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Einladung zum Hören, Sehen, Fühlen

4. Altenstädter Kältetage 2009

Wesentliche Programmpunkte waren vier Fachvorträge zu aktuellen Entwicklungen, der Kältetechnik, das Kennenlernen der Firma durch geführte Besichtigungen der Fertigung und der freie Besuch von Themeninseln zu aktuellen kältetechnischen Fragen. Durch die Vielfalt des Programms und die vier Vorträge sowohl am ersten als auch am zweiten Tag konnte jeder Teilnehmer seine Zeit selbst einteilen und es war gewährleistet, dass sich die 380 Personen nie auf die Füße traten. Den Rahmen bildeten die Räume für Fertigung, Lager und Verwaltung im Teko-Neubau von 2009.

Zur Eröffnung traten die Geschäftsführer Kurt Kohr und Edgar Holzhäuser aufs Podium und begrüßten die Gäste. Sie versprachen ein umfangreiches Programm, das an konkreten realen Aufgaben des Unternehmens ausgerichtet sein würde. Ferner brachten sie die Freude über die schon gleich zu Anfang erkennbare hohe Resonanz auf die Einladung zum Ausdruck und gaben den Teilnehmern mit auf den Weg, die beiden Tage gut zu nutzen und möglichst im Gedächtnis zu behalten. Beide wiesen auf die guten Ergebnisse der aktuellen technischen Entwicklungen hin, die durch die intensive Zusammenarbeit der verbundenen Unternehmen Teko Gesellschaft für Kältetechnik mbH, Wurm GmbH & Co. KG Elektronische Systeme und GTM Gebäudetechnikmanagement GmbH entstanden sind.

Vier Fachvorträge auf hohem Niveau

Den Reigen eröffnete der langjährige Teko-Elektronik-Entwickler Heiko Sittinger (Produktmanager Wurm-Systeme) zur Thematik Heizen ohne Heizung mit KWK, wobei das Kürzel nicht für die geläufige Kraft-Wärme-Kopplung, sondern für Kälte-Wärme-Kopplung steht. Er stellte die Vernetzung der Wärmeströme in einem Supermarkt dar, die bei Teko gemeinsam mit den Partnerfirmen GTM und Wurm entwickelt wurde. Die Wärmeströme in einem 800 m²-Supermarkt erfordern bisher z.B. eine konventionelle Gas- oder Ölheizung von bis zu 60 kW. Dabei sind in einem Supermarkt viele Wärmequellen vorhanden, die zum Erreichen einer behaglichen Raumtemperatur beitragen können, wie z.B. Backöfen, Beleuchtung, Personenwärme und die Abwärme der Kälte- und Lüftungstechnik. Das Teko-KWK-System nutzt diese Quellen und verzichtet gänzlich auf eine konventionelle Heizung.

Die erforderliche Warentemperatur steht als Grundbedingung am Anfang der Kette, die Abwärme der Warenkühlung geht in die Raumheizung und Brauchwassererwärmung. Bei tiefen Außentemperaturen unterstützt eine Wärmepumpenfunktion die Heizung mit Außenluft als Wärmequelle, indem als hauseigene Entwicklung ein Teil der Verflüssiger zum Verdampfer wird; bei hohen Außentemperaturen gibt es eine Klimaschaltung. Richtig gesteuert wird das Ganze durch eine integrierte übergeordnete Gebäudeleittechnik. Mit effizienten Komponenten namhafter deutscher Hersteller verdient die Anlage das Prädikat Made in Germany zu Recht.

Die Anlageninvestition stellt sich gegenüber der konventionellen Lösung als kosten­neutral dar, wobei die Energieeinsparungen und der CO2-Ausstoß deutlich gesenkt werden konnten. Eine Heizzentrale entfällt, indem diese Aufgabe von der Kältezentrale mit übernommen wird, und damit kann auch auf Schornstein, Gasanschluss und weitere Komponenten der Heizung verzichtet werden.

Dann sprach Bernhard Schrempf vom TÜV Süd in München zur aktuellen Fassung der DIN EN 378 Kälteanlagen und Wärmepumpen Sicherheitstechnische und umweltrelevante Anforderungen. Darunter fallen stationäre und ortsveränderliche Kälte- und Klimakälteanlagen und Wärmepumpen, indirekte Kühl- und Heizsysteme sowie der Aufstellungsort der Anlagen.

Eine Kälteanlage ist eine überwachungspflichtige Anlage und der Hersteller hat eine Sicherheitsanalyse zu erarbeiten. Die Anlage stellt ferner ein Arbeitsmittel nach Betriebssicherheitsverordnung dar und die zugehörigen Unterlagen unterliegen einer 10-jährigen Aufbewahrungspflicht. Die Norm gilt nicht für Ex-Schutz-Anforderungen, nicht für Sorptionsanlagen und sie gilt nicht rückwirkend. Zur kältetechnischen Einrichtung im Sinne der Norm gehören alle Bauteile einer Anlage sowie die gesamte erforderliche Ausrüstung. Gerade bei dieser Passage gab es schon einen deutlichen Aha-Effekt bei den Zuhörern.

Bereits mit der Aufgabenstellung für eine neue Anlage sind die Gefährdungen für Personen, Sachen und Umwelt auf ein Mindestmaß zu reduzieren, wozu u.a. die Kältemittel-Füllmenge so gering wie möglich zu halten ist, um die Anforderungen aus der Produkthaftung zu erfüllen. Als Beispiele für unzureichende Sicherheit nannte Schrempf, unterstützt von sehr anschaulichen Bildern, Verdichterschäden durch Flüssigkeitsschläge oder ausgebrannter Kühlschrankschaum.

Die Sicherheitsanalyse des Herstellers umfasst die Druckfestigkeit, die Dichtheit und die Funktion aller Bauteile einschließlich der Prüfung der Sicherheitseinrichtungen zur Druckbegrenzung. Zum leidlichen Problem der Nachweise für Rohrleitungen und Fittings empfahl Schrempf, man solle sich diese Komponenten vom Lieferanten als geeignet bescheinigen lassen. Dazu gehöre auch, lösbare Verbindungen nur bei unbedingter technischer Notwendigkeit zu verwenden, Rohrleitungen und Verbindungen zugänglich zu verlegen und die Schwingungs- und Herunterfallprüfung sowie die Transportprüfung nicht zu vernachlässigen.

Zu den Bedingungen für den Schutz von Personen zählt die Aufstellung der Kälteanlage in einem gesonderten Maschinenraum und schließlich ist der Betreiber für alle Belange der Anlagensicherheit nach der Übernahme vom Errichter verantwortlich. Dazu gehört der Betrieb der Anlage, deren Instandhaltung und Instandsetzung sowie die Kältemittelüberwachung einschließlich der Sorge um dessen Rückgewinnung und Wiederverwendung. Der Errichter muss auf die Notwendigkeit einer ausreichenden Unterweisung des Betreiberpersonals hinweisen und der Betreiber hat die zuständige befähigte Person zu benennen. Schließlich ist der Betreiber verpflichtet, bei Kältemittel-Füllmengen über 3 kg ein Anlagenprotokoll zu führen und es zeitnah auf dem Laufenden zu halten. Darin sind alle Instandhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen und die Kältemittelfüllsituation festzuhalten. Das Mischen unterschiedlicher Kältemittel innerhalb einer Anlage ist unter keinen Umständen zulässig.

Das Fazit dieses inhaltsschweren Beitrages haben die meisten Zuhörer für sich gezogen: Als Kältetechniker hat man die neue Norm gründlich zu studieren, für ihre Einhaltung alle notwendigen Schritte zu gehen und vielleicht sollte man zur leichteren Verinnerlichung des Inhaltes eine entsprechende Schulung besuchen.

Im folgenden Vortrag stellte Dr. Horst-Peter Wurm von der Remscheider Wurm GmbH & Co. KG das neue Regelverfahren Frigotakt plus vor, das durch eine ganzheitliche Online-Optimierung stets den günstigsten Betriebspunkt für den besten COP der Anlage sucht. Seit über 100 Jahren wurden die Kühlstellen mit Thermostaten geregelt und die Verbunde mit Stufenschaltung. Die Einführung der Elektronik ermöglichte den Ersatz des elektromechanischen Thermostaten durch elektronische, ohne dass zunächst jedoch die prinzipielle Funktion anders war.

Erst die leistungsfähigen Microcontroller der neuesten Hardware-Generation können durch verteilte Intelligenz zu hoher Rechenleistung verbunden werden. Alle Kältekomponenten der Gesamtanlage werden mit ihren jeweils gültigen spezifischen Kennlinien nun online modelliert. Damit wird stets der energetisch günstigste Betriebspunkt der Gesamtanlage ausgewählt. Ein besonderer Vorteil ist, dass Frigotakt plus Hinweise auf Schwachstellen ermöglicht, die nach Beseitigung eine weitere Effizienzverbesserung gestatten. Frigotakt plus ist ein ganzheitlicher Lösungsansatz, der Klimaschutz, Warenqualität und Kostenkontrolle stets im Blick behält.

Der vierte Vortrag zu Methoden der Lecksuche an Kälteanlagen war als Themenvorführung angekündigt und der Referent Ingo Kluge von der Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik in Maintal bot mit seinem technischen Assistenten tatsächlich einen lehrreichen Experimentalvortrag. Dabei ging es darum, die verschiedenen in Gebrauch befindlichen Lecksuchverfahren zu bewerten und in Relation zu den hohen Erwartungen der Dichtheitsprüfung von Kälteanlagen zu stellen. Die verschiedenen Verfahren wurden dabei praktisch vorgeführt und die Ergebnisse bewertet. So ist manchem Zuhörer dabei bewusst geworden, wie unbrauchbar einige in der Praxis durchaus übliche Methoden sind. Nur einige Beispiele:

  • Der Blasentest unter Wasser kann die Bedingungen für ein Einzelleck von 5 g/a nur erfüllen, wenn man weniger als eine Blase je vier Minuten aufsteigen sieht. Es leuchtet ein, dass dies praktisch kaum realisierbar ist, zudem man zum Erkennen der Blase auch noch ein speziell hergerichtetes Wasserbecken benötigt.
  • Die Druckhalteprobe mit Überdruck liefert bei der sehr genau erforderlichen Differenzdruckermittlung von 1 mbar, was kaum realisierbar ist, ein Jahresleck von 439 g/a und ist damit unbrauchbar.
  • Noch schlechter geht es bei der Vakuum-Druckanstiegsprüfung auch um 1 mbar, was einem Leck von ca. 150 kg/a entspricht.

Die praktische Vorführung der Prüfung verschieden großer Lecks sollte dann deutlich machen, durch wie kleine Lecks sehr viel Kältemittel entweicht. Eine Glaskapillare von 50 μm Durchmesser lässt bei einer Druckdifferenz von 2 bar immerhin 10 kg/a R 134a hindurchströmen und eine 10 μm-Kapillare bei 4 bar immerhin noch 50 g/a. Das elektronische Lecksuchgerät gab das akustisch unüberhörbar zu verstehen. Daraus wird deutlich, wie klein ein Leck sein muss, das nur 5 g/a hindurchlässt, was schließlich nur mit guten elektronischen Lecksuchgeräten bei kontrollierter Umgebungsatmosphäre bestimmbar ist.

Die Vorführung schloss mit dem Appell an die Kältetechniker, die Lecksuche sehr ernst zu nehmen, die neueste Technologie dafür zu verwenden und wachsam zu sein, dass diese Tätigkeit nur von qualifiziertem Personal (selbstverständlich im Besitz des echten Kältescheins) durchgeführt wird.

Themeninseln zu Innovationen

Die während der zwei Tage ganztägig und kompetent betreuten Themeninseln widmeten sich folgenden Themen:

Im Mittelpunkt stand die Darstellung verschiedener Kältemittel bei in Betrieb befindlichen einstufigen und Kaskadenanlagen, nämlich CO2, NH3, Kohlenwasserstoffe, R 134a und R 404A.

Unter dieser Rubrik gab es unterschiedliche Supermarktausrüstungen zu sehen, sogar ein eingerichtetes Obst- und Gemüseregal war ausgebaut, in dem man sich auch gleich am schmackhaften Obst bedienen durfte. Die CO2-Tiefkühlung in Kaskadenschaltung mit einer R 134a-Normalkühlstufe stellt dabei eine ganz aktuelle Lösung dar.

Zu diesem Thema gehörte auch die Präsentation der Auszubildenden, die eine kleine Kälteanlage zur Bierkühlung (mit ständigem Ausschank) zeigten, welche mit dem Kältemittel Propan arbeitete. Eine zweite kleine Anlage aus der Lehrwerkstatt kühlte und vereiste das Teko-Logo.

Die Ausbildung des Nachwuchses gehört übrigens zu den Stärken des Unternehmens. Seit 2007 gibt es eine spezielle Ausbildungswerkstatt, in der gegenwärtig acht Mechatroniker für Kältetechnik ausgebildet werden. Ein Landessieger Hessen im Ausbildungswettbewerb, der sich nun auch dem Bundeswettbewerb stellte, kommt aus dieser Werkstatt.

Die Darstellung der Entwicklungsergebnisse zu optimalen verdichterspezifischen Leistungsregelungsverfahren war besonders interessant, wobei die Teko-Entwickler der Drehzahlsteuerung mittels Frequenzumformer oder Zylinderbankabschaltung zwei Neuerungen hinzugefügt haben: erstens die vierstufige Sauggasabsperrung der Einzelzylinder eines Vierzylinderverdichters. Dazu wurde für den entsprechenden Verdichter eine spezielle Platte zwischen Zylinder und Zylinderkopf mit den Betätigungselementen integriert. Und zweitens wurde die getaktete Absperrung in so feinen Stufen entwickelt, dass man von nahezu stufenloser Leistungsregelung sprechen kann.

Als Vergleich dient ein drehzahlgeregelter Octagon-Verdichter, der bis zur Antriebsfrequenz von 87 Hz zugelassen ist, was auch als Nennwert für die verglichene Auslegungskälteleistung dient. Die Drehzahlregelung ist zwar bei hohem Teillastanteil einzeln betrachtet den beiden neuen Verfahren überlegen, aber diese neuen mechanischen Volumenstrom-Managementsysteme erweisen sich als sehr einfache und kostengünstige Alternative zur Drehzahlregelung. Auch die Kombination des Frequenzumrichterantriebs und der mechanischen Verfahren bei Verbundanlagen kann sich als vorteilhaft erweisen.

Eine letzte sehr praktisch orientierte Themeninsel war ständig umlagert und der Betreuer Heinz Marquardt (unabhängiger Verdichterexperte) hatte immer wieder die vorgestellten schadhaften Verdichter zu erklären. Er kennt sich mit Verdichtern und ihren Ausfallerscheinungen und -ursachen aus und war ein sachkundiger Gesprächspartner für alle Fragen zu Ausfällen durch oder wegen Verunreinigungen, Kältemittelanreicherung, Kupferplattierung, Lagerfressern und Motorbränden.

Ein moderner Betrieb

Die Besichtigung der Fertigungseinrichtungen in der neuen, lichten und großräumigen Halle führten Wolfgang Jakob (Gesamtverkaufsleiter) und Alfred Pfeil (Produktionsleiter). Sie gaben einen Einblick in den Fertigungsablauf vom Lager der Kaufteile und der Eigenfertigungskomponenten bis zur Auslieferung der fertigen und geprüften Produkte. Die Vielfalt von ca. 600 verschiedenen Anlagen und weiteren 700 Varianten sowie zusätzlichen reinen Projektgeschäften erfordert nicht nur eine präzise Fertigungssteuerung, sondern auch ein umfangreiches Lager, aus dem heraus die Zusammenstellung aller Teile auf einem speziellen Teilewagen für jeweils ein Produkt erfolgt.

Der Fertigungsfluss ist auf mehrere parallele Fertigungslinien aufgeteilt. Die bis zu 90 Mitarbeiter in der Fertigung sind alle kältetechnisch zertifiziert, so dass eine große Flexibilität für ihren Einsatz am Arbeitsplatz besteht. Die Prüfungen, die von der DIN EN 378 verlangt werden, sind Bestandteil des Fertigungsablaufes, wobei die Dichtheitsprüfung nach den üblichen Vorprüfungen mit Luft (hier Vakuumstandzeit) zunächst die groben Fehler herausfiltern soll. Die Feinprüfung mit elektronischem Lecksuchgerät und Kältemittel R 134a erreicht die Nachweisgrenze von 1 g/a. Da aber eigentlich erst wirklich dichte Anlagen mit Kältemittel befüllt werden dürfen, wird die Einführung der sehr genauen Heliumleckprüfung vorbereitet. Die fertig montierten und dichten Anlagen werden zum Abschluss einem kältetechnischen Prüflauf unterzogen, nach dessen Bestehen die Bereitstellung zum Versand erfolgt.

Fazit

Teko hat an den zwei Tagen der 4. Altenstädter Kältetage ein umfassendes fachliches und gesellschaftliches Programm geboten, das auf dem erfolgreichen Wirken des Unternehmens basierte. Das Unternehmen ist nicht nur in Altenstadt gewachsen, sondern auch in der Familie der global agierenden Firmen angekommen. Seit der Gründung der ersten Niederlassungen in Russland und Polen im Jahre 2000 gab es weitere Fortschritte, insbesondere vertriebsseitig seit 2005 unter einem Dach mit Reiss. Auch dadurch ist Teko in weiten Teilen Europas vertreten. Andererseits ist und bleibt Teko ein mittelständisches Unternehmen, das die Kundebetreuung und -beratung im Fokus hat. Das hat sich an diesen beiden Tagen wieder eindeutig bestätigt. U. A. -

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