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LIEBER IN MÄRKTE ALS IN PREISAKTIONEN INVESTIEREN

Planmäßige Entwicklung

KK: Herr Thiesen, wie hat sich die wirtschaftliche Entwicklung von Mitsubishi Electric im vergangenen Jahr dargestellt – sowohl in den europäischen Märkten als auch in den beiden Geschäftsbereichen?

Holger Thiesen: Für uns ist 2014 relativ plangemäß verlaufen. Die konjunkturellen Schwierigkeiten in Westeuropa haben sich bestätigt. Der deutsche Markt und Osteuropa haben sich dagegen sehr gut entwickelt. Insbesondere in Deutschland konnten wir uns in den Bereichen Kälte, Klima und Heiztechnik zweistellig positiv entwickeln. Damit sind wir deutlich über dem Markt gewachsen und konnten Marktanteile gewinnen. Auch im Segment Wärmepumpe, in dem der BWP ja leicht rückläufige Zahlen für 2014 gemeldet hat, konnten wir unsere Position deutlich ausbauen.

Dieser plangemäße Verlauf basiert aber letztendlich auch darauf, dass wir die entsprechenden Ressourcen und Grundlagen geschaffen haben. Und das war auch unsere Politik der vergangenen zwei Jahre, die wir weiter fortsetzen wollen. Wir haben den Vertrieb stark ausgebaut und in die Märkte investiert. Wir haben das Backoffice deutlich verstärkt. In Polen und Russland haben wir weitere, eigene Vertriebsgesellschaften gegründet und Büros aufgebaut. All das trägt zu unserem positiven Ergebnis bei.

KK: Was erwarten Sie vom aktuellen Jahr? Was haben Sie sich vorgenommen?

Holger Thiesen: Wir gehen davon aus, dass sich der derzeitige Trend für uns so weiter bestätigen wird. In Deutschland wollen wir natürlich einen weiter wachsenden Marktanteil generieren. Doch auch in Westeuropa sehen wir die ersten Anzeichen einer Verbesserung der wirtschaftlichen Perspektiven. Gerade der belgische Markt hat sich schneller erholt als erwartet. Und in Osteuropa sind wir durch unsere stärkere Präsenz sehr gut aufgestellt, um weiter wachsen zu können.

In Deutschland haben wir es im vergangenen Jahr geschafft, bei Klein-Klimage-räten zur Nummer eins zu avancieren. Im Projektgeschäft, vor allem bei unseren Anlagen der City-Multi-Baureihe, sehen wir eine deutliche Ausweitung – und zwar in der monovalenten Anwendung für das gleichzeitige Heizen und Kühlen. In diesem Umfeld konnten wir zur Chillventa 2014 die nachweislich effizientesten Geräte am Markt präsentieren und sehen uns dementsprechend ebenso gut aufgestellt. Darüber hinaus haben wir ja auch gerade dieses Marktsegment mit unserem Hybrid-VRF-System erweitern können. Das Interesse ist schon riesig und wir setzen bereits jetzt kurz nach der Einführung Großprojekte damit um.

KK: Inwiefern ist in diesem Umfeld die Energiewende ein Thema für Sie – auch im Hinblick auf die Ökodesign-Richtlinie?

Holger Thiesen: Sowohl Energiewende als auch ErP-Richtlinie sind für uns alle eine Riesenchance. Speziell für Mitsubishi Electric bieten sich hier faszinierende Perspektiven, weil wir uns schon immer in Richtung Energieeffizienz aufgestellt haben. Vergleichen Sie einmal unsere zehn Jahre alten Produkte mit heutigen Lösungen und bewerten Sie selbst die Sprünge, die wir hier in puncto Effizienz machen konnten. Das bedeutet aber letztendlich auch: Je größer diese Differenz im Wirkungsgrad und dem Energieverbrauch ist, umso interessanter ist es für einen Investor, einen Gerätetausch durchzuführen. Dementsprechend sehen wir auch einen wachsenden potenziellen Austauschmarkt. Und auch in der Wohnungswirtschaft wird sich der Trend in Richtung der traditionellen Technik plus der Einbindung einer Wärmepumpe bewegen. Das war vor zwei Jahren noch kein Thema, wird jetzt aber aufgrund der ErP-Bedingungen relevant. Diesen Trend haben wir frühzeitig aufgenommen und ihn auch auf unserem ISH-Messestand mit Lösungsmöglichkeiten dargestellt.

KK: Wie wird sich Ihrer Meinung nach die Ölpreisentwicklung auf den Markt auswirken? Werden Wärmepumpen plötzlich uninteressanter und konventionelle Wärmeerzeugung wieder ein Thema?

Holger Thiesen: In industriellen und gewerblichen Anwendungen spielt die Ölpreisentwicklung für uns kaum eine Rolle. Warum? Weil unsere VRF-Technologie zum einen ohnehin effizienter ist als konservative Wärmeerzeugung und zum anderen, weil wir in diesen Gebäuden und Anwendungen in der Regel sowohl eine Kühlung als auch eine Beheizung benötigen. Wenn Sie das Investitionsvolumen und die Betriebskosten für getrennte Anlagentechnik und unsere VRF-Technologie vergleichen, ist die Entscheidung prinzipiell klar. Deswegen entwickelt sich dieser Markt ja auch derartig rasant. Anders sieht es unserer Ansicht nach im Endkunden-Segment aus. Hier wird der Markt von derartigen Faktoren beeinflusst. Das zeigt auch die historische Entwicklung. Wobei sich hier aber auch immer mehr Endkunden nicht mehr der undurchschaubaren Preisentwicklung bei Gas und Öl ausliefern lassen wollen, sondern sich klar für eine Alternative in Form der Wärmepumpe – oft in Verbindung mit einer Photovoltaik – entscheiden.

KK: Herr Thiesen, das alles hört sich nicht nach einer Konsolidierung bei Mitsubishi Electric an, sondern eher nach weiterem Wachstum an.

Holger Thiesen: Wir nehmen in anderen Märkten immer die Positionen eins oder zwei ein. Das ist auch der Anspruch, mit dem wir in Deutschland angetreten sind. Hier entwickelt sich der Markt in unseren Kernsegmenten erst und wir bauen derzeit ein festes Fundament, um hier von Anfang an in der richtigen Ausgangslage zu sein. In derartig wachsenden und sich entwickelnden Märkten kann man sich nicht zurücklehnen und zufrieden mit dem Erreichten sein, sondern man muss das Wachstum mitnehmen. Aber – und das ist immer wieder unsere Maxime – wir wollen kein Wachstum um jeden Preis. Der schnelle Euro ist für uns zu kurzfristig orientiert. Wir sind hier – und das haben wir in den letzten Jahren überzeugend dargestellt –, weil wir auf nachhaltiges und kontinuierliches Wachstum hinarbeiten. Das ist mittel- und langfristig in jedem Fall der bessere Weg als kurzfristige Preisaktionen. Wir investieren lieber in die Märkte statt in Rabatte. Dadurch gewinnen wir immer mehr Kunden und aktuelle Branchenbefragungen zeigen, dass die Marktteilnehmer das honorieren.

KK: Ist die Organisation derzeit so aufgestellt, um weiteres Wachstum zu verkraften oder werden Sie auch weiterhin in Personal investieren?

Holger Thiesen: Derzeit sind wir für ein weiteres Wachstum gut aufgestellt. Wenn wir aber konkrete Wachstumssegmente, sei es vom regionalen Markt oder bestimmten Produkten her sehen, werden wir auch weiter in Personal investieren. Darüber hinaus werden wir jetzt weitere Prozessoptimierungen umsetzen können, die zwangsläufig durch das deutliche Wachstum der letzten Jahre möglich geworden sind. Das läuft bei uns durchweg unter dem Aspekt der Kundenzufriedenheit als dem Maß aller Dinge. Ich bin der festen Überzeugung, dass man in erster Linie über Kundenzufriedenheit Marktanteile generiert. Dass diese Maxime gesehen wird, zeigt unsere jährliche Kundenzufriedenheitsbefragung, deren positive Ergebnisse sich im letzten Jahr noch einmal gesteigert haben. Doch auch in externen Branchenbefragungen wird uns das gespiegelt. Gerade sind wir in unserem Bereich Wärmepumpen hier Branchensieger in der Montagequalität und Zweitplatzierter im partnerschaftlichen Verhalten sowie der Produktqualität geworden. Darauf sind wir sehr stolz.

KK: Eine Quelle dieser Entwicklungen sind sicher die zahlreichen Innovationen. Was steckt dahinter und wo entstehen diese Ideen bzw. Konzepte?

HolgerThiesen: Von einem ursprünglich auf den Weltmarkt ausgerichteten Konzern, der ein Produkt eben auch für den Weltmarkt entwickelt und baut, haben wir uns zu einem Hersteller entwickelt, der sich stark an den einzelnen Märkten orientiert. Der europäische Markt hat für Mitsubishi Electric eine enorme Bedeutung gewonnen. Bestes Beispiel ist die Luft/Wasser-Wärmepumpe. In Japan ist sie gänzlich unbekannt: Luft/Luft-Geräte beherrschen den Markt. In Europa nutzen wir dagegen Wasser als Wärmerträgermedium. Um hier ein Lösungskonzept zu entwickeln, wurde in Japan eine überzeugende Vorarbeit geleistet und dann gemeinsam mit Europa verfeinert. Heute sitzt nicht nur die Fertigung unserer Ecodan Wärmepumpen in Europa, sondern in Schottland verfügen wir gleichzeitig auch über ein eigenes Entwicklungszentrum. Mittlerweile stimmen wir uns monatlich mit unseren Werken ab, in welche Richtung die Märkte tendieren und was benötigt wird, um perfekte Produkte für Europa zu entwickeln.

KK: Sehen Sie in den kommenden Jahren eher im Bereich Kälte und Klima oder Heizung mit Wärmepumpen das größte Potenzial für Mitsubishi Electric?

Holger Thiesen: Es ist eine sehr komfortable Position, wenn ich jetzt sagen kann: Ich sehe in beiden Bereichen ein enormes Potenzial für uns. Im kommerziellen Bereich wird die Dominanz von gemeinsamen Lösungen zur Beheizung und Kühlung erheblich zunehmen. Das hat sich bereits in den vergangenen Jahren mit einer enormen Geschwindigkeit entwickelt und nimmt weiter an Fahrt auf. Sowohl in Ein- und Mehrfamilienhäusern als auch bei Wohnungsbaugesellschaften rücken Luft/Wasser-Wärmepumpen aufgrund verschiedenster Kriterien weiter in den Vordergrund. Wir bieten auch hier Lösungen an, die ganz auf die jeweiligen Nutzer und ihre Bedürfnisse ausgerichtet sind, denn gerade hier treffen wir auf eine Klientel, die darüber nachdenkt, auf welche Wärmeerzeugung sie in den nächsten 20 Jahren setzt und wofür sie hier Geld investieren will. Der Zusammenhang zwischen Leerstandsquoten und Ausstattung bzw. energetischen Daten der Gebäude ist in dieser Branche hinreichend bekannt und nachgewiesen. Hier geht es dann um ganz andere Fragen als im Einfamilienhaus: Will ich Gasleitungen auf jeder Etage haben? Was bietet den Mietern auch in zehn Jahren noch eine überschaubare Sicherheit in puncto Energiekosten? Wie hoch sind die Wartungs- und Instandhaltungskosten?

KK: Inwiefern beschäftigt Sie die aktuelle Kältemitteldiskussion rund um die F-Gase-Verordnung? Wie ist Ihr Standpunkt dazu?

Holger Thiesen: Grundsätzlich sehe ich die Diskussion um das Thema Kältemittelpositiv. Denn sie kann sich als Katalysator dafür entwickeln, dass neue und innovative Lösungen in den Markt kommen werden. Nehmen Sie beispielsweise unser HVRF-System. Wir sind hier quasi auf kein bestimmtes Kältemittel mehr fixiert, wie bei den aktuellen VRF-Geräten im Markt. Prinzipiell lässt sich HVRF auf jedes Kältemittel ausrichten: zum einen, weil wir im Gebäude auf einen Wasserkreislauf setzen, zum anderen, weil die Technologie des HVRF-Systems es erlaubt, die benötigte Ausstattung auf andere Anforderungen hin anzupassen. Das noch benötigte Kältemittel ist dann nur an einer Stelle im Gebäude notwendig. Dieser Raum lässt sich einfach mit den jeweils benötigten Sicherheitseinrichtungen ausrüsten – anders als ein komplettes Gebäude. Deswegen beteiligen wir uns kaum an der Diskussion um andere Kältemittel, sondern schaffen lieber Lösungen, die eine Zukunftsperspektive bieten – unter allen Rahmenbedingungen. Der erhebliche Zuspruch aus dem Markt auf die HVRF-Technologie zeigt uns, dass wir hiermit richtig liegen.

KK: Wird der Wärmepumpen-Markt künftig noch weitere Anbieter aufnehmen können oder wird es eher zu einer Konzentration kommen?

Holger Thiesen: Derzeit sind ca. 38 bis 40 namhafte Anbieter von Wärmepumpen auf dem europäischen Markt unterwegs. Ich rechne kaum damit, dass hier noch weitere Hersteller in den Markt kommen werden, weil letztendlich jetzt wirklich alle Unternehmen vertreten sind, die hier im weitesten Sinne Produkte anbieten können. Im letzten Jahr hat sich der Markt (wenn auch nur geringfügig) verkleinert. Nach betriebswirtschaftlichen Regeln sorgen kleinere Märkte für eine Reduzierung der Anbieterzahl. Genau das haben wir im Bereich air to air, also im Kälte- und Klimasegment, bereits hinter uns und auch im Segment Wärmepumpen werden kleinere Anbieter dem Kostendruck kaum noch qualitative Lösungen entgegenhalten können, die vom Markt akzeptiert werden. Denn wir dürfen hier auch nicht die Macht der Fachhandwerker unterschätzen. Er ist immer wieder für das Produkt verantwortlich, das er eingebaut hat. Und ob er sich dann auf einen Hersteller verlässt, der vielleicht in fünf oder zehn Jahren nicht mehr vertreten sein wird, ist fraglich. Wir sind akzeptiert, und es ist begriffen worden, dass hinter uns ein Milliarden-Unternehmen mit rund 120 000 Mitarbeitern steht. Auch die zahlreichen Investitionen und die aktive Mitarbeit in der Branche haben geholfen, diesen Status zu erreichen, denn sie zeigen, dass wir hier sind, um zu bleiben.

KK: Wird Mitsubishi Electric künftig noch in anderen Marktsegmenten Lösungen an-bieten?

Holger Thiesen: Da gibt es keine Maxime. Wir machen das, was sich sinnvoll im Markt umsetzen lässt und gleichzeitig unsere Wertschöpfungskette ergänzen kann. Natürlich prüfen wir derzeit sehr genau, in welchen Bereichen wir dem Markt noch Know-how anbieten könnten und welche Zugangsbedingungen dafür zu erfüllen sind. In einigen Segmenten sehen wir hier noch große Potenziale.

KK: Herr Thiesen, vielen Dank für das Gespräch!

Verbände reagieren mit großem Unverständnis auf den Sanierungsstopp“

Mit Unverständnis und Verwunderung reagieren der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH), der Zentralverband Sanitär Heizung Klima (ZVSHK) sowie die TGA-Repräsentanz Berlin auf die Meldung, dass im Koalitionsausschuss keine Einigung zur steuerlichen Förderung der energetischen Gebäudesanierung erzielt werden konnte. Nach Ansicht der Verbände wird es die von der Politik gewünschte Energiewende ohne den Wärmemarkt nicht geben.

Über 15 Millionen Heizungsanlagen und damit 75 Prozent des Bestandes sind technisch veraltet. Würde dieser Bestand energetisch modernisiert, könnten rund 13 Prozent des Endenergieverbrauchs eingespart werden“, betont BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke.

Über 15 Millionen Heizungsanlagen und damit 75 Prozent des Bestandes sind technisch veraltet. Würde dieser Bestand energetisch modernisiert, könnten rund 13 Prozent des Endenergieverbrauchs eingespart werden“, betont BDH-Hauptgeschäftsführer Andreas Lücke.

Die steuerlichen Anreize für Effizienzmaßnahmen im Gebäudebestand sind das effektivste Instrument für die Umsetzung der Wärme- und damit auch Energiewende. Immerhin macht der Gebäudesektor 40 Prozent der in Deutschland verbrauchten Energie aus“, erklärt Elmar Esser, Hauptgeschäftsführer des ZVSHK.

Auch Günther Mertz, Geschäftsführer der Repräsentanz der Verbände der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) Berlin, zeigt sich enttäuscht: Die Verbände der Technischen Gebäudeausrüstung haben in der Vergangenheit vor den Folgen leerer Ankündigungen des Gesetzgebers gewarnt: Aufträge werden nicht erteilt und Maßnahmen, die zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden führen sollten, bleiben aus. Mit Ankündigungen, denen keine Taten folgen, wird der Gesetzgeber seine selbst gesetzten nationalen Energieeffizienzziele nicht erreichen“, betont Mertz.

Auch Günther Mertz, Geschäftsführer der Repräsentanz der Verbände der Technischen Gebäudeausrüstung (TGA) Berlin, zeigt sich enttäuscht: Die Verbände der Technischen Gebäudeausrüstung haben in der Vergangenheit vor den Folgen leerer Ankündigungen des Gesetzgebers gewarnt: Aufträge werden nicht erteilt und Maßnahmen, die zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden führen sollten, bleiben aus. Mit Ankündigungen, denen keine Taten folgen, wird der Gesetzgeber seine selbst gesetzten nationalen Energieeffizienzziele nicht erreichen“, betont Mertz.

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