KK-Redaktion: Während Solar und Windkraft schon viele Jahre über den Umweg von garantierten Einspeisevergütungen subventioniert werden, fristeten Wärmepumpen bislang ein Dasein weitgehend im Schatten der Fördermittelströme. Warum kommt bei der EU die Erkenntnis, die sich in dieser Richtlinie manifestiert, so spät?
Busch: In der Tat hat man sich bisher auf europäischer Ebene fast ausschließlich mit Wind, Sonne und Biomasse beschäftigt, wenn es um erneuerbare Energien ging. Dokumentiert finden Sie diesen Sachverhalt in den entsprechenden Richtlinien.
Ein Grund, warum im Jahre 2008 die Richtlinie für Erneuerbare Energiequellen im Schnellgang durch den politischen Entscheidungsprozess geboxt wurde, lag in den Vorgaben begründet, die sich aus dem Aktionsplan für Energieeffizienz der Kommission vom 31. Januar 2008 ergaben: 20 % Energieeinsparung und 20 % Einsatz erneuerbarer Energien bis zum Jahre 2020.
Einer der Stolperdrähte war die Weigerung der Mehrzahl der politischen Entscheidungsträger im Parlament, sämtliche Wärmepumpen als regenerative Energiequelle anzuerkennen. Die Begründung war einfach: Ein Gerät, welches Strom benötigt, kann keine erneuerbare Energiequelle sein. Erst im Zusammenspiel mit den im Europäischen Rat vertretenen Mitgliedsstaaten überzeugte das Argument, dass ohne die Anerkennung der Wärmepumpe als erneuerbare Energiequelle die Vorgabe von 20 % aus dem Aktionsplan nicht zu erreichen sei. Dies hört sich einfach an, war aber Schwerstarbeit in Bezug auf Überzeugungsarbeit von EPEE und dem Europäischen Wärmepumpenverband (EHPA) und führte letztlich zur erfolgreichen Anerkennung sämtlicher Wärmepumpen.
KK-Redaktion: Gibt es bei der EU Beschränkungen in Bezug auf Leistungsziffern wie beim Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz?
Busch: Hier sind verschiedene Dinge zu unterscheiden: Das Zugeständnis, sämtliche Wärmepumpen als erneuerbare Energiequelle anzuerkennen, führte zu folgender Kompromissformel: Der Energiegewinn muss signifikant über dem Energieverbrauch zum Betrieb der Wärmepumpe liegen. Nach Meinung unserer Mitglieder ist das kein Hindernis, denn alle auf dem europäischen Markt befindlichen Wärmepumpen erfüllen diese Norm.
Anders verhält es sich mit dem Ecolabel für Wärmepumpen. Hier werden je nach Art der Wärmepumpe unterschiedliche Forderungen an den COP gestellt. Der Vollständigkeit halber sei noch das Ecodesign für energieverbrauchende Produkte genannt (EuP). Hier handelt es sich um eine verpflichtende Auflage der EU. Es ist eine Frage der Zeit, wann auch Wärmepumpen in diese Liste aufgenommen werden.
KK-Redaktion: Eine Studie über regenerative Energien in Spanien kam zum Schluss, dass jeder neue Arbeitsplatz in dieser Branche aufgrund der Subventionen netto zwei Arbeitsplätze in der übrigen Wirtschaft kostet. Effizienztechnologien wie Wärmepumpen rechnen sich dagegen nach kurzer Zeit und haben auf die Wirtschaft einen positiven Einfluss. Was raten Sie der Branche, um diese Technik jetzt offensiver zu vermarkten?
Busch: Meines Wissens wird in Deutschland eine Rechnung in dieser Form vermieden, denn es wird doch immer nur von einem Zugewinn an Arbeitsplätzen im Bereich der erneuerbaren Energien gesprochen, weniger von den damit verbundenen Belastungen durch notwendige Subventionen.
Für den Politiker ist eine andere Statistik wichtiger, die von dem japanischen Zentrum für Wärmepumpen und thermischer Speichertechnologie (HPTCJ) erstellt wurde: Mit 30 % mehr Wärmepumpen im Einsatz können weltweit 6 % oder 1200Mrd.t CO2-Emissionen eingespart werden.
Im Vergleich zu Japan stecken wir noch in den Kinderschuhen in Bezug auf Technologie und Marktentwicklung. Deshalb kann ich die Branche nur ermutigen, der Entwicklung der Wärmepumpe volle Aufmerksamkeit zu schenken. Sie passt in jedes Zukunftsthema, mit dem sich unsere Politiker beschäftigen müssen: Mehr Energie aus erneuerbaren Quellen, Einsparung von Energie, Erhöhung der Energieeffizienz, Sicherstellung der Energieversorgung und Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen. All diese Faktoren werden uns noch lange beschäftigen.
In der Richtlinie für Erneuerbare Energien, die am 23. April 2009 in Kraft trat und aus der heraus die Mitgliedsstaaten zum 30. Juni 2010 einen Nationalen Aktionsplan für Erneuerbare Energien entwickeln müssen, hat die EU zudem ausdrücklichvermerkt, dass die Produktion von erneuerbaren Energien zum großen Teil abhängig ist von lokalen und regionalen kleinen und mittleren Betrieben (SMEs). U.B.