Die Geschichte der Bundesfachschule in Niedersachswerfen ist eng mit der Ge-schichte der Innungen verknüpft. Denn nach dem Fall der Mauer ergaben sich große Umwälzungen im Handwerk. Die geografische Nähe und der hohe Stellenwert der Ausbildung in Maintal veranlassten die Handwerkskollegen aus Thüringen, sich an die Landesinnung Hessen zu wenden. Diese half gerne, was am 15. Juni 1991 zur Gründung der Landesinnung Thüringen in Oberhof führte. Und nur kurze Zeit später begann die Planung für eine Erweiterung der Bundesfachschule am Standort Niedersachswerfen. Nach knapp einem Jahr und dem Aufbau des Lehrkörpers, ausnahmslos mit Lehrern aus den neuen Bundesländern, startete am 6. Mai 1993 der Schulbetrieb.
Vom ersten Tag an mit eigener Identität
Allen Verantwortlichen war von Anfang an besonders daran gelegen, der Bundesfachschule in Niedersachswerfen eine eigene Identität zu geben. Aus heutiger Sicht bleibt festzuhalten, dass es der richtige Weg war – und noch immer ist. So wurden am Standort Niedersachswerfen einige neue Ideen ent-wickelt, beispielsweise eine neue Form der Meisterausbildung. So startete am 2. September 1994 in Niedersachswerfen der erste Kurs mit der Meisterprüfungsvorbereitung im bekannten Teilzeitmodell mit Unterricht am Wochenende. Als dann Jörg Peters 1999 die Schulleitung in Niedersachswerfen übernahm, wurde eine Alternatividee geboren: die Meisterausbildung in Wochenmodulen. Diese neue Unterrichtsform, die intensive Lernphasen und Beruf verbindet, war sofort ein voller Erfolg. Und schon bald waren die Kapazitäten in Niedersachswerfen nahezu erschöpft. Die stetig wachsende Nachfrage sollte schließlich ein wesentlicher Faktor werden, weshalb ein größerer Neubau unausweichlich wurde.
Neubau in Harztor / Niedersachswerfen
So fiel Ende 2009 in die Zeit der Innungsfusion zur Landesinnung Hessen-Thüringen Kälte-Klima-Technik der Planungsbeginn für die Erweiterung der Bundesfachschule in Thüringen. Und mit dem neuen Standort in Harztor / Niedersachswerfen war die Entscheidung für einen Neubau auch schnell gefallen. Das Areal von 20 000 m2 ist nahe der A38 verkehrstechnisch ideal gelegen und bot vor allem die Voraussetzungen, eine moderne Bildungseinrichtung ganzheitlich für die Zukunft zu konzipieren. 2010 begann der Bau mit dem ersten Spatenstich. Ein Jahr später folgte die Grundsteinlegung und am 24. Mai 2013 wurde das 3 600 m2 große Prachtstück feierlich eröffnet.
Zum dortigen Bildungsprogramm mit Meisterausbildung, der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung, den Modulen sowie zahlreichen Seminaren und Sonderschulungen kam im gleichen Jahr die Fortbildung zum staatlich geprüften Techniker Fachrichtung Kälte- und Klimasystemtechnik hinzu. Damit folgte das Angebot der Nachfrage auf ganzer Linie, die Auslastung der neuen Schule war gesichert. Für Geschäftsführer Manfred Seikel ging mit dem neuen Standort Harztor / Niedersachswerfen zum Ende seiner operativen Tätigkeit ein Traum in Erfüllung. Sein Nachfolger, Jörg Peters, räumte anlässlich der Einweihung ein, dass die neue Bundesfachschule eines der schönsten Dinge ist, die er in 21 Jahren gemeinsam mit dem Kollegium aufbauen und gestalten konnte.
Der BFS-Standort Leonberg
In der Zeit des Neubaus in Harztor / Niedersachswerfen vollzog sich an einer anderen Landesgrenze ebenfalls Bemerkenswertes. Schon seit weit über 20 Jahren hatte sich eine sehr enge Zusammenarbeit zwischen den Landesinnungen in Hessen und Baden-Württemberg entwickelt, was sich insbesondere bei der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung zeigte. So haben die Auszubildenden aus Baden-Württemberg ihre Landesfachklasse am Berufsschulzentrum Leonberg und werden überbetrieblich seit vielen Jahren an der Bundesfachschule in Maintal unterrichtet. Die gemeinsamen Innungsinteressen und die Zusammenarbeit in der beruflichen Bildung waren im Januar 2013 mit ausschlaggebend für die Innungsfusion zur heutigen Landesinnung Kälte-Klima-Technik Hessen-Thüringen/Baden-Württemberg. Bereits vorher, im September 2013 eröffnete die Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik in eigenen Räumen am Berufsschulzentrum Leonberg ihren dritten Standort. Sehr zur Freude der Kollegen in Baden-Württemberg. Seither finden dort die Meisterausbildung in Wochenmodulen und bestimmte Überbetriebliche Lehrlingsunterweisungen statt.
Das Bildungsangebot heute
Mit den Standorten in Maintal, Harztor /Niedersachswerfen und Leonberg hat sich die Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik in den letzten 50 Jahren zum nationalen und internationalen Schulungsanbieter für die Aus-, Fort- und Weiterbildung in allen Bereichen der Kälte- und Klimatechnik entwickelt. Insgesamt sind dort heute über 50 festangestellte Mitarbeiter sowie 20 Honorardozenten tätig. Jedes Jahr wird das Bildungsangebot inklusive aller Inhouse-Seminare und Sonderlehrgänge von tausenden Personen genutzt. Und in den letzten 30 Jahren konnten Menschen aus über 60 Ländern(!) ausgebildet werden.
In diese Dekade fällt auch eine andere Pioniertat – das bis heute einmalige Duale Studium zum Bachelor für Kälte- bzw. Klimasystemtechnik an der Europäischen Studienakademie Kälte-Klima-Lüftung (ESaK) in Maintal. Für die Realisierung mussten besonders dicke Bretter gebohrt werden, worüber der abschließende Teil 3 der Miniserie in der nächsten KK berichtet.
Der Goldene Kälteblick“
Die KK-Serie 50 Jahre BFS und 10 Jahre ESaK“ fasst Abrisse und Highlights aus den vergangenen 50 Jahren zusammen. In diese Zeit fallen zahlreiche weitere Entwicklungen und Begebenheiten – sowohl das Bildungsangebot als auch das Kälteanlagenbauerhandwerk betreffend. Zum Doppeljubiläum von BFS und ESaK hat die Bundesfachschule mit dem Goldenen Kälteblick“ daher eine umfassende Dokumentation erstellt. Die Festschrift fasst die gesamte Geschichte der Bundesfachschule Kälte-Klima-Technik sowie der Europäischen Studienakademie Kälte-Klima-Lüftung bis heute zusammen und spiegelt bemerkenswerte Schritte der Organisation des Kälteanlagenbauerhandwerks in Hessen, Thüringen und Baden-Württemberg wider. Sie kann kostenlos angefordert werdenüber bfs.mtl@bfs-kaelte-klima.de mit dem Stichwort Goldener Kälteblick“ und der Angabe Ihrer Lieferanschrift.
Fußnoten
150 Jahre BFS und 10 Jahre ESaK – Teil 1 Wie alles begann“; KK 11/2015