Die Gründung des zeitweise 2500 Mitarbeiter zählenden Unternehmens erfolgte mit einem Kapital von fünf Millionen Mark (MDN) sowie der Mission, neue Gewerbekühlmöbel zu entwickeln und den Reparatur- und Wartungsbedarf in diesem Bereich zu decken. Zunächst noch auf die bescheidene Herstellung von Gewerbekühlschränken beschränkt, verbreiterte sich das Portfolio des VEB Kühlautomat bald und umfasste später Anwendungen für die Luftfahrt und den Schiffsbau. Gerade bei den Gefriereinrichtungen an Bord von Fischereifahrzeugen war die damalige Sowjetunion Hauptabnehmerin. Mit der Eingliederung des VEB Kühlautomat in die VVB Schiffsbau am 1. Januar 1967 lag der Fokus nun vorrangig auf der Schiffskältetechnik.
1968 begann dann die Entwicklung von Schraubenverdichtern und schon im nächsten Jahr folgte die Auslieferung des ersten Verdichters, S3-800, mit einem Fördervolumen von 770 m3/h. Die Weiterentwicklung der Verdichter erfolgte in mehreren Evolutionsstufen. Bei den Rotoren startete alles mit einem symmetrischen Profil und einem Zähnezahlverhältnis von 4 zu 6. Im Jahr 1976 wurde dieses Profil dann auf ein asymmetrisches Profil und ab 1989 auf das Zähnezahlverhältnis 5 zu 6 angepasst. Ebenso dynamisch entwickelte sich in den 80er-Jahren ein weiteres wesentliches Detail des Verdichters, das Schiebersystem zur Verstellung des internen Volumenverhältnisses (Vi). Zuerst erfolgte die Verstellung von Hand und später dann hydraulisch. Viele der Erfindungen rund um die ersten deutschen Schraubenverdichter aus der damaligen DDR sind bis heute weltweit im Einsatz. Auch das letzte noch in der DDR angemeldete Patent betraf die Schraubenverdichter des damaligen VEB Kühlautomat Berlin. Die betreffende Patentnummer ist DD 298 536 und bezeichnet eine Vorrichtung zur Vi-Veränderung für Schraubenverdichter mit kombinierter Vi- und Teillastverstellung“.
1994 wurde das zwischenzeitlich von der Treuhandgesellschaft geführte Unternehmen durch GEA akquiriert. Dieser wichtige Schritt für den weiteren Erfolg des Schraubenverdichters Made in Germany“ stellte die Weichen für mittlerweile mehr als 33 000 installierte Schraubenverdichter. Diese kühlen u. a. Lebensmittel oder Ge-bäude, also nicht nur die Tiefkühlpizza im deutschen Supermarkt, sondern auch die weltgrößte Indoor-Skihalle in Dubai.
Qualität aus Tradition
An den heutigen GEA-Schraubenverdichtern lässt sich noch ihre nautische Geschichte ablesen. Da die Verdichter damals hauptsächlich für die Anwendung in der Fischfangflotte konstruiert wurden, legte man Wert darauf, dass die wesentlichen Verschleißteile an Bord repariert oder ersetzt werden konnten, um einen möglichst durchgehenden Betrieb zu garantieren. Dieses Design-Konzept wurde bis heute beibehalten. So zeichnen sich die Baureihen GEA Grasso M und GEA Grasso LT auch heute durch die kompakte Bauweise und die einfache Montage aus.
Die Schraubenverdichter der GEA Grasso M, bestehend aus acht Baugrößen, haben einen Fördervolumenstrom von 231 bis 870 m3/h bei einer Drehzahl von 50 Hz. Durch den hohen Integrationsgrad mit integriertem Saugfilter, saugseitigen Rückschlagventilen und angeflanschtem Kupplungsgehäuse wird die Montage des Verdichters am Aggregat besonders vereinfacht. Zudem werden durch die stufenlose Leistungs- / Vi-Regelung sowie den Drehzahlbereich zwischen 1000 und 4500/6000 U/min herausragende Effizienzwerte sowohl im Voll- als auch im Teillastbetrieb erreicht. Die Verdichter der M Serie verfügen selbstverständlich über ein gasdruckaktiviertes Rückschlagventil, welches aufgrund minimaler Druckverluste erhebliche Einsparungen bei den Betriebskosten ermöglicht.
Die Baureihe LT ist ebenso wie die M Serie für einen Designdruck von 28 oder 52 bar erhältlich und umfasst mit einem Fördervolumenbereich von 805 bis 11 467 m3/h bei 50 Hz insgesamt 16 Baugrößen. Auch hier sind die Komponenten so integriert, dass eine direkte Zugriffsmöglichkeit auf wichtige Bauteile die Montage und Wartung vereinfacht. Die Verdichter der LT Serie sind bei allen Betriebszuständen geräusch- und vibrationsarm und punkten mit außergewöhnlich hoher Lebensdauer. Ließe sich ein GEA-Schraubenverdichter mit einem Pkw vergleichen, so könnten mit diesem bis zur ersten Generalüberholung etwa drei Millionen Kilometer zurückgelegt werden.
Neue Wege für die M Verdichter
Die GEA Grasso M Serie schlägt neue Wege ein: Statt wie bisher überwiegend für Aggregate und Flüssigkeitskühlsätze von GEA werden die Schraubenverdichter künftig auch an Drittkunden verkauft. Zur Verfügung steht eine standardisierte Baureihe der GEA Grasso M Verdichter.
Nach dem Motto Einfach effizient“ wurden die Vorgängermodelle der GEA Grasso M Serie ab 2015 komplett überarbeitet und optimiert, auch um den Bau von effizienten NH3-Aggregaten deutlich zu vereinfachen. In diesem Zuge wurde z. B. die Ölversorgung zentralisiert und auf einen Eintrittsstutzen am Verdichter beschränkt. Außerdem hat GEA die Optimierung für Multipack-Anwendungen mit mehreren Verdichtern konsequent umgesetzt. Drittkunden haben nun die Möglichkeit, maßgeschneiderte Kälteanlagenkonzepte auch für kleinere und mittlere Leistungsbereiche effizient zu realisieren.
Bisher griffen Anlagenbauer im kleineren Leistungsbereich meist auf Produkte aus dem gewerblichen Segment zurück. Hier werden Kunden nun auch vollwertige Industrieverdichter zugänglich gemacht! Fortan haben sie die Wahl zwischen kompletten Aggregaten von GEA und Aggregaten von Drittanbietern mit Schraubenverdichtern von GEA. Dabei richtet sich GEA ausschließlich an erfahrene und renommierte Anlagen- und Aggregatebauer, um die Endkunden mit hochwertigen Produkten und hoher Betriebssicherheit zu überzeugen.
Die Schraubenverdichter der Grasso M Serie heben sich technisch in wesentlichen Punkten ab: Einer ist z. B. die größte Varianz an festem und variablem Vi (inneres Volumenverhältnis), welche bei richtiger Auswahl deutliche Effizienzvorteile bietet. Durch die mögliche stufenlose Volumenstromanpassung von 10 bis 100 Prozent steht den Verdichtern der Grasso M Serie ein weites Einsatzfeld zur Verfügung. Ein weiteres technisches Plus ist das mit Gasdruck beaufschlagte Rückschlagventil, welches durch die federlose Funktionsweise das Ventilklappern eliminiert und sich aufgrund des verminderten Druckverlustes über das Ventil durch einen klaren Effizienzgewinn auszeichnet.
Ein Blick in die Zukunft mit GEA CompaX
Der Blick in die Zukunft von GEA beginnt mit einer Weltpremiere: Im März 2018 wurde auf der Mailänder Fachmesse Mostra Covegno Expocomfort nach sieben Jahren Entwicklungszeit der Verdichter CompaX vorgestellt, der erste halbhermetische Kompakt-Schraubenverdichter für Ammoniak.
Bei der Entwicklung des CompaX war das oberste Ziel, mit einem deutlich vereinfachten Konzept die Vorteile von NH3 herauszustellen. Das smarte 3-in-1-Design des CompaX vereint den Verdichter der GEA Grasso M Serie, einen sauggasgekühlten Elektromotor und einen Ölabscheider in einer äußerst kompakten Einheit ohne außenliegende Leitungen. Seine sehr gute Effizienz geht auch auf die für NH3-Verdichter unübliche Kupferwicklung des sauggasgekühlten Elektromotors zurück. Entstanden ist ein kompakter Ammoniak-Verdichter mit minimalem Leckagerisiko, der insbesondere keine Wellenabdichtung benötigt. Damit ist der CompaX ein entscheidender Anstoß, um im derzeit durch F-Gase beherrschten Air-Conditioning-Markt einem natürlichen Kältemittel – Ammoniak – den Weg zu ebnen und so verstärkt auf Effizienz und Nachhaltigkeit zu setzen.
Der CompaX feierte seine Weltpremiere auf der Mostra Convegno in einem neuen Chiller, dem GEA BluQ. Rund um das Herzstück des Chillers, den CompaX, er-gänzen effiziente Wärmeüberträger das Konzept und ermöglichen ein weiteres Produkt innerhalb der erfolgreichen GEA Blu Chiller. Hervorzuheben ist auch die äußerst geringe Kältemittelfüllmenge der neuen Flüssigkeitskühlsätze von nur 40 bis 50g/kW Kälteleistung, ist doch die Forderung nach low ammonia content“ Flüssigkeitskühlsätzen international weitverbreitet. Dabei geht es bei dieser Forderung nicht nur um sicherheitstechnische Aspekte, sondern auch um die Kosten für die Kältemittelfüllung eines Chillers. Neben den erheblich höheren Kältemittelfüllmengen vergleichbarer F-Gase- Flüssigkeitskühlsätze gibt es beim Preis pro Kilogramm Kältemittel zwischen Ammoniak und den gebräuchlichen F-Gasen mittlerweile ein Verhältnis von 1:20 bis 1:30. Besonders geeignet sind Flüssigkeitskühlsätze basierend auf semihermetischen NH3-Verdichtern für moderne, zentralisierte Klimaanlagen, z. B. in Bürokomplexen, Einkaufszentren oder auch Flughäfen.
Dirk Oschetzke,
Produktmanager
Schraubenverdichter
bei GEA in Berlin