Zu Recht bezeichnet sich Bock auch als Innovationsführer, was die hohe Marktakzeptanz infolge gelöster Kernaufgaben des Unternehmens bestätigt. Daneben hat man es sich immer sorgfältig überlegt, ob ein Technologiewechsel bei der Verdichterherstellung tatsächlich einen Nutzen bringt. Insider wissen es: Mit Hermetikverdichtern haben sich die Nürtinger zwar bei Entwicklungsarbeiten ebenfalls intensiv befasst, das gleiche gilt auch für die Scrolltechnologie bei Bock unter der Bezeichnung Spiralverdichter für die Busklimatisierung entwickelt , tatsächlich hat aber nur die Hubkolbenverdichtertechnologie die schwäbischen Verdichterhersteller vorangebracht. In einigen Bereichen nehmen die Bocks sogar eine führende Position auf dem Weltmarkt ein; so zum Beispiel in der Busklimatisierung.
Seit 1994 gibt es nur noch den Firmensitz in Frickenhausen, wohin ab dem Jahr 1955 die Verdichterfertigung mit mehreren Ausbaustufen konzentriert wurde. Somit ging der Stadt Nürtingen 62 Jahre nach Firmengründung das Unternehmen Bock als Steuerzahler endgültig verloren, was Nürtingens Oberbürgermeister in seiner Grußadresse mit mancher Träne im Auge besonders bedauerte.
Gegründet wurde das Unternehmen unter der Firmenbezeichnung GöBo von den Verdichterspezialisten Hans Göldner und Wilhelm Bock in Stuttgart, seinerzeit für die Installation und die Reparatur von Kälteanlagen; vorwiegend in Metzgereien.
Bock-Verdichter sind für alle Kältemittel auch CO2 bestens geeignet.*
Die hierbei gesammelten Erfahrungen führten zur Eigenentwicklung von Verdichtern, der offene Verdichter B wurde 1937 aus der Taufe gehoben; zu Produktionszwecken zog die Firma nach Nürtingen um und nahm dort die Fertigung auf. Hans Göldner schied 1938 aus dem Unternehmen aus, seine Anteile übernahm Hugo Bock; die Firmenbezeichnung lautete nunmehr Bock GmbH & Co. KG.
Um Alter, Bodenständigkeit und Selbstverständnis noch in anderer Weise zu beleuchten: Residieren tat die Bock GmbH & Co. KG mit ihrem Stammsitz in einem um die Jahrhundertwende gebauten Gebäude, das in der Kißlingstraße 20 die Abteilungen Hauptverwaltung, Vertrieb, Entwicklung und Konstruktion vereinigte.
Produziert wurde allerdings schon seit dem Jahr 1955 im Zweigwerk Frickenhausen, dicht vor den Toren von Nürtingen gelegen, das dann in den 70er Jahren auf eine Produktionsfläche von 4000 m2 erweitert wurde; auf diesen heute alleinigen Unternehmensstandort konzentriert man sich bei Bock nun seit dem Jahr 1994.
Eine weitere Zäsur in der Unternehmensführung erfuhr Bock, als Firmengründer Wilhelm Bock im Jahr 1975 tödlich verunglückte. Es musste weitergehen, die Geschäftsführung lag nun zunächst in den Händen seines Bruders Hugo Bock (technisch) sowie seines Schwagers Erich Etter (kaufmännisch).
Zur Entwicklung von Verdichtern im Hause Bock
1950 Während der Wiederaufnahme der Produktion nach dem verlorenen Krieg werden zunächst Gleichstromverdichter produziert; im Jahr 1950 erfolgte dann der Wechsel zum Gegenstromprinzip wegen der überzeugenden Vorteile.
1955 Entstehen des Zweigwerks Frickenhausen für die mechanische Fertigung. Die ersten vollhermetischen und halbhermetischen Verdichter werden marktreif, aber schon 1961 wieder aus dem Programm genommen.
1960 Der Grundstock aller künftigen Bock-Entwicklungen: Der offene Verdichter F ist serienreif. Die Version FK ist ab sofort wichtiger Produktionsbestandteil für Bock-Fahrzeugverdichter.
Wilhelm und Hugo Bock suchen Mitte der 60er Jahre nach einer Lösung, um Verdichter und Antriebsmotor zu vereinen. Die grundsätzlich offene Bauart wollten sie dabei jedoch beibehalten: Es wird die Geburtsstunde des Motorverdichters AM. Verdichterteil und Motorteil liegen beim AM zwar dicht beieinander, sind aber, was den Kältemittelkreislauf anbelangt, voneinander getrennt. Möglich wurde diese Bauart durch eine patentierte Wellenabdichtung. Der AM wird zum Verkaufsschlager und Synonym für Qualität und Zuverlässigkeit made by Bock.
1965 Der offene Bock-Motorverdichter AM kommt auf den Markt und begründet die technische Grundeinstellung von Bock, die kompakten Vorteile des Halbhermetiks zu nutzen, ohne elektrischen Antrieb und Kältemittelverdichtung im gleichen Aggregatgehäuse zu integrieren. Dies führt auch bei der Weiterentwicklung des Fahrzeugverdichters dazu, dass
1969 das Modell AMW auf den Markt kommt, bei dem der Verdichter sich entweder durch seinen Eigenmotor oder durch einen Fremdmotor antreiben lässt.
1980 Noch einmal wird Frickenhausen erweitert, das Lager umgestaltet, der Fertigungs- und Montageablauf rationalisiert, die Qualitätssicherung auf den neuesten Stand gebracht. Voraussetzung war während der 70er Jahre die stufenweise Umstellung der Fertigungsabläufe auf CNC-gesteuerte Systeme. Auch wurde inzwischen im kaufmännischen Bereich die EDV eingeführt.
1981 Den Sechszylinder von Bock gibt es jetzt als 2-stufigen Verdichter für Verdampfungstemperaturen bis zu 70°C.
1982 Der zweitourige Motorverdichter entsteht. Er moduliert seine Kälteleistung entsprechend dem jeweils aktuellen Bedarf der Kälteanlage.
1984 Bock stellt auf der IKK den Fahrzeugverdichter mit 2 Wellenenden und die elektronisch gesteuerte Verbundanlage vor; das Verbundsystem mit 2 bis 5 Motorverdichtern von Bock komplett vormontiert und verrohrt wurde dem Anlagenbau schon ein Jahr zuvor angeboten.
1985 Bock-Verdichter erhalten neue Ventilsysteme, die zu einer Erhöhung der Kälteleistung beitragen.
1986 Vorläufiger Schlusspunkt bei der Weiterentwicklung des F-Verdichters: Bock stellt auf der IKK einen neuen Sechszylinder-Verdichter vor.
Einleitend wurde bereits erwähnt, dass die Bock Kältemaschinen GmbH sich nach wie vor im Familienbesitz befindet. Dies gilt jetzt für die 2. Generation. Firmengründer Wilhelm Bock verstarb 1975, sein Bruder Hugo 1984. Aus der Gründer-Ära verblieb Erich Etter, ein Schwager von Wilhelm Bock; er verstarb 1991. Heute liegt die Geschäftsleitung in den Händen von Wolfgang Etter (Neffe des Firmengründers Wilhelm Bock) zuständig für die Sparte Technik und Heinrich Reuß (Schwiegersohn des verstorbenen Geschäftsführers Hugo Bock) zuständig für den kaufmännischen Bereich. Beide Geschäftsführer sind direkt bzw. Heinrich Reuß durch seine Ehefrau als Gesellschafter am Unternehmen beteiligt; sie stehen beide in Verwandschaft zum Firmengründer Wilhelm Bock. Geschäftsführungsaufgaben werden inzwischen auch durch Udo Klaußner übernommen, er gehört dem Unternehmen bereits seit 20 Jahren an und ist verantwortlich für die Bereiche Finanzen sowie Personal.
Kraftpakete die Halbhermetischen von Bock
Unter dieser Überschrift berichtete die KK im Jahr 2001 über die weitere Entwicklung des Unternehmens Bock und ging hierbei auch auf die offenen Verdichter, vor allem als Fahrzeugverdichter (Grauguss und Aluminium) näher ein. Über die vielschichtigen Anwendungsbelange in der Transportkälte hinaus (Nr. 3 in der Welt) besitzt Bock bei der Busklimatisierung nach eigenen Angaben sogar die Marktführerschaft.
Da muss wohl doch einiges dran sein, denn pünktlich zum 75. Firmenjubiläum erhielt Bock vom arabischen Emirat Dubai einen Auftrag über 900 Fahrzeugverdichter der Type FK 50, die künftig für ein angenehmes Klima in den Stadtbussen der Roads and Transport Authority (RTA) beitragen werden.
Was Bocks Verdichter für stationäre Anwendungen anbelangt, so hat man sich im Hause Bock schon in den 90er Jahren verstärkt der Entwicklung einer neuen Halbhermetik-Verdichterbaureihe zugewandt, die vor allem auch den zusätzlichen Anforderungen an Belange der Umwelt, zu denen vor allem die Energieeinsparung zählt, entspricht. Mit den Halbhermetik-Verdichtern wollten wir nicht etwas Vorhandenes nachbauen, so Geschäftsführer Wolfgang Etter gegenüber der KK, sondern wir haben bezüglich Service und Einsatz unsere eigenen Ideen verwirklicht. In Bezug auf Laufruhe sind die Verdichter HG, HA einzigartig.
Parallel hierzu wurde schon seit den 90er Jahren eine intensive Forschung und Entwicklung zur Herstellung von Verdichtern mit dem Kältemittel CO2 betrieben. Anfangs vor allem auf den Transportkälte- und Klimabereich fokussiert, stellt Bock seit dem Jahr 2006 auch ein beeindruckendes Leistungsspektrum an CO2-Verdichtern offener und halbhermetischer Bauart versierten Anlagenbauern zur Verfügung.
Zur Marktposition von Bock
Wir sind ein modernes Unternehmen mit hohem Zukunftsaspekt, so Geschäftsführer Heinrich Reuß im Gespräch mit der KK, und Wolfgang Etter ergänzt: Eine Fertigungstiefe so flach als möglich beschert uns eine größere Flexibilität!
Das Unternehmen Bock ist heute in über 60 Ländern weltweit vertreten, wobei zu den bisherigen Kooperationen mit Handelspartnern vor allem im zurückliegenden Jahrzehnt eigene Firmengründungen wie in Singapur, Indien (jeweils 1995), Osteuropa, Österreich, Malaysia, Frankreich (jeweils 2001), Thailand und Türkei (2002), Tschechien (2003) und China (2006) hinzukamen.
Gestartet mit 0 Mitarbeitern und einem relativen Umsatz von 10000 Euro im Gründungsjahr 1932 waren am Erfolg von Bock im Jahr 1938 schon 10 Mitarbeiter mit 100000 Euro Umsatz beteiligt; nach Umsatzsprüngen im Jahr 1957 (1,9 Mio. Euro, erzielt von 110 MA) sowie 1982 (13,5 Mio. Euro, erzielt durch 113 MA) liegt der weltweite Umsatz des Unternehmens Bock jetzt bei ca. 53 Mio. Euro, der durch die Arbeitsleistung von 290 Mitarbeitern erzielt wird.
Am 29. September wurde das BockJubiläum in Nürtingen als Festakt gefeiert
Dafür war der Unternehmensstandort Frickenhausen wohl doch nicht so richtig geeignet und der Oberbürgermeister von Nürtingen durfte für den Festakt seine Stadthalle zur Verfügung stellen: Mehr als 500 Teilnehmer hatten sich an diesem Samstagabend eingefunden, neben Kunden, Lieferanten und Freunden des Unternehmens wurde auch den Mitarbeiteren von Bock eine gehörige Referenz erwiesen. Denn ohne deren Motivation und Leistungskraft kann man ein Unternehmen wie Bock nicht erfolgreich in die Zukunft führen. P. W.
* Wolfgang Etter, Geschäftsführer der Bock Kältemaschinen GmbH