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Das Messer in der Tasche

Ursprünglich wollte ich ja an dieser Stelle etwas Eigenwerbung für die KK-Fachtagung machen, doch dann bekam ich eine Pressemitteilung der Handwerkskammer Düsseldorf und des ASG-Bildungsforums in die Hand. Beide Organisationen hatten Anfang Februar gemeinsam eine Podiumsdiskussion zur aktuellen Finanzkrise veranstaltet. Bei ebendieser Podiumsdiskussion hatte Professor Dr. Norbert Walter, seines Zeichens Chefvolkswirt der Deutschen Bank, allen Ernstes die Meinung vertreten, staatliche Überregulierung sei die Hauptursache für die gegenwärtige Erosion der sozialen Marktwirtschaft. Die Marktwirtschaft ist von Aussterben bedroht. Eine fast vollständige Staatswirtschaft behindert die Wiederbelebung privater Eigentümer und privater Verantwortungsübernahme, so Walter.

Für wie blöd halten uns diese Banker eigentlich? Da bedroht die Zockerei und maßlose Gier der Herren Finanzkünstler ganze Volkswirtschaften und dann ist der Staat schuld, wenn sie dafür keine Verantwortung übernehmen. Aber Herr Walter meint das ja ganz anders: Er spricht nicht von den Banken, sondern nur von den anderen Unternehmen. Im Falle von Banken ist die Staatswirtschaft (gemeint sind unsere Steuergelder) natürlich willkommen und darf die Verantwortung in Form von Rettungsschirmen übernehmen bei vollem Lohnausgleich versteht sich (gemeint sind die exorbitanten Boni der Bankmanager). Das ist natürlich eine prima Idee: Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren. Aber bitte schön ohne Kommentar und Einmischung des Staates! So kann man soziale Marktwirtschaft natürlich auch definieren.

Es kann jedenfalls nicht sein, dass nun die Allgemeinheit und eben auch ein Großteil der Wirtschaft, nämlich der Mittelstand, also die meisten Handwerksbetriebe, darunter leiden. So sah das auch der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Rudolf Hickel: Die Kreditvergabe an die Wirtschaft habe zuletzt nicht mehr im Mittelpunkt der Bankgeschäfte gestanden, ein vermachteter Casino-Kapitalismus mit völlig überhöhten Renditeerwartungen sei an die Stelle seriöser Wertschöpfung getreten. Die Politik muss wieder die gesamtwirtschaftliche Führungsrolle übernehmen. Wir brauchen mehr denn je die soziale Marktwirtschaft, die das Profitregime einschränkt.

Der Herr Professor von der Deutschen Bank bezog bei der Podiumsdiskussion übrigens nicht nur von seinem Kollegen Hickel ordentlich Prügel, sondern auch von zahlreichen der 450 Anwesenden. Marktwirtschaft ja, aber dann müssen die hohen Herren auch einmal selbst die Verantwortung übernehmen und persönlich zur Rechenschaft gezogen bzw. zur Kasse gebeten werden wie jeder kleine Unternehmer, wenn er Mist baut. Ich denke, wir müssen wieder verstärkt zu ethischen und moralischen Werten in der Volkswirtschaft zurückkehren.

Ihr

Matthias Schmitt