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Zweitageslehrgänge bei Bock

Einen Verdichter reparieren, das schaff ich

Viele Lehrer werden es bestätigen können: Ohne die Unterstützung der Herstellerfirmen der Branche und Kältefachbetriebe würde die Ausbildung oft nur mit Tafel, Kreide, Overheadprojektor und Beamer stattfinden. Viele wichtige Anschauungs- und Unterrichtsmittel wie Schnittmodelle von Verdichtern, Expansionsventile, Kühlstellenregler usw. werden oft kostenlos zur Verfügung gestellt. Dafür gebührt ihnen Dank und Anerkennung! Dies gilt im besonderen Maße für die Firma Bock.

Der Verdichterhersteller bietet allen Berufsschulen in Deutschland, die Mecha­troniker für Kältetechnik ausbilden, Zweitageslehrgänge an, wo die Auszubildenden das Abc der Verdichterreparatur erlernen können. Nicht nur, dass der Lehrgang kostenlos ist, auch alle anfallenden Kosten für Verpflegung und die Unterbringung für diese zwei Tage werden übernommen. Obendrauf erhält jede Berufsschule noch ein Schnittmodell aus der aktuellen Bock-Serie. Haben Sie, werter Leser, schon mal von einem ähnlichen Beispiel (z.B. aus der Computerbranche) gehört, wo eine Firma für alle Lehrlinge eines Landes eine solche Qualifizierung schultert?

Betrachtet man die ganze Sache mit den Augen eines Lehrlings, so werden die Tage wohl unvergesslich sein und das nicht nur, weil kein Unterricht stattfand. Zu normaler Morgenstunde wird aufgestanden fünf Stunden Busfahrt Ankunft Begrüßung Mittagessen allgemeine Vorstellung Aufbruch zur Werksbesichtigung.

Schon der Aufwand für die mechanische Fertigung ist erstaunlich. Trotz hochmoderner Präzisionswerkzeugmaschinen wird zu Beginn jeder Schicht das erste bearbeitete Verdichtergehäuse von jeder Maschine an einem extra Prüfstand durchgemessen. Bestimmte Teile (z.B. Gleitringdichtungen) werden sogar mit einem Elektronenmikroskop überprüft. Die Genauigkeiten bewegen sich teilweise im µm-Bereich. An vielen Stellen wurde sichtbar, welche Anstrengungen unternommen werden, um Fehler ausschließen und ein Topprodukt zu garantieren. Nach einem Reinigungsbad in flüssigem Alkohol werden nochmal die Sauggaskanäle im Verdichtergehäuse auf Rückstandsfreiheit geprüft. Auch bei der Montage konnte man das Qualitätsmanagement bewundern. Man fertigt übrigens in Nestfertigung, also keine Fließbandproduktion! Das heißt, jeder Monteur ist für seinen Verdichter selbst verantwortlich.

Die Verdichter werden nach Fertigstellung nochmals auf Herz und Nieren geprüft und durchlaufen diverse Tests, um festzustellen, ob der Kompressor allen Qualitätsanforderungen genügt. Nach der Verpackung gehts dann ab zum Kunden.

Nach der Werksbesichtigung geht es am späten Nachmittag nach Stuttgart in die internationale Jugendherberge, die im Übrigen sehr empfehlenswert ist. Nach dem Abendessen ist dann auch noch Zeit für einen kleinen Stadtbummel. Am zweiten Tag ist Praxis pur angesagt. Nach der Einweisung durch Peter Spies, verantwortlich für die Schulungen bei Bock, wird in Zweiergruppen losgelegt. Es stehen verschiedene Verdichter zur Demontage und späteren Montage zur Verfügung. Die Kompressoren wurden mit verschiedenen Fehlern manipuliert. Diese sind elektrischer als auch kältetechnischer Natur. Viele Fehler werden dementsprechend auch festgestellt. Schon allein diese Komponente lässt den Lehrling spüren, das ist alles kein Hexenwerk. Nach der Demontage und immer wieder durchgeführten Fehlerdiskussion erfolgt die Montage.

Nach dem Mittagessen ist der zweite Verdichter an der Reihe. Der Ablauf ist ähnlich wie am Vormittag. Besonders wichtig sind hier natürlich immer wieder die technisch und menschlich wertvollen Hinweise von Peter Spies, der die Lehrlinge ermutigt, das neu erworbene Wissen dann auch später in der Praxis anzuwenden. Nach einer kleinen Kuchenpause und anschließender Montage erfolgte die Verabschiedung, wobei nicht nur nette Worte gewechselt wurden, sondern die ­Teilnehmer noch das eine oder andere nützliche Utensil für die tägliche Praxis draußen erhielten.

Alles in allem hinterließ die Veranstaltung bei den Lehrlingen den Eindruck: Einen Verdichter reparieren, das schaff ich. Und genau das ist eines der Hauptanliegen dieses Lehrgangs. An dieser Stelle nochmals vielen Dank an die Firma Bock und an Peter Spies für die sicherlich für jeden Teilnehmer unvergesslichen Tage in Frickenhausen. Bleibt zu hoffen, dass wir auch im nächsten Jahr wieder zu Gast sein dürfen. -

Dipl.-Ing. (FH) Holger Kühl,

Berufsschullehrer am BSZ Reichenbach/Vogtland für die Mechatroniker für Kältetechnik

Holger Kühl, Reichenbach/Vogtland

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