KK: Herr Thiesen, wie hat sich das Jahr 2010 bislang für Mitsubishi Electric entwickelt? Können Sie rückblickend von deutlichen Auswirkungen der Finanzkrise in den von Ihnen betreuten Märkten reden?
Holger Thiesen: Eine schwierige wirtschaftliche Lage war und ist in den Märkten noch deutlich präsent. Trotzdem konnten wir 2010 in allen Bereichen und Märkten unsere Marktanteile weiter ausbauen. Das zeigt sich auch deutlich darin, dass wir weiter Personal einstellen, um der wachsenden Nachfrage entsprechen zu können. Im Segment der wandhängenden Klimageräte hat sicher der teils außergewöhnlich heiße Sommer zu dieser Entwicklung beigetragen. Letztendlich ist das aber nicht unser Kerngeschäft. Was wir insbesondere sehen, ist dass sich der Projektstau, der sich in den letzten Jahren aufgebaut hatte, allmählich auflöst. Wir sehen hier eine nachhaltige Belebung in unseren Kernsegmenten. Selbst das klassische Retail-Kettengeschäft scheint zu einer normalen Entwicklung zurückzufinden.
KK: Welchen Anteil an dieser Marktentwicklung hat aus Ihrer Sicht die Notwendigkeit zum Austausch alter, mit R 22 betriebener Klimaanlagen?
Holger Thiesen: Das Thema R 22 ist aus unserer Sicht von allen namhaften Herstellern und Fachzeitschriften in den Markt kommuniziert worden, dort aber noch nicht angekommen. Deswegen vielleicht noch einmal der Hintergrund zur Problematik: Die Notwendigkeit zum Austausch von Klimaanlagen, die mit R 22 betrieben werden, ergibt sich aus der EU-Verordnung 1005/2009. Demgemäß darf in der EU ab dem 1. Januar 2010 nur noch aufbereitetes R 22 bei der Wartung und Instandsetzung verwendet werden. Dadurch wird das Angebot an R 22 deutlich knapper und kostspieliger. Bei einer geschätzten Zahl von rund einer Million Klimaanlagen, die noch R 22 verwenden, sind zudem Versorgungsengpässe vorprogrammiert. Von 2015 an gilt ein generelles Verbot für die Befüllung bzw. den Service mit HFCKW.
Der Sachverhalt stellt sich jedoch komplizierter dar, als er auf den ersten Blick erscheint: R 22-Systeme arbeiten mit Mineralöl, die mit höherem Druck betriebenen neuen R 410A-Klimaanlagen benötigen dagegen hochwertige synthetische Öle. Weil sich Öl-Restbestandteile in den Rohrleitungen sammeln und diese in den Rohren Rückstände von Chlor und Feuchte bilden, kann dies bei synthetischen Ölen chemische Reaktionen hervorrufen, die letztendlich aufgrund einer ungenügenden Schmierung zu Kompressorschäden führen. Daher mussten bislang auch die Rohrleitungen kostenintensiv ausgetauscht werden.
Wir haben deswegen in den vergangenen Jahren verschiedene Verfahren entwickelt und weltweit patentieren lassen, die es erlauben bei Klimaanlagen, egal von welchem Hersteller und egal welcher Größe, die bestehenden Rohrleitungen weiter zu nutzen. In Japan hat Mitsubishi Electric für diese Replace-Technology bereits 2007 den Innovation Award gewonnen.
Aktuell ist in den Köpfen der Betreiber von R 22-gestützten Klimaanlagen aber noch eine starke Verweigerungshaltung zu finden. Viele warten einfach ab und schauen, was auf sie zukommt. Bis Ende 2010 wird sich hier die Realität abbilden. Auch die jetzt noch vorhandenen geringen Bestände an R 22 können dann die Probleme nicht mehr lösen. Das Gros des Austauschmarktes wird insofern noch auf die Branche zukommen. Darauf bereiten wir unsere Kunden vor und letztendlich wird das eine zusätzliche Möglichkeit für jeden Klima- und Kälteanlagenbauer werden, der sich mit der Thematik beschäftigt hat und entsprechend kurzfristig Lösungen präsentieren kann.
KK: Wie sehen diese Möglichkeiten konkret aus?
Holger Thiesen: Für Split-Systeme bis zu 40 Metern Rohrleitungslänge haben wir ein spezielles synthetisches Öl entwickelt, das aufgrund seiner Beschaffenheit keine chemische Verbindung mit vorhandenen Mineralölresten eingehen kann. Das patentierte HAB-Öl behält auch bei einer Vermischung mit Mineralölresten seine vollständige Schmierfähigkeit. Eine Spülung oder weitere Reinigungsmaßnahmen der Klimaanlage werden dadurch erst gar nicht erforderlich. Es findet lediglich ein Tausch der alten Klimageräte gegen neue statt.
Für die größeren, meist in gewerblichen Anwendungen betriebenen Klimaanlagen mit Rohrlängen bis zu 120 Metern setzen wir einen neuen Scroll-Kompressor ein, der durch eine spezielle Beschichtung die Verwendung auch an alten, mit R 22 genutzten Rohrleitungen ermöglicht. Im Verdichtungsprozess mit hohen Heißgastemperaturen kann es zu Zersetzungen infolge von Verunreinigungen durch Mineralölbestandteile kommen. Durch die neue Kompressorbeschichtung entsteht weniger Reibungswärme. Das verhindert, dass altes Mi-neralöl sich zersetzen und aggressive Stoffe bilden kann.
Bei VRF-Systemen mit weitverzweigten Rohrnetzen und einer Vielzahl von angeschlossenen Innengeräten können sich Öl-nester bilden, die sich nur schwer identifizieren und entfernen lassen. In unserer City Multi-Serie bieten wir deswegen eine eigene Baureihe an, die über eine automatische Spülfunktion des Rohrleitungsnetzes eine Replace-Funktion sichert. Während eines maximal zweistündigen, automatisch initiierten Spülbetriebs wird das R 410A in zweiphasigem Zustand durch die Anlage gefördert. Hierbei nimmt es alle Mineralölreste auf, die dann im Außengerät durch einen Spülfilter wieder vom Kältemittel getrennt werden. Zusätzlich wurden bei der City Multi Serie die Rohrleitungsdimensionen so angepasst, dass sie den üblichen Durchmessern von R 22-Systemen der jeweiligen Leistung entsprechen. Letztendlich wird durch die Replace-Technology die Entscheidung für hocheffiziente Klimaanlagen mit R 410A leichter, weil sich die notwendige Investition im Vergleich zu einem zusätzlichen Austausch des Rohrleitungssystems deutlich verringert. Gleichzeitig bedeutet sie eine nachhaltige Zeit- und damit Kostenersparnis in der Installation. Geschäfts-, Büro- oder Hotelbetrieb werden kaum tangiert. Aber wir sollten uns nicht zu sehr auf die reduzierten Installationskosten und den gesetzlichen Zwang zum Austausch fokussieren, vielmehr stehen für unsere Kunden die erheblichen Energieeinsparungen, die mit unseren modernen Klimaanlagen realisiert werden können im Fokus. Die dadurch erzielten Amortisationsdauern für den Zwangsumtausch sind außerordentlich attraktiv.
KK: Sie haben zu Beginn des Jahres Ihr neues Wärmepumpensystem vorgestellt, das Sie sowohl über den Klima- und Kälteanlagenbauer als auch das SHK-Fachhandwerk vertreiben. Welche Erfahrungen haben Sie hier bislang machen können?
Holger Thiesen: Wir sind insgesamt zu einem sehr günstigen Zeitpunkt in den Markt eingetreten. In diesem Jahr werden nach Angaben des Bundesverbands Wärmepumpe BWP erstmals mehr Luft- als Erd-Wärmepumpen verkauft. Genau zu diesem Zeitpunkt machen wir ein Angebot in Form einer Luft-Wärmepumpe, die keinen elektrischen Heizstab mehr braucht. Insofern ist das Interesse an der Technologie riesengroß. Leider hatte der vorübergehende Stopp des Marktanreizprogrammes MAP gerade bei Endkunden deutliche Verunsicherung hinterlassen.
Zur Chillventa erweitern wir unser Wärmepumpenangebot aber bewusst in Richtung größerer Leistungen und Kaskadenlösungen. Wir werden hier erstmals unsere neuen 23 kW Geräte präsentieren, die sich zusätzlich über unseren neuen Controller zu einer Kaskade mit bis zu sechs Geräten zusammenschalten lassen. Die Einheiten kommunizieren anwendungsabhängig miteinander und lasten dadurch auch die gesamte Kaskade optimal aus. Dieses System ergänzen wir durch unsere Hydrobox-Lösung, die als eine einfache, individuelle Einbindung in bestehende Heizanlagen und -technik dient.
KK: Welche Neuheiten stellen Sie darüber hinaus auf der Chillventa vor?
Holger Thiesen: Unsere M-Serie werden wir durch zwei weitere Produktreihen ergänzen. Zum einen zielen sie auf den kleinen Leistungsbereich, zum anderen auf hochwertige Wünsche in designaffinen Anwendungen. Neben den Innengeräten werden wir bei den Außeneinheiten mit der neuen 12 kW Leistungsklasse die industrietypische Lücke zwischen 10 und 14 kW Kühlleistung schließen. Gleichzeitig nehmen wir aber auch eine Vergrößerung der Linie bis zu 16 kW vor, so dass wir auch größere Leistungsanforderungen mit diesem Programm abdecken können.
In der Mr. Slim-Serie konzentrieren wir uns nach der vollständigen Überarbeitung der Produkte im letzten Jahr jetzt auf die Optimierung der Anbindung an die Gebäudetechnik. Im City Multi-Bereich steht die bereits angesprochene Replace-Technology unangefochten im Mittelpunkt.
Messehighlight wird aber unser neues Lossnay-Lüftungsgerät werden, das als einziges Produkt dieser Art im deutschen Markt nach VDI 6022 zertifiziert ist. Dieses Gerät wird eine außergewöhnliche Ergänzung unseres Klimaprogramms bilden, um den notwendigen Frischluftanteil abzudecken.
KK: Welche Bedeutung hat für Sie die Chillventa auch für das internationale Geschäft, das Sie ja von Ratingen aus ebenfalls verantworten?
Holger Thiesen: Für uns ist die Chillventa eine der führenden Leitmessen in der Branche und das nicht nur in Deutschland, sondern europaweit. Das Besucheraufkommen auf der letzten Chillventa war sehr hoch und wir konnten extrem qualifizierte Gesprächspartner begrüßen. Ein deutliches Zeichen für die Internationalität der Messe sehen wir in der Tatsache, dass unsere Kunden aus Süd- und Osteuropa sowie Russland bereits vor einer Einladung Interesse an einem Besuch geäußert haben.
KK: Wie werden Sie sich auf der Chillventa präsentieren?
Holger Thiesen: In den Mittelpunkt unseres aktuellen Standkonzeptes rücken wir die Systematik unseres Lösungsangebotes, nicht mehr die einzelnen Produkte. Dazu beschreiben wir einen Tagesablauf und wann man hier mit unseren Geräten in Kontakt kommt. Wir wollen dabei Alternativen zu traditionellen Techniken aufzeigen gerade zu Kaltwassererzeugern. Unter den Gesichtspunkten der energetischen Effizienz sind Direktverdampfer deutlich wirtschaftlicher. Diese Gedanken ziehen wir als roten Faden über die gesamte Messepräsentation, weil wir denken, dass die Breite unseres Lösungsspektrums und mit ihr die technischen Möglichkeiten noch nicht so in den Köpfen unserer Kunden positioniert ist.
Klassisches Beispiel dafür ist unser R 22-System. Früher hat sich in der technischen Gebäudeplanung der Klima- und Kälteanlagenbauer um die Kühlung gekümmert, der Heizungsbauer um die Wärme und der Lüftungsanlagenbauer um die Be- und Entlüftung. Wenn wir uns aktuell Gebäude und ihre Notwendigkeiten ansehen, dann lassen sich diese Aufgaben aus einer Hand mit unseren Geräten darstellen und das mit deutlich geringerem energetischen Aufwand. Alleine mit unserem R 2-System können wir über die Verschiebung von Energie Wärme für die Lüftung bereitstellen oder auch abziehen, können die gleiche Energie aber auch dazu verwenden, um an anderer Stelle damit Warmwasser, Wohnwärme oder Kaltwasser bereitzustellen. Das alles mit nur einem System aus einer Hand und von einer Steuerungstechnik kontrolliert ohne jegliche Schnittstellenprobleme. Diese Möglichkeiten werden in den ausländischen Märkten bislang viel intensiver genutzt und beginnen erst allmählich sich in Deutschland durchzusetzen.
KK: Herr Thiesen, vielen Dank für das Gespräch. -
Leckageerkennung: Unterhalb der Nachweisempfindlichkeit!
In der KK 8/2010 wird an drei Stellen über das wichtige Thema der Leckageerkennung an Kälteanlagen berichtet:
Andrea Voigt stellt auf Seite 20 erfreulicherweise fest, dass die F-Gase-Verordnung Früchte trägt, dass es aber noch zu früh ist, um diese Erfolge tatsächlich konkret in Form von Emissionsreduzierung messen zu können. Das hängt nicht nur mit den ungenügenden Kontrollmechanismen zusammen, sondern auch mit den technischen Möglichkeiten des Nachweises der Leckageraten. Diese wiederum sind in der Chemikalien-Klimaschutzverordnung quantifiziert.
Unter der Rubrik Das sollten Sie wissen erfährt der Leser auf Seite 23 die Anforderungen an ein Leckageerkennungssystem, das nach der Definition des Umweltbundesamtes in der Lage sein muss, das Austreten fluorierter Treibhausgase aus Lecks festzustellen und den Betreiber in diesem Fall zu warnen. Das Leckageerkennungssystem muss darüber hinaus in der Lage sein, die Einhaltung der Kältemittelverluste der ChemKlimaschutzVzu ermöglichen. Nach solch einem System suchte man am Markt bisher vergebens.
Dann meldet sich auf Seite 53 aber die smartGAS Mikrosensorik GmbH zu Wort mit der Vorstellung des Gerätes smartMODUL, das hier Abhilfe bringen könnte, da es sich für den Einsatz in Leckageerkennungssystemen eignet.
Im Datenblatt für dieses Gerät findet sich ein Messbereich von 10 bis 2000 ppm. Was heißt das konkret?
Nehmen wir eine mittlere Anlage, bei der nach der ChemKlimaschutzV bei 100 kg Kältemittelfüllmenge ein jährliches Leck von 2 % zulässig ist. Das bedeutet ein Leck von 2000 g/a oder bei ca. 8000 h/a ein Leck von 0,25 g/h. Nehmen wir an, ein Maschinenraum hat 50 m3 Raumvolumen und es soll stündlich ein Luftwechsel erfolgen. Diese 50 m3 haben eine Masse von ca. 60 kg. Wenn sich die 0,25 g Kältemittel auf diese 60 kg Luft verteilen, ergibt sich eine Konzentration von 4 ppm, was deutlich unterhalb der Nachweisempfindlichkeit des genannten Gerätes liegt. Dabei ist die Annahme eines einfachen Luftwechsels die absolute Untergrenze, denn wegen der Maschinenabwärme müssen diese Räume meist belüftet werden, was viel höhere Luftwechselzahlen bedingt. Auch können die Raumvolumina deutlich größer ausfallen.
Man muss sich also genau die Einbausituation vor Augen führen, bevor man ein solches Gerät zum Nachweis der Leckagerate einsetzt und möglicherweise eine unsinnige Investition tätigt. Es ist aber sehr wohl tauglich, Havariezustände zu signalisieren, und dafür werden solche Geräte ja auch schon lange eingesetzt. U. A. -