Wirtschaft und Politik jammern, dass Deutschland qualifizierte Leute fehlen. Wer näher hinschaut, hat Mühe, den Mangel zu finden. So formulierte Kerstin Witte-Petit den Einstieg in einen ganzseitigen Artikel am 22. Januar in der Sonntagsausgabe der RHEINPFALZ. Und dann beginnt die Autorin mit einem nicht ganz so ungewöhnlichen Alltagsbeispiel: Ein Ingenieur antwortet auf eine Stellenanzeige. Nach fünf Wochen Warten auf eine Eingangsbestätigung ruft er im Unternehmen an. Die Dame am Telefon fühlt sich gestört. Ja glauben Sie denn, Sie sind der einzige Bewerber?, fertigt sie ihn ab. Als er nachfragt, wann mit einem Fortgang der Dinge zu rechnen sei, wird sie pampig: So ungeduldige Leute wie Sie können wir hier sowieso nicht gebrauchen.
So weit zu den durchaus nicht unüblichen Verhaltensweisen vonseiten der Stellen anbietenden Unternehmen. Jeder, der sich schon ein oder gar mehrere Male auf eine Stellenanzeige beworben hat, kennt solche Reaktionen resp. Nicht-Reaktionen: wochenlanges Warten auf Antwort, Nichtrücksendung von Bewerbungsunterlagen oder gar überhaupt keine Reaktion. Geht man so mit den ach so begehrten Fachkräften um? Eine Firma muss sich heutzutage eigentlich bei den Bewerbern bewerben, fordert Axel Haitzer, Unternehmesberater und Autor von Bewerbermagnet ( https://www.quergeist.de/ ). Die Praxis sieht anders aus.
Ingenieure werden immer wieder und gerne genannt, wenn die Wirtschaft über Fachkräftemangel klagt. Für 2011 errechnete das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) eine Fachkräftelücke von 166 000 Personen. 30 Milliarden Euro koste der Fachkräftemangel den deutschen Mittelstand, wollen die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young errechnet haben. Das IW kommt immerhin auf 28,5 Milliarden Euro. Die Zahlen suggerieren, der Fachkräftemangel sei eine gefährliche Wachstumsbremse. Doch Statistiken sind nur die eine Seite der Medaille und die Zusammenstellung der Zahlen häufig recht zweifelhaft.
Speziell der vielzitierte Mangel an Ingenieuren spielt eine wichtige Rolle in einem Bericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) vom November 2010, der für Wirbel sorgte. Karl Brenke, der Autor des Berichts ( https://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.../10-46-1.pdf ), bezeichnet darin den Fachkräftemangel gar als Fata Morgana. Das gelte nicht nur für die Gegenwart, sondern auch mittelfristig. Gerade in technischen Berufen und im Ingenieurwesen seien die Ausbildungs- und Studentenzahlen so hoch, dass man die Absolventen möglicherweise später nicht unterbringen könne. Außerdem fragt der Autor, warum in den angeblichen Mangelberufen die Löhne nicht steigen, wie es eigentlich logisch wäre. Dazu passt aktuellerweise das in diesen Tagen gefällte Urteil der Karlsruher Verfassungsrichter, dass Professoren an deutschen Unis notorisch unterbezahlt sind!
Wie sieht es in der Kälte-Klima-Branche mit diesem Thema aus? Auch hier wird ja allerorten der Fachkräftemangel beklagt! Wie brennend ist das Thema tatsächlich? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Mailen Sie mir Ihre Meinung (simmert@diekaelte.de)! Ich freue mich auf Ihre Antworten.
Ihr
Markus Simmert