Ende Januar las ich auf Spiegel-Online einen Beitrag zum Thema Ausbildung. Unter der Überschrift Mit Hauptschulabschluss nimmt dich keiner“ beschreibt er die über fehlende Fachkräfte klagenden Unternehmen auf der einen Seite und die Tatsache, dass jedes Jahr Zehntausende Jugendliche ohne Lehrstelle bleiben auf der anderen. Letztes Jahr waren es dem Beitrag nach 80 000. Davon haben sich 75 Prozent für eine Alternative entschieden und sind z. B. weiter zur Schule gegangen. Ein Viertel ging leer aus. Es gibt regionale und bundesweite Programme. Die sollen helfen. Doch das funktioniert nur mit motivierten und einsatzbereiten Ausbildungswilligen. Rund 50 Prozent brechen auch solche Hilfen ab. Wie sieht es in unserer Branche aus? Ich habe in unserer Facebook-Gruppe (www.facebook.com/kk.die.Kaelte) nachgefragt.
Die Antworten sind natürlich nicht repräsentativ. Einer kommentierte, er nehme gerne Hauptschüler, da sie handwerklich begabt seien. Ein anderer schrieb, dass schlechte Leistungen in Mathematik für Probleme in der Berufsschule sorgen. So ähnlich klang es auch auf der VDKF-Sitzung in Cochem durch. Die Anforderungen an diesen Beruf seien schlichtweg zu hoch, sodass eigentlich nur Abiturienten diesen Job erlernen könnten. Stimmt das so? Ich meine, die Anforderungen sind hoch, aber auch Hauptschüler können das schaffen. Denn ein weiterer Kommentator erläuterte, dass er trotz Hauptschulabschluss seine Lehre erfolgreich und sogar vorzeitig beendet hat und inzwischen seinen Meister macht. Der Schulabschluss sagt also nichts darüber aus, wie man sich in der Berufswelt schlägt.
Ein anderer Facebook-Kälte“ schreibt, dass es wichtig sei, jedem die Möglichkeit zu geben, wieder auf die Spur“ zu kommen. Er stellte einen Hauptschüler mit echt schlechten Noten“ ein. Dieser Hauptschüler hat am Ende als bester Geselle in seinem Kammerbezirk abgeschlossen. Ein Einzelfall? Zumindest ein weiterer Beweis, dass es nicht darauf ankommt, wie schlecht ein Schüler war, oder wo er herkommt. Er muss wissen, wo er hin will, erkennen, dass ein neuer Abschnitt im Leben erfolgt und dass er besser sein kann, als sein Hauptschulzeugnis ihm zugestehen will. Wenn man das jetzt so liest, hängt der Erfolg eines Azubis von seiner persönlichen Entwicklung und stark von der Förderung seitens der Betriebe ab. Sie sind gefordert, den schwierigen Nachwuchs“ an die Hand zu nehmen und eine Vorbildfunktion zu übernehmen. Ein Praktikum wäre ein solider Anfang. Vielleicht kommt das dann mit dem Anstand, Respekt und Sozialverhalten auch noch. Das fehle nämlich oftmals, sagte ein weiterer Kommentator, der froh ist, wenn er den Brother-Slang“ der Jugendlichen versteht.
Und Sie? Worauf achten Sie, wenn Sie einen Azubi einstellen möchten? Was ist Ihnen wichtig? Schreiben Sie mir. Ich bin gespannt auf Ihre Meinung und Erfahrung.
Ihr
Dirk Rehfeld