Um Faktor 3 muss gespart werden, sagte Michael Kaufmann, Vizedirektor des Bundesamtes für Energie, in seinem Einführungsvortrag. Ziel sei die 2000-Watt-Gesellschaft. Derzeit liege der Energieverbrauch auf die Einzelperson heruntergerechnet deutlich über 5000W. Erheblicher Handlungsdruck ginge von einer künftigen Stromversorgungslücke aus, weil sich langfristige Lieferverträge mit Frankreich für Elektrizität aus Kernenergie dem Ende zuneigen.
Beim Erreichen der Einsparziele sei eine ganzheitliche Betrachtung erforderlich, in die beispielsweise auch der Energiebedarf durch Erschließung von Wohnraum eingehen müsse. Es sei einfach ein Unterschied, ob ein Wohngebiet mit der Tram erreichbar ist oder ob eine Familie drei Autos braucht. Kaufmann mahnt Versäumnisse an: Wir haben unser Geld in die Ölländer exportiert, anstatt es in unsere eigene Wirtschaft zu stecken. Drei politische Instrumente sollen die Schweiz jetzt zum Ziel führen:
- Förderungen
- Vorschriften zur Definition von Mindeststandards
- Energieabgaben
Stark gefordert sei dabei die Kältebranche aufgrund der hohen Einsparpotenziale.
Maßnahmen zur Steigerung der Effizienz
Über den Nutzen einer gesamtheitlichen Planung für alle Marktteilnehmer referierte Beat Schmutz, Vorstand SVK und Geschäftsführer der SSP Kälteplaner AG: Wer hat es nicht schon erlebt, dass die Heizung in Betrieb ist und gleichzeitig Abwärme der Kälteanlage über Dach abgeführt wird? So etwas müsse in Zukunft durch eine gesamtenergetische Betrachtung vermieden werden.
Als Beispiel führt er den Energieverbund in Schlieren an, einer Stadt nahe Zürich, wo eine Wärmepumpen-Zentrale für Fernkälte und Fernwärme das gesamte Stadtgebiet versorge. Doch auch in kleineren Dimensionen lohne sich die gesamtheitliche Betrachtung. Wo Kälteanlagen in Betrieb seien, gebe es oft Nachbargebäude, die Abwärme zur Heizung nutzen könnten. Bei solchen Vorhaben seien jedoch Hemmnisse zu überwinden wie die Aufteilung bei der Finanzierung, Schnittstellendefinitionen und die Gefahr einer gegenseitigen Abhängigkeit. Damit es auch in der Praxis funktioniert, schlägt Schmutz vor, sich an das sogenannte KISS-Prinzip zu halten: Keep it simple and smart.
Die Stromindustrie im Spannungsfeld zwischen Energieeffizienz und Energieabsatz war das Thema von Urban Frei, Geschäftsführer der Atel Eco Services AG, die vom Energieversorger Atel gegründet wurde. Als Motivation für einen Versorger, sich für die Energieeffizienz zu engagieren, nennt Frei mehrere Motivationen. Zunächst soll die Schweizer Energiepolitik unterstützt werden, die durch Wachstum sowie Substitutionseffekte einen steigenden Bedarf für elektrische Energie erwartet, der zu kompensieren sei. Dann sieht der Versorger die Effizienz auch als Geschäftsfeld mit wirtschaftlichem Potenzial. Sie schaffe Arbeitsplätze, erhöhe die Wettbewerbsfähigkeit durch Erhöhung der Deckungsbeiträge und schließlich sei damit auch ein Imagegewinn verbunden.
Neben der Realisation von Leuchtturmprojekten will das Unternehmen maßgeschneiderte Lösungen entwickeln. Ein Stichwort ist die Konzeption, die vor der Planung einsetzen sollte. Denn gerade in dieser frühen Projektphase sei die Hebelwirkung, die über Gesamtenergiekosten entscheide, am größten. Als Schwachstelle bei der Erschließung von Effizienzpotenzialen sieht Frei den Ausbildungsstand des Betriebspersonals.
Neben weiteren interessanten Vorträgen mit Referenten aus der Industrie gab es einen Workshop, bei dem die Forumsteilnehmer, größtenteils Handwerker, Planer und Betreiber, um ihre Einschätzungen befragt wurden. Den Workshop leitete Thomas Lang, K.M. Marketing in Winterthur.
Nach den Ergebnissen ist die Hälfte der Befragten überzeugt, dass in den vorhandenen Kältenlagen über 20% Einsparpotenziale stecken. Knapp die Hälfte erwartet immerhin 10 bis 20%. Eine überwältigende Mehrheit ist zudem der Meinung, dass sich durch jährliche Wartungen 10 bis 20% Energie einsparen ließen. Fragen wurden auch zum Nutzen konkreter Maßnahmen gestellt. So bestätigte die Mehrheit, dass sich durch die Steuerung des Verdichtungsenddrucks Einsparungen zwischen 10 und 15% erzielen ließen. Bei modernen Abtausteuerungen seien dies 5% und mehr.
Als Gründe, warum nicht optimiert werde, nannten die meisten Fachleute, dass der Aufwand als zu hoch eingeschätzt werde und dass bei den Betreibern das Wissen um die Möglichkeiten fehle. U.B.-
Kommentar
Besonders interessant beim Workshop von Thomas Lang fand ich die Antworten auf die Frage: „Wo würden Sie ansetzen?“
Verschärfung der Gesetze, Vorschreiben der Abwärmenutzung, Wartungspflicht (Vignette), Kontrollen, Sanktionen, Bußen, Gebühren und notfalls Betriebsschließungen wurden genannt. Dies ist wahrscheinlich ein Punkt, an dem sich die Schweiz und das restliche Europa unterscheiden oder böse gesagt, wo wir einen Schritt weiter sind: In Deutschland dürfte dank EU die Freude an Überregulierung, Überwachung und einem alles überwuchernden Bürokratismus bis auf wenige Ausnahmen der Vergangenheit angehören.U.B.-