMU führt die komplizierte Antragstellung zu zahlreichen Nachfragen, allerdings zeige sich auch, dass besonders die Lebensmittelbranche bereits gut über diese Möglichkeiten informiert zu sein scheint. Insgesamt wurden von den über 280 gestellten Anträgen bislang nur 25 abgelehnt, also weniger als 10 %. Hauptgrund hierfür sei das verwendete Kältemittel in den Neuanlagen. Nach dem Verbot von FCKW haben sich in der industriellen Kälte HFKW, vor allem das Kältemittel R 404A, als Ersatz durchgesetzt, da diese keinen schädlichen Einfluss auf die Ozonschicht hat. Allerdings haben HFKW in der Regel hohe GWP-Werte (Greenhouse Warming Potential), weshalb das Umweltministerium mittelfristig einen weitgehenden Verzicht auf die sogenannten F-Gase anstrebt. Die Fördermaßnahme richtet sich deshalb besonders an Anlagen mit natürlichen Kältemitteln.

    Projekt Südbayerische Fleischwaren

    Für uns war die zukunftsweisende Technik sehr wichtig, erklärt Johann Baumer, einer der Geschäftsführer der Südbayerischen Fleischwaren GmbH. Das Werk des Unternehmens in Obertraubling bei Regensburg wurde jetzt in zwei Schritten auf Kühlanlagen mit natürlichen Kältemitteln umgestellt. Die Anforderungen an Energiebilanz und Umweltschutz steigen ständig. Wir wollten dem einen Schritt voraus sein. Die beiden neuen Verbundanlagen werden mit R 723 betrieben, einem Gemisch aus Ammoniak und Dimethylether, das einen sehr geringen GWP-Wert von 81) hat. Die gesamte Planung des Systems stammt von der Frigoteam GmbH, die auch die benötigten Bauteile lieferte. Die Übertragung der Kälte erfolgt mittels eines Kaltsoleerzeugers, wodurch kein Kältemittel in die Nähe der Lebensmittel gelangt laut Baumer ein deutliches Plus an Sicherheit.

    Seit April 2009 sind die Anlagen mit jeweils 150 kW Kälteleistung in Betrieb. Es zeigte sich bereits jetzt, dass weniger Energie zur Kühlung benötigt wird als bei den vorherigen Kälteanlagen, obwohl sich der Kältebedarf aufgrund der Erweiterung der Kühlräume erhöht hatte. Die alte Anlage hatte eine Kälteleistung von 2 x 70 kW. Die Abtauung erfolgte elektrisch.

    Die Kaltsoleerzeuger wurden zusätzlich mit einem Wärmerückgewinnungssystem ausgestattet, das zum Erhitzen von Brauchwasser eingesetzt wird. Gleichzeitig dient die so erzeugte Warmsole auch zum Abtauen der Soleluftkühler. Seither sparen wir 3000 l Heizöl pro Monat, so der Leiter des Obertraublinger Werks. Die Gesamteinsparungen lassen sich noch nicht absehen, die ersten Schätzungen gehen aber von rund 35 % aus. Damit würde sich die Investition innerhalb von drei Jahren amortisieren.

    Ökologisch ist hier gleich ökonomisch

    Durch ihren besseren Wirkungsgrad liegen Anlagen mit natürlichen Kältemitteln bis zu 40 % unter den TEWI-Werten herkömmlicher Systeme, denn bei den Berechnungen fließt der Energieverbrauch mit rund 85 % ein. Das konnte bei Kalkulationen für die Anträge der Kunden von Frigoteam immer wieder festgestellt werden. Der Gesamtanlagenwirkungsgrad ist hier entscheidend. Dieser wird zu einem beträchtlichen Teil auch durch das notwendige Abtauen der Luftkühler bestimmt, das bei der neuen Konzeption mit Warmsole aus dem Wärmepumpeneffekt der Kälteanlage erfolgt.

    Das Anlagenkonzept für eine Kühlung mit natürlichen Kältemitteln unterscheidet sich stark von herkömmlichen Herangehensweisen. Deshalb sind viele Kältefachbetriebe noch unsicher oder zurückhaltend. Die Förderung von Modernisierungs- und Energiesparmaßnahmen bei gewerblichen Kälteanlagen könnte dies bald ändern, denn inzwischen denken immer mehr Anlagenbetreiber über eine Umstellung nach vor allem wenn alte Kälteanlagen, die noch mit R 22 betrieben werden, umgestellt werden müssen.

    Ungewöhnlich ist die Idee der natürlichen Kältemittel schon gewesen, meint Baumer. Allerdings war eine ähnliche Anlage bereits im Traunsteiner Werk in Betrieb, so dass man hier bereits Erfahrungen gesammelt hatte. Inzwischen würde ich sagen, es war ökologisch wie ökonomisch die einzig richtige Entscheidung. Ich würde es nicht mehr anders machen wollen. Da die Südbayerische Fleischwaren GmbH mit ihrem Umbau der Zeit voraus war, konnte die Förderung nur für den zweiten Bauabschnitt beantragt werden. Die Bewilligung liegt mittlerweile vor. -

    Links

    http://www.bafa.de

    https://frigoteam.com/

    1) Datenblatt von Eurammon, https://www.eurammon.com/

    Förderantrag inklusive

    Die Frigoteam GmbH konzipiert und entwickelt seit 1994 umweltfreundliche Kälteanlagen für Kunden im In- und Ausland. In Zusammen­arbeit mit Kälte- und Klimafachbetrieben in ganz Deutschland entstehen so zukunftsfähige Systeme, die besonders auf natürliche Kälte­mittel setzen.

    Das Unternehmen hat sich auf Anlagenkonzepte spezialisiert, die den Auflagen des Förderprogramms des Bundesumweltministe­riums entsprechen. Dabei liegt das Augenmerk auch auf die Stellung der Förderanträge für Anlagenbetreiber bei der BAFA.

    Burkhard Dunst

    ist Geschäftsführer der Frigoteam Handels-GmbH in München

    Burkhard Dunst, Gauting

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