Schon am Vorabend des dicht gepackten Veranstaltungsprogramms fand die offizielle Begrüßung der Lehrerschaft durch Walter Hufnagel, Mitglied der Geschäftsleitung der NürnbergMesse, statt. Berichten konnte er von einem erfolgreichen Verlauf der Vorbereitungen zur Chillventa Nürnberg 2008, für die sich bis zum Beginn des BIV-Lehrertreffens bereits 582 Aussteller angemeldet hatten bis zum Redaktionsschluss ist diese Zahl auf über 600 gestiegen. Begrüßungsworte an die Lehrerschaft richteten auch Gabriele Hannwacker, Projektleiterin der Chillventa 2008, und Peter Weissenborn, Herausgeber der KK, der das Treffen organisierte.
Zum Auftakt des Vortragsprogramms referierte Stefan Winkelmann, Bau und technischer Betrieb der NürnbergMesse, über die Entwicklung von Architektur und Haustechnik seit der Gründung im Jahr 1973. Die Messe fing damals mit acht Ausstellungshallen und 61000 m² Ausstellungsfläche an. Erstmals mit Gebäudeleittechnik (GLT) wurde 1997 die neu entstandene Halle 12 ausgerüstet. Es folgte ein systematischer Ausbau dieser Technik. Heute lassen sich sämtliche haustechnischen Abläufe in den Hallen und Kongresszentren über eine zentrale GLT steuern und überwachen. Durch die gestiegenen Anforderungen der Aussteller und Besucher an das Raumklima erfolgte auch eine schrittweise Ausstattung der Messe mit Kältetechnik. Heute ist auf dem Gelände eine Kälteleistung von insgesamt 21374 kW installiert.
Führung durch die Haustechnik vom Kesselhaus bis aufs Dach
Bei der nachfolgenden Besichtigung des Messegeländes führte der Weg durch die Leitzentrale, das zentrale Kesselhaus, über Dächer und durch das Congresszentrum Ost mit seiner interessanten Innenarchitektur sowie die Lüftungszentrale, die jeden Veranstaltungsraum individuell und bedarfsgerecht klimatisiert.
Der stellvertretende Bundesinnungsmeister Heribert Baumeister gab als Vertreter des Veranstalters BIV einen Ausblick auf die Aktivitäten des Verbands während der Chillventa. Geplant ist die Austragung des Bundesleistungswettbewerbs und eine Nachfolgeveranstaltung für den traditionellen Klönschnack auf der Messe.
Den Zenit für das Zeitalter fossiler Energieträger sieht Jörn Schwarz, Kompetenzzentrum Energieeffizienz Kälte- und Klimatechnik (kekk) derzeit erreicht Stichwort Peak Oil. Verschiedene Wissenschaftler sehen die maximale Förderleistung um das Jahr 2006 bis 2010. Danach solle die Fördermenge kontinuierlich abnehmen. Bei Erdgas ergebe sich ein ähnlicher Verlauf. Problemverschärfend sei dabei die weltweite Zunahme des Energieverbrauchs. Nach Überschreiten des Peak Oil werde es, wie Schwarz prognostiziert, ein jährlich um etwa 4% steigendes Defizit zwischen der Fördermenge und dem Energiebedarf geben. Dies werde zu drastischen Preissteigerungen und Verteilungskämpfen führen. Regenerative Energiequellen würden deshalb an Bedeutung gewinnen, allerdings werde die Erschließung im erforderlichen Umfang kaum möglich sein: begrenzte Investitionsmittel, Produktionskapazitäten, Mangel an qualifiziertem Personal und die technische Weiterentwicklung werden das Wachstum hier begrenzen. Damit falle der Steigerung der Energieeffizienz bei diesem Szenario die entscheidende Rolle zu, weil hier viele Technologien heute bereits verfügbar seien. Die Kältetechnik, auf die rund 14% des Stromverbrauchs in Deutschland fällt, könne hier einen wichtigen Beitrag leisten.
Welche Möglichkeiten sich dabei konkret anbieten, zeigte Horst-Dieter Noll, Technischer Leiter von Reiss in seinem Vortrag Überblick über Energiesparmöglichkeiten aus Sicht des Großhandels. Am interessantesten sei aus Kostengründen zunächst die Betrachtung des Verflüssigers. Insbesondere eine Druckregelung könne große Potenziale erschließen. Weitere Möglichkeiten sind thermische und noch besser elektronische Expansionsventile, eine Regelung für bedarfsgerechte Abtauung und modulierende Verdichter Frequenzumrichter seien dabei heute Stand der Technik. Darüber hinaus eröffne eine moderne Regelung noch viele Möglichkeiten zur Überwachung von Anlagen, was auch die Kundenzufriedenheit entscheidend verbessern könne.
Über positive Erfahrungen mit dem Ecostar, einem Verflüssigungssatz mit drehzahlgeregeltem Verdichter und Steuerung, berichtete Dirk Schlehuber von Bitzer. Diese Produktreihe, die jetzt etwa ein Jahr auf dem Markt sei, habe das Unternehmen aufgrund von Kundenanforderungen entwickelt. Die Apparate bieten je nach Modell Kälteleistungen von 7 bis 24 kW bei Maximaldrehzahl des Verdichters im 87 Hz-Betrieb. Im Teillastbetrieb könnten die Anlagen auf etwa 30 bis 35% der Maximalleistung herunterregeln.
Energiemanagement und Regelung heben große Potenziale
Intelligentes Energiemanagement auf der Basis von LON stand beim Vortrag von Christoph Leja, Produktmanager von Kriwan Industrie-Elektronik, auf der Agenda. Die Kältetechnik sei hierfür besonders geeignet, weil sich aufgrund des hohen Energieverbrauchs und der verhältnismäßig geringen Zahl von Verbrauchern und Messstellen die Investitionen schnell amortisieren würden. Bei der von Leja vorgestellten Strategie werden Verflüssiger- und Verbundregler eingesetzt. Eine Priorisierung bei der Abschaltung sorgt für lange Laufzeiten der Kompressoren.
Anspruchsvolle Reglerkonzepte sparen Energie
Die Verflüssigertemperatur hat einen großen Einfluss auf die Effizienz der Gesamtanlage. Beeinflussen lässt sich diese Temperatur zum Beispiel durch einen besseren Wärmeübergang. Daraus ergibt sich ein Optimierungsproblem zwischen steigendem Energieverbrauch durch höhere Ventilatordrehzahlen und der Verbesserung des COP durch ein niedrigeres tc. Die exakte Regelung der Kondensatortemperatur ist deshalb eine wichtige Grundlage für einen energieoptimalen Betrieb. Jörg Köcher, Produktmanager Controls von Güntner, stellte das PI-Regelungskonzept des Herstellers vor, das für Verflüssiger zum Einsatz kommt.
P-Regler haben den Vorteil, dass der Reglerausgang unmittelbar auf eine Änderung reagiert. Allerdings ergibt sich eine bleibende Regelabweichung. Der Integralregler, der diese Abweichungen aufaddiert und so für ein Ansteigen der Stellgröße mit der Zeit sorgt, kann diese Abweichungen ausregeln. Dafür ist der I-Regler langsam und neigt zu Schwingungen. Die Nachteile verschwinden bei der Kombination beider Konzepte zum PI-Regler, den der Hersteller für seine Verflüssiger einsetzt. Die optimale Kondensatortemperatur tc,min wird nach einem Einschwingvorgang exakt erreicht und damit die Verdichterleistung minimiert. Die Reglereinstellung werde durch Klartext vereinfacht und es gibt Zusatzfunktionen wie die Datenspeicherung.
Über die Weiterentwicklung von Luftkühlern berichtete Andreas R. Meier, Produktmanager von Küba Kältetechnik. So hätte sich zum Beispiel die Leistungsaufnahme von Ventilatoren in den letzten 25 Jahren halbiert. Viel getan hätte sich auch bei den Wärmeübertragern: Innenberippte Rohre, Microchannel-Technologie und optimierte Lamellen erhöhen den Wärmeübergang erheblich, so dass der Betrieb von Kälteanlagen mit höheren Verdampfungstemperaturen möglich sei.
Als letzter Referent aus der Industrie stellte Karl-Heinz Michelbrink, Projekte und Systeme der Teko Gesellschaft für Kältetechnik, Regelsysteme für den Betrieb von Verbundanlagen und für die energieoptimale Abtauung vor. Das Frigotakt Koordinationssystem soll für möglichst lange Laufzeiten der Kompressoren sorgen. Grundlage ist der stationäre Betrieb, bei dem in mehr oder weniger konstanten Abständen der Kompressor ein- und wieder ausgeschaltet wird. In verzweigten Kühlsystemen ergibt sich für jeden Verbraucher eine andere Einschalt- oder Anforderungsfrequenz. Bei Überschneidungen starten dann mehrere Kompressoren. Das System Frigotakt versucht, solche Überschneidungen zu verhindern. Hier werden die Anforderungen priorisiert und Laufzeiten des Kompressors zeitlich versetzt verschiedenen Kühlstellen zugeteilt, statt einen zweiten Kompressor zu starten. So wird im stationären Betrieb der Anlage vermieden, dass mehrere Kompressoren im Taktbetrieb laufen. Michelbrink berichtete von einem oft um 14% reduzierten Energieverbrauch in der Praxis und einer um 75% verminderten Zahl der Verdichterschaltspiele. Große Einsparungen sollen auch mit der Frigolink-Abtauregelung erzielt werden, die die Zahl der Abtauzyklen vermindern könne.
Diskussions- und Gruppenarbeitsrunden der Lehrer
Eingebettet in das umfangreiche Vortragsprogramm aus der Industrie waren die Präsentationen, Diskussions- und Gruppenarbeitsrunden der Lehrerschaft. So stellte Hennig Mundt von den Beruflichen Schulen in Framsen zwei Simulationsprogramme für einen Druckschalter und ein Thermostat vor, bei dem die Schüler die Dynamik dieser Bauteile auf dem Bildschirm beobachten und beeinflussen können. Dieses Tool stellt Mundt auch anderen Schulen zur Verfügung.
Im Mittelpunkt stand jedoch die neue Verordnung über die Berufsausbildung zum Mechatroniker, zur Mechatronikerin für Kältetechnik. Diese ist seit dem 1. August 2007 gültig und entsprechend werden nun seit einem knappen Jahr die neuen Lerninhalte vermittelt. Zum Jahresende stehen die ersten Prüfungen an, wie StR Martin Tonert von den Beruflichen Schulen Gelnhausen und StD Dieter Schmidt von den Berufsbildenden Schulen Springe in ihrem gemeinsamen Vortrag berichteten.
Eine der wichtigsten Änderungen sei die Aufwertung der Zwischenprüfung. Statt dieser gibt es nun eine Gesellenprüfung Teil 1, die 30% zur Gesamtbewertung im Ausbildungszeugnis beiträgt. Entsprechend steht der Berufsbildungsausschuss (BBA) des BIV vor dem Problem, bis zum Jahresende eine rechtssichere Prüfung zu entwickeln. Die Arbeit des BBA soll möglichst zu einer bundesweit einheitlichen Prüfung führen, die über den BIV zu beziehen sei. Dennoch bleibe es den Innungen überlassen, ob sie eine eigene Prüfung machen. Die schriftliche Aufgabenstellung der Gesellenprüfung Teil 1 umfasst die Metalltechnik, Kälte- und Klimatechnik sowie die Elektrotechnik. Bei der Prüfung, die auch aus einem praktischen Teil und einem Interview besteht, sollen ebenso Fertigkeiten abgefragt werden, welche die Auszubildenden zur Ausübung von qualifizierten beruflichen Tätigkeiten befähigen. Gemeint ist hier selbstständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren, es geht also um systematisches Vorgehen und die Fähigkeit zur Reflexion.
Messe ist als Marktplatz auch für junge Menschen wichtig
Am Ende der Veranstaltung besuchte Bernd A. Diederichs, Geschäftsführer der NürnbergMesse, das Lehrertreffen und nahm zum aktuellen Stand in der Messelandschaft Stellung. Nach Absage der IKK fühle sich die NürnbergMesse nicht als Sieger viel eher empfinde er das, was passiert ist, als Schande. Wichtig sei jetzt jedoch der Blick in die Zukunft, die nun Chillventa heißt. Diederichs betonte die Wichtigkeit, auch jungen Menschen die Messe als Marktplatz näher zu bringen. Computer und Internet seien zwar sehr gute und wichtige Einrichtungen. Als Ergänzungen für das Begreifen im eigentlichen Wortsinne und den Kontakt Auge in Auge biete eine Messe jedoch eine wichtige Infrastruktur. Entsprechend sei ein Wachstum im Markt für das Tagungswesen zu verzeichnen, das zu einer Erweiterung der Messe in Nürnberg nächstes Jahr führen würde.
Auch für nächstes Jahr ist wieder ein BIV-Lehrertreffen geplant. Fest steht jetzt bereits der genaue Termin: Es wird der 18. bis 20. Mai 2009 sein.U.B. -
Förderer des BIV-Lehrertreffens 2008
An dieser Stelle ein herzliches Dankeswort an die Sponsoren, die diese Veranstaltung unterstützt haben, an erster Stelle an die:
- NürnbergMesse GmbH als Hauptsponsor
und alle weiteren Sponsoren in alphabetischer Reihenfolge:
- Bitzer Kühlmaschinenbau GmbH
- Bundesinnungsverband des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks BIV
- Alfons W. Gentner Verlag GmbH & Co. KG
- Güntner AG & Co. KG
- Kriwan Industrie-Elektronik GmbH
- Küba Kältetechnik GmbH
- ÖKKV Österreichischer Kälte- und Klimatechnischer Verein
- Reiss Kälte-Klima GmbH & Co. KG
- Teko Gesellschaft für Kältetechnik mbH